Sanfte Sensationen: Das Stifter-Jahr 2005

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Zur 200. Wiederkehr von Adalbert Stifters Geburtstag ehrt Oberösterreich den großen Dichter aus dem südböhmischen Oberplan durch ein grenzüberschreitendes Projekt. In mehr als 130 Veranstaltungen und Ausstellungen mit verschiedenen Partnern in Oberösterreich, Südböhmen und Ostbayern werden die zahlreichen, mitunter widersprüchlichen, aber oft überraschenden Facetten des Phänomens Stifter aus Sicht der Gegenwart beleuchtet.

Stifters Natur ...

Die im imposanten Stadel des Meierhofes von Stift Schlägl für alle Sinne inszenierte Schau betreten wir über die obere Etage und werden sogleich an die Kindheit des Dichters, umsponnen von den Märchen und Mythen des Böhmerwaldes, erinnert. Zu dieser ersten Erlebniswelt gehört auch die Natur als ein "Buch Gottes", dessen Rätseln er später ebenso nachgehen wird wie er aktuelle Forschungsergebnisse seiner Zeit mit ihren umwälzenden politischen und technischen Veränderungen in seinen Werken verarbeitet. Hellsichtig sagt er sogar deren katastrophale Folgen für Mensch und Natur voraus.

Vorbeikommend an "schrecklich-schönen" Naturzitaten, an Textsäulen, Hörstationen und Seitenräumen - Natur erlebt er ja nicht nur "idyllisch", sondern auch in ihrer Gewalt -, gehen wir über eine Rampe abwärts in den "Turm des Wissens", in dem es um philosophische Betrachtungen mit Stifter-Bezug geht. An unerwarteten Aspekten in Stifters Werk lernen wir die "Veredelung der Natur" und die den Dichter stets faszinierenden Wissenschaftsgebiete der Meteorologie, der Elektrizität und des Magnetismus kennen. Aber auch ökologische Bereiche werden thematisiert. Mit einem vielleicht neuen Stifterbild verlässt man die Schau.

Es lohnt sich jedoch, anschließend auch den neu angelegten "Adalbert Stifter Park" und die Stiftsausstellung "Alles, was göttlich ist" zu besuchen. Zum Schluss mag ein kühles Schlägler Bier in den Stiftskeller locken.

... und seine Exzentriker

Ein "Muss" ist auch der Besuch der zweiten Leitausstellung im Kloster Traunkirchen. Zu Stifters Exzentrikern und Utopisten gehören die absonderlichsten Gestalten, die skurril oder aufgrund einer psychischen Beschädigung auch tragisch anmuten. Ihnen kann man auf dem Weg durch das prächtig renovierte Kloster Traunkirchen begegnen. Prominentester Sonderling dürfte "Der Hagestolz" sein, stellt doch in der gleichnamigen Erzählung die Traunsee-Halbinsel den auf seiner Insel unzugänglichen Wohnsitz des kinderlosen, verknöcherten Greises dar. Man lernt u.a. seine und andere Geschichten durch Text- und Hörbeispiele kennen. Die Ausstellung am Traunsee, an dem sich Stifter ein "Tuskulum" erträumte, ist auch wegen der landschaftlich schönen Lage des Klosters und der Kirche mit der berühmten Fischerkanzel eine Reise wert.

Vom Grund aller Dinge

Stifters Naturperspektiven

Stift Schlägl - Meierhof

Bis 26. Oktober Di-So 9-18 Uhr

Nur Narr! Nur Dichter!

Adalbert Stifters Exzentriker

und Utopisten

Kloster Traunkirchen

Bis 26. Oktober Di-So 9-18 Uhr

Infos: www.stifter2005.at

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