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Schrifttum aus Tirol

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Wort im Gebirge. Herausgegeben von Josef L e 11 geb, Hermann Lechner, Friedrich Punt. Folge III. TyrollarVerlag, Innsbruck-Wien 1951. 202 Sölten.

Diese Anthologie bringt sechzehn Autoren mit neunzehn Beiträgen: sieben lyrischen Zyklen, vier Skizzen, ein Kapitel aus einem Roman und einer Biographie, drei Novellen, ein Märchen und zwei literarkriti6che Essays. Um es gleich vorwegzunehmen — inhaltliche Fülle und Niveau sind in mancher Hinsicht erstaunlich hoch, sie sind einem schönen Ernst und einer gegenständlichen Gei6tigkeit zugetan.

Josef Lengeb eröffnet den Band mit einer eingehenden Trakl-Studie, die mit großem Fleiß das Wortkunstwerk des an der Schwelle vom Impressionismus zum Expressionismus stehenden Dichters aufdeckt, im allgemeinen das Besondere sichtet ordnet. Seine Formulierungen sind verblüffend in ihrer exakten Prägung, (Trakls Satz sei „der Rand um ein Bild“; die Anwendung seiner -adjektivischen Bezeichnungen hebe die realistische Wirklichkeit aui, um sie durch eine magische zu ersetzen; 6ein Gedicht 6ei stärker als der Verstand und „man fühlt, daß sein Geheimnis tiefer beglückt als seine Entschleierung“ — eine äußerst zutreffende, sich auf die Essenz der Lyrik beziehende Bemerkung ) Hier ist wirklich „Die Trakl-Welt“, und es ist schwer vorstellbar, Tieferschürfendes in dieser Hinsicht von anderer Seite zu erwarten. — Der zweite außergewöhnliche Beitrag scheint mir Herbert Mumelters Novelle „Geisterstunde“ zu sein. Es handelt sich hier um eine substantiierte These — auferlegte Pflicht und Gewissen — die mit einer zentrumgerichteten Handlungsspitze das Problem innerer Freiheit im letzten Krieg sondiert und es mit dem Symbol des dostojew-skischen „Großinquisitor“ einer Heilung zuführt. — Schön ist auch Hugo Neugebauers chinesisches Märchen, seltsam berührend sind die, Besinnlichkeiten Alma Holgersens und Gertrud Fu6seneggers. — Die Lyrik dieses Sammelbandes kann die Höhe der erwähnten Prosa nicht ganz halten. Obwohl Empfindung und Gedanken an Aufrichtigkeit nichts zu wünschen übrig lassen, gebricht es an Gestaltung, die das Subjektive in ein objektiv Einmaliges zu formen vermöchte. Freie Anordnung und rhetorische Brücken bedeuten tekto-nische Mittel, an denen sich da6 Echo, nicht der reine Klang bricht. — Der Band schließt mit einer Studie Friedrich Punts über Ludwig Fickers Lebenswerk, einem sehr verdienstlichen und aufschlußreichen Essay über den

Begründer des „Brenner“, wobei der Horizont seiner Zeitgenossen und Gegenspieler perspektivisch bezeichnend beleuchtet wird. — Die Fortsetzung dieser Folgen wäre äußerst begrüßenswert, wohl auch deshalb, weil der lockere Rahmen dem freien Kräftespiel reich-gegliederter Individualtiäten keinerlei Beengung bedeutet.

Prof. Dr. Thomas O. Brandt, Collorado-College

Frohe Melodie. Von Daniele Vare. Paul-Zsolnay-Verlag, Wien. 400 Seiten.

Vare bringt auch in diesem Roman seinen großen persönlichen Charme, seinen Humor und 6eine feine Beobachtungsgabe nicht weniger zur Geltung aLs in den früheren Werken, unter denen namentlich jene köstlichen Erzählungen aus China ihm einen so weiten Leser- und Freundeskreis gewonnen haben. „Frohe Melodie* Ist eine Liebesgeschichte, die in Mailand im Jänner 1859, also wenige Monate vor dem Abzug der

Österreicher au6 der Lombardei, ihren Anfang nimmt. Das Schicksal hat die Liebenden, einen ritterlichen österreichischen Offizier und ein junges Mädchen aus dem irreden-tistischen Mailänder Adel, nicht für einander bestimmt. Aber die Geschichte erfährt sozusagen eine neue Auflage in der nächsten Generation, und hier ist es wohl ein romantischer Ausschnitt aus seinem eigenen Leben, den dei Verfasser in dankbarer Erinnerung schildert. Und das Ende des Buches läßt die Frage offen ob nicht noch eine Fortsetzung folgen wird, in der dritten Generation. Es ist wirklich eine frohe Melodie, die Vare hier in seiner vornehmen Art erklirigen läßt, und daß seine Bewunderung für das Ri6orgimento ihn nicht hindert, auch seiner Sympathie für Österreich Ausdruck zu geben, wird den historisch empfindenden Leser besonders angenehm berühren. Kurt Strachwitz

Aufgaben des Straßenbaues und der Straßenerhaltung in Gegenwart und Zukunft. Von

Hofrat Dipl.-Ing. Alfred Sighartner. Nr. 4 der Schriftenreihe der oberösterreichischen Landesbaudirektion. Oberösterreichischer Landesverlag, Wels. 230 Seiten.

Ein sachlich guter Uberblick über verschiedene Probleme des Straßenbaues und der Straßenerhaltung in einem oft sehr störenden, typisch schlechten Amtsdeutsch. Satzkonstruktionen mit „aus obigen Darlegungen“ (S. 16), „aus obigen Ausführungen“ (S. 62), „die Hintanhaltung einer Einbuße' (S. 17), „zu diesem Behufe“ (S. 18), „in Erfüllung dieser Aufgabe“ (S. 106), „daß dem früher nicht so war“ (S. 107) usw. würden von jedem guten Deutschlehrer rot, angestrichen werden. Daß auch ein Bauschaffen in voller Übereinstimmung mit den ästhetischen Erfordernissen der Landschaft möglich ist“ S. 107), hat der Verfasser mit Beispielen bewiesen. Bitte aber noch einen Schritt weiterzugehen: auch der schöne Zusammenklang zwischen technischen oder wirtschaftlichen Fragen und ihrer sprachlich richtigen Darstellung kann für eine Neuauflage gelingen. DDr. Robert D i 11 r i C h

Uber den Umgang mit Kindern. Von Franz

Hamburger. Bücher der Bildung: Herausgeber Ferdinand Wagner Verlagsgemeinschaft „Stifter-Bibliothek“, Wilh. Braumüller, Wien IX. 142 Seiten.

Der bekannte Kinderarzt, langjähriger Leiter der Universitätskliniken Graz und Wien, gibt in dem kleinen Büchlein praktische Ratschläge für den Umgang mit Kindern. In leichtfaßlicher Form und flüssiger Sprache werden die Hauptgrundsätze natürlicher Erziehung (vom Kleinkind bis zum Reifungsalter) gegeben. Festigkeit, Milde, das Vorbild der Erziehungspersonen und die pädagogisch ausgenützte Eigenerfahrung des Kindes sind entscheidend.

Das kleine, anspruchlo6e Büchlein streift zumindest die wichtigen Punkte der Erziehung gesunder Kinder. Es ist ganz frei von theoretischen Erwägungen und beschreibt die üblichen Situationen und erforderlichen Maßnahmen recht anschaulich. Darum wird es Eltern und Erziehungsberechtigten eine willkommene Hilfe für die tägliche Praxis sein.

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