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Sender und Hörer

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Dauernd zählt das gute Hörspiel zu den Mangelwaren. Nicht etwa bloß zeitweilig wird der Rundfunk von unseren Dramatikern im Stiche gelassen, er wurde vielmehr von den ernsthaften Könnern unter ihnen bisher überhaupt noch nicht zur Kenntnis genommen, Üaher sieht sich, so gestand kürzlich bei der Külturtagung der öffentliche Verwalter für das österreichische Rundfunkwesen, der Rundfunk „wohl oder übel“ genötigt, sich auf die Bearbeitung erfolgreicher (das heißt fängst abgespielter) Bühnenstücke zu beschranken, leider bisweilen auch solcher, die sich für die Hörbühne ungefähr so eignen wie der Radetzkymarseh für ein Saxophonsolo. Mit schöner Offenheit wurde uns auch gleich die Ursache dieser auf die Dauer kaum erträglichen Erscheinung verraten: es lohne sich nicht, Hörspiele zu schreiben, denn das „geringe Rundfunkhohorar für eine vielleicht wochenlange Arbeit“ vergüte dem Autor kaum seine Spesen. Man Braucht es also den „maßgebenden Stellen“ nicht erst ins Ohr zu flüstern, Wie sich diesem übelstand herkommen ließe, vermutlich sogar ohne Einhebung eines eigenen Hörspielgroschens.

Irl diesen Zeiten der Armut an wirklich hochwertigen Hörspielen dürfen schon die wenigen mittelmäßitren, die man kennenlernt, Beachtung beanspruchen, sö etwa „D a s h o h e Haus“ der bekannten Erzählerin Juliane Kay. Wenn dieses von einer dumpfen, diisie-rert Tragik bedrohlich überschattete Spiel nicht überhaupt durch die Funkbearbeitang einer Novelle entstand, so läßt es jedenfalls seine Herkunft von einer Novellistin erkennen, die ihre Eigenart darin sucht, das Rätselhafte, Hintergründige darzustellen. — Das an äußerlicher Handlung bescheidene, ganz im Geistigen und Seelischen schwingende kleine Dfama R. M. Rilkes „Das tägliche Leben“, mit desse'h Gebrechlichkeit die Schaubühne nicht viel anzufangen weiß, erblühte auf der Hörbühne im zarten Gläni seiner Sprache. — Weniger gut schlug dem Lustspiel Verstehen wir uns?“ von Peter Preradovic seine Adaptierung für die Funkbühne an, von der es sogar zum „Lustspiel des Monats“ erkoren wurde, obwohl seine be-sinnlich-mahnenden Elemente seine belustigenden tief in den Hintergrung drängen. Vor Jahren brachte ihm die Darstellung der Großmütter durch Frau Bleibtreu im Akademietheater einen unvergeßlichen Erfolg. Ihre lächelnd-strenge Güte war es, die damals die als ob Ostpreußen in absehbarer Zeit wieder „ein normales Land“ werden könne.

If.

Wie die Schweizer Nachrichtenagentur KIPA meldet, lebt der letzte k a t h o 1 i-scheBischof von Litauen, Msgr. P o 1-torokas, als Flüchtling in den Wäldern seiner Heimat. Die sowjefrussisehe Polizei hat einen Kdpfpreis auf seine Person ausgesetzt. Die Verfolgung ift Litauen scheint an Brutalität die anderen volksdemokratischen Staaten zu übertreffen. Der amerikanische Kongreß hat kürzlich eine Statistik veröffentlicht, aus der die nahezu restlose Vernichtung der Kirche in diesem Land hervorgeht. Von 14 im Jahre 1940 residierenden Bischöfen gab es 1948 nur noch einen. Die Zahl der Geistlichen ist in diesem Zeitraum von 1646 auf 400 gesunken, die der geöffneten Kirchen von 1202 auf 60. Alle Seminare sind aufgelöst worden, ebenso gibt es keine einzige katholische Zeitung mehr.

In Ungarn dürfen auf Anordnung der Regierung keine Landkarten mehr veröffentlicht oder vertrieben werden. Alle militärischen Landkarten in privatem Besitz müssen innerhalb von 30 Tagen abgeliefert werden.

Dreitausend antike und frühchristliche Manuskripte sowie eine große Sammlung vott Miniaturmalereien, die sich im Besitz einer griechisch-orthodoxen Gemeinde in Jerusalem befinden, werden auf Veranlassung der US-Kongreßbibliothek auf Mikrofilmen aufgenommen werden. Unter den Manuskripten befindet sich eine sehr alte Abschrift des Buches Hiob und ein Manuskript des hl. Gregor von Nazianz. Die Filmaufnahmen werden einer internationalen Gruppe von Gelehrten zur Verfügung gestellt werden, die sich an der Universität Chikago mit textkritischen Studien des Neuen Testaments befassen. ,

230 Millionen Menschen besuchen allwöchentlich die rund 8Ö.ÖÖ0 auf der Erde bestehenden Kinos und Lichtspieltheater. Den Hauptanteil stellen dabei die Vereinigten Staaten mit rund 100 Millionen.

Aus Japan wird der „Furche“ geschrieben: Ein Katholik ist Präsident des japanischen Reichsgerichts. Das japanische Kabinett berief vor kurzer Zeit Dr. Kotaro Tanaka, der als praktizierender Katholik bekannt ist, auf diesen hervorragenden und verantwortungsvollen Posten. Der neue oberste Richter bringt für diesen Posten, der gleich ist der Stellung des Premierministers und des Sprech im Reichstag, nicht wankende Brücke des Einanderverstehens zwischen Eltern und Kindern wieder auf sichere Pfosten stellte. I lichtlösen Raum der Hörbühne verlieren die ohnedies nicht sehr kräftig gezeichneten Figuren dieses Theaterstückes noch mehr an überzeugendem Umriß. — Für einen ganzen Tag räumte die Ravag den Schülern des Sch'önbrurmer Reinhardt-Semi-ftars probeweise die gesamte Betreuung aller sprecherischen, regremcr&rgen und schsuspiele-fischen Aufgaben innerhalb ihre schöngeistigen Sendungen ein, und man darf feststellen, daß diese Jugend, die frischen Wind in die Segel des künftigen Theaters einschließlich der Hörbühne bringen soll, schöne Hoffnungen zu Wecken verstand, insbesondere durch die Wiedergabe der zarten altflämischen Romanze „Lanzelot und Sand ar in“. — Eine alte Vorarlbe-rger Alpensage wählt G. J. Poitschek zum Vorwurf für ein fesselndes Hörspiel „Madrisa“, das us Dornbirn gesendet wurde und dessen Wirkung sich durch urwüchsigere Dialektanwendung noch wesentlich hätte steigern lassen.

Zu welchen schier verzweifelten Mitteln die Funkbühne bisweilen greift, um der wildesten Kinodramatik den Sang abzulaufen, bewiesen. settettittgett wie „Messieurs, faitesvotrejätf' öder „Das Lächeln der Gioeonda“ oder „Eine Million Zeugen“. Mörder mit Gift und Revolver, Falschspieler, Erpresser, Eltebrecher treiben darin ihr munteres Unwesen. Mit bemerkenswertem Gesdiick, aber nur selten auch mit merklichem Geschmack wird da alles Erdenkliche versucht, um dem friedlichen Hörer den Afe“m zu benehmen und sein Pfeiflein erkalten zu lassen.

Für mancherlei Ärger aber entschädigte ein einziger Abend: „Die Perser des Aisehy-los. Glücklicherweise war der Versuch unterblieben, das erhabene Monument in der üblichen Art durch eine „Rahmenhandlung“, durch „Geräuschkulissen“ und sonstige Mätzchen zu einem „richtiggehenden“ Hörspiel umzuformen, und so kam eines der stärksten Erlebnisse zustande, die wir der Rädiobühne je verdankten, zumal die Nachdichtung Fritz Bruegels viel von der Sprachgewatf des Urtextes ins Deutsche herüberrettet. Von dieser Sendung ist nicht zu sagen, sie habe bloß interessiert oder gerührt oder ergriffen. Sie schlug mitten auf jedes Hetz.

Hahs B r e c k a nur eine verhältnismäßige Jugend, eine große Liebe zur Arbeit und einen hervorragenden Intellekt, sondern auch einen religiösen Eifer mit. Dr. Tanaka hat Erfahrung in der Administration, da er Minister für Unterricht im ersten Kabinett Yoshida gewesen war. Er ist eine anerkannte Autorität auf dem Gebiete der Jurisprudenz, und als Professor der Rechte trat er immer für eine vollkommene Unabhängigkeit der Gerichte von der Politik ein. Als unabhängiges Mitglied des Oberhauses hat er stets in voller Ubereinstimmung mit seinem Gewissen gehandelt. Durch ausgedehnte Reisen, die ihn auch nach Europa führten, hat sich Dr. Tanaka einen weiten Blick erworben. Er ist ein eifriger Advokat des Friedens und ein Mann, der in Wort und Tat das Evangelium verkündet, das Vorbild eines christlichen Staatsmannes. f '

Vor einen? Gericht in Kapstadt hatte sich dieser Tage ein katholischer Priester zu verantworten, weil er die Trauung eines Paares Vorgenommen hatte, dessen Eheschließung dem neuen südafrikanischen Rasse-schutzgeselz widersprach. Der Bräutigam war nämlich unzweifelhaft ein Weißer, indes die Braut doch „ein wenig Farbe“ Zeigte, oizwar man sie im Hinblick auf ihre gesamte Erscheinung für eine Dame europäischer Abstammung hätte halten können. Der Priester wurde zu einer Geldstrafe von zwanzig Pfund verurteilt, wobei der Richter allerdings die Hoffnung ausdrückte, daß die sofort eingelegte Berufung den Obersten Gerichtshof der Südafrikanischen Union beschäftigen würde. Es war dies das erste Mal, daß das neue Rassenschutzgesetz vor Gericht zur Anwendung gelangte, und das gefällte Urteil erregt daher in allen Schichten der südafrikanischen Bevölkerung und weit über die Grenzen des Landes hinaus größtes Aufsehen.

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