Gold

Sensationeller Aufstieg, spektakulärer Fall und Ruin

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Die fabelhafte Geschichte des Schweizer Amerika-Pioniers Johann August Suter, verfasst von Blaise Cendrars.

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Die fabelhafte Geschichte des Schweizer Amerika-Pioniers Johann August Suter, verfasst von Blaise Cendrars.

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Der Schweizer Schriftsteller Blaise Cendrars (1887–1961) war ein Abenteurer und auch literarisch angezogen von Abenteurern. Er führte ein unstetes Leben, ging gleich zu Beginn des Ersten Weltkriegs zur Französischen Fremdenlegion, wo er 1915 bei einem Angriff in der Champagne einen Arm verlor. Sein Werk umfasst an die 40 Bücher, sein Debüt, der Roman „Gold“, jetzt neu aufgelegt, erschien 1925. Als Tuchhändler hat Johann August Suter in Basel keinen Erfolg, nichts als Schulden, die ihn plagen. Er bricht 1834 auf nach Amerika, wo er sein Glück zu machen hofft. Tatsächlich baut er in kürzester Zeit ein Imperium auf, das er Neu-Helvetien nennt. Man muss ihn als einen rücksichtslosen Profiteur sehen, der für seinen Erfolg die dortigen Bewohner vertreiben lässt. An ihm lässt sich tatsächlich die Geschichte des Tellerwäschers, der es zum Millionär bringt, nachvollziehen. Auch dass sich solch ein Aufstieg auf Kosten von anderen vollzieht, wird nicht verschwiegen.

Schattenseite des Goldrauschs

Wenn Suter am Ende tief fällt, sieht das wie die Bestrafung der Hybris aus. In Lumpen stirbt er völlig verarmt und gedemütigt auf der Straße. Wie hat es so weit kommen können? Als Folge des Mexikanisch-Amerikanischen Krieges fällt Kalifornien– und damit Neu-Helvetien – an die USA. Als auch noch ein Goldklumpen auf Suters Besitz gefunden wird, bricht die Rechtlosigkeit aus, zumal der Ansturm von Glücksrittern jeden Versuch, Ordnung zu wahren, zunichtemacht. Das Imperium bricht zusammen, Schadensersatz erhält der so plötzlich Verarmte nicht. Erfinden musste Cendrars nicht viel, der Roman basiert auf einem realen Fall. Dass daraus Literatur entstanden ist, die noch hundert Jahre nach ihrem Erscheinen Kraft entfaltet, ist der raffinierten Gestaltung zu verdanken. Der Verfasser ist mit allen Wassern der Moderne gewaschen, und wenn einem Parallelen zur filmischen Dramaturgie der raschen Schnitte auffallen, ist das der Liebe Cendrars zum Kino geschuldet. Von behäbigem Erzählen keine Spur.

Der Roman setzt auf Tempo, was dem damaligen Zeitgeist entspricht, der der Hektik des Menschen des 20. Jahrhunderts ästhetisch gerecht werden wollte. Als Warnung vor dem Zusammenbruch kapitalistischen Wirtschaftens liest sich das Buch erschreckend aktuell.

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