6700268-1963_25_12.jpg
Digital In Arbeit

Sympathie für den Menschen

Werbung
Werbung
Werbung

DIE HOCHZEIT. Von Anne Monow Lindberg h. R. Piper-Verlag, München, 1962. 257 Seiten. Preis 16.80 DM.

Die Autorin, Frau des berühmten Ozeanfliegers Charles Lindbergh, Mutter von sechs Kindern und selbst Pilotin, hat auch hierzulande ihren begeisterten Leserkreis gefunden, vor allem mit den besinnlichen Betrachtungen „Muscheln in meiner Hand“, in denen die tatkräftige und lebenstüchtige Amerikanerin das Glück der Muße entdeckte, den schöpferischen Bereich, aus dem die Fähigkeit zu echter Kommunikation erwächst. Frau Lindbergh kennt die wunden Punkte unseres heutigen Lebens, und sie versucht, behutsam und gescheit, „eine Antwort auf die Konflikte unseres Daseins“ zu finden. Eine Antwort, die im Grunde darauf hinausläuft, aus der Ichbezogenheit herauszugehen und den ande-

DIE CLOWNERIE DES MENSCHLICHEN, oft allzumenschlichen Lebens im tierischen Zeichenmodell wollte Wilhelm Busch erfassen. Der textlich stark gestraffte Band „Tterhumor bei Wilhelm Busch“ (Auswahl und Zusammenstellung Rudolf Moifil, Franz Abele-Verlag, Wien, so Seiten, Preis 29 S) bringt eine repräsentative Auswahl von „Buschiaden“. Dieser „Blutenlese“ wurde die Zeichnung „Katze und Maus“ („den Kleiderstock erklimmt die Maus, die Katze nach in einem Saus“) entnommen.

Olinda Pawek

ren, den Mitmenschen, in das eigene Leben einzubeziehen, zugleich aber auch die persönliche Sphäre ständig weiter zu entwickeln. „Ich muß irgendwie einen Ausgleich finden oder einen Rhythmus, der zwischen beiden Extremen (Einsamkeit und Gemeinsamkeit) abwechselt“, hieß es in „Muscheln in meiner Hand“.

In dem neuen Buch „Die Hochzeit“ nimmt die Autorin die Trauformel zum Anlaß, über die Ehe zu sinnieren. In den Reaktionen des Brautpaares, der Eltern beider und der jungen und alten Hochzeitsgäste werden Wünsche und Hoffnungen, Versagen und Bewährung gegenüber der Ehe und der Familie ins Blickfeld gerückt. Die weisen Einsichten des alten Theodore, des Großvaters der Braut, bleiben im Gedächtnis haften:

„Seiner Erfahrung nach war die Ehe nicht in erster Linie eine Sache des Glücklichseins. Sie war zu sehr auf etwas anderes gerichtet — wahrscheinlich auf die Liebe, aber nicht auf die Liebe, die

die jungen Leute von heute besangen. Ti voglio bene — die italienische Redewendung kam dem Sinn näher: Ich will dir wohl. Wenn man das Wohl anderen wünschte, stellte sich auch das übrige ein. Auch das Glück. Wiewohl das Wort Glück nur eine sehr unvollständige Bezeichnung war für das... allmählich zunehmende gemeinsame Wachsen in Freud und Leid, in Mühsal und Vergnügen, in seltsamen, mageren Jahren und überraschendem Wiedererblühen zu der unauflöslichen Gemeinschaft, die er nun erreicht hatte.“

Das ist eine sehr typische Stelle für Anne Morrow Lindbergh. Sie huldigt keinem flachen Optimismus, aber sie hat sich ein schönes Vertrauen zum Leben und zum Menschen bewahrt und die Unbefangenheit, schlichte alte Wahrheiten auszusprechen, die heute kaum mehr jemand in den Mund zu nehmen wagt. Es scheint nur dem oberflächlichen Betrachter seltsam, daß sie gerade damit soviel Resonanz findet. Die hübsche Verpackung und zuträgliche Dosienmg werden ihren Teil dazu beitragen, gewiß, aber im Grunde ist es doch wohl der Inhalt, auf den die Leute fliegen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung