Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Taschenbändchen zur neuen Kunst
Die Reihe „Zeit und Farbe“, erschienen im Verlag Brüder Rosenbaum, Wien, umfassend sechs schmale Bändchen mit je 24 Farbtafeln und 16 Seiten Einführung stellen — der Reihe nach — Impressionismus. Fauvismus, Expressionismus, Kubismus, Surrealismus und Abstraktion vor. Die Einleitungen schrieben hervorragende Kenner: Viktor Griessmaier für den Impressionismus, Heinrich N e ü m a y e r zu Fauvismus und Expressionismus, Alfred S c h m e 11 r zu Kubismus (der zeitlich vor den Expressionismus einzuordnen gewesen wäre) und zu Surrealismus, und Arnulf N e u w i r t h zur Ab-strektion. Das einzelne Bändchen kostet nicht einmal 20 S, die ganze Reihe (in Pappkassette) an die 100 S — ist also jedermann erschwinglich.
Die Auswahl der Bilder is- vor allem für die drei ersten Bändchen und für das dem Surrealismus gewidmete so getroffen worden, daß die wesentlichen Konturen dieser Stile sichtbar werden — für die anderen beiden war sie ja, wegen dÄ unübersehbaren Weite des Feldes, das Expressionismus wie abstrakte Malerei einnehmen, besonders schwierig. Die Farbwiedergabe scheint in den ersten beiden Bändchen der Reihe noch nicht die Qualität der späteren erreicht zu haben — auf jeden Fall unterscheidet sie sich, alles in allem, sehr zu ihrem Vorteil von der einer Reihe ähnlichen Namens, die einzelne Künstler vorstellt. Griessmaier und Neumayer, welch letz ter auch für die Herausgabe der ganzen Reihe ver-antwortlich zeichnet, holen in ihren einführenden
Worten am weitesten aus und bieten so den sichersten Zugang zu den Bildern, die sie vorstellen. Schmeller versteht es, sehr scharmant zu plaudern und uns die Stilrichtungen, die er behandelt, von der gefühlsmäßigen Seite her nahezubringen. Neu-wirth spricht — nach unserem Geschmack —, offenbar von seinem Thema verführt, zu abstrakt über die gegenstandslose Malerei.
Ein sympathischer Versuch, der, wenn der Anschein nicht trügt, auch ein Verkaufserfolg zu werden verspricht. Und das soll er auch. Denn er ist wirklich das, was er zu sein vorgibt: eine Einführung in die neue Malerei. Geeignet für alle, die, ehe sie über die Malerei ihrer Zeitgenossen ein Ur-' teil abgeben, sie auch wirklich kennenlernen wollen.
Der Wiener Leopold Zahn, Chefredakteur der bekannten deutschen Zeitschrift „Das Kunstwerk“, hat einen trefflichen kleinen Leitfaden durch Malerei, Plastik, Architektur und Graphik unseres Jahrhunderts zusammengestellt unter dem Titel „Kleine Geschichte der modernen Kunst“ (Verlag U11stein-Bücher, Frankfurt am Main, Preis 1.90 DM). Er kann auf knapp 170 Seiten natürlich nicht viel mehr bieten als die wichtigsten Namen, Daten, Stile und Ereignisse, aber was er bietet ist (von Kleinigkeiten abgesehen, die gar nicht ins Gewicht fallen) hieb- und stichfest. Dieses Bändchen, vor allem als Nachschlagewerk geeignet, ist eine treffliche Ergänzung zu Knaurs billigem „Lexikon moderner Kunst“. Seine Stärke: die vielen Zitate von Aussprüchen der Künstler über sich selbst und ihre Kunst. Sein Nachteil: die Flüchtigkeit, mit der es der Verlag heften ließ. Hat man es ein- oder zweimal gelesen, zerfällt es in einzelne Bogen ...
„Untergang der Bilderwelt“ nennt Werner Luft sein „polemisches Vade-m e c u m“ (erschienen im A g i s - Verlag, Krefeld, 105 Seiten, Preis 4.80 DM), mit dem der Verfasser ein neues Schlagwort in die Debatte um die moderne Kunst, die heute vielfach wohl nur noch künstlich wachgehalten wird, werfen will — ein Wort, das Sedlmayrs berühmtgewordenen „Verlust der Mitte“ an Schlagkraft übertreffen soll. Als Korrektur an Sedlmayrs Bild der Moderne lassen wir uns diese sympathische Broschüre, in der uns noch manches freilich überscharf pointiert erscheint, gerne gefallen. Temperament kann, wie der Fall Sedlmayr beweist, im Bilderstreit nicht schaden. Ja, es mag sein, daß ein solch offenes Wort einmal nötig war — auch auf die Gefahr hin, daß es von den Gegnern der Moderne aufgegriffen und falsch gedeutet Wird. Wie dem auch sei: das wichtigste Buch über die moderne Malerei der letzten sieben Jahre, wie es der Verlag bezeichnet, ist es nicht; die Werke von Haftmann und Leonhard scheinen uns doch fundierter. Doch gestehen wir gerne, dieses Bändchen mit einigem Vergnügen gelesen zu haben und wünschen ihm das, was Sedlmayr schon hat: hunderttausende Leser.
Dr. Wieland Schmied
Pfeffer und Seelen. Von Felix A. P1 a 11 n e r.
Die Entdeckung des See- und Landweges nach Asien. Benziger-Verlag, Einsiedeln. Preis 17.80 sfrs.
Die Mythen, in welche die Phantasie des mittelalterlichen Menschen die spärlichen Kenntnisse von den Ländern des Fernen Osten eingebettet hatte, gehen schon auf jene Zeiten zurück, in denen griechische und römische Schriftsteller von seltsamen und unerreichbaren Völkerschaften berichtet hatten. Nur relativ kurz war — durch Alexander und die Diadochensaaten — der Westen näher an diese exotischen Weiten herangerückt. Dann schob sich der Islam dazwischen, und so vereinzelte Pioniere wie Marco Polo konnten durch ihre Berichte die Phantasie eher anregen als befriedigen: Die „Gewürz -inseln“, das ferne „Cathay“, das „Reich des Priesterkönigs Johannes“ enthielten alle eine Realität in sich, aber sie war verschleiert. Die darauf folgende Entdeckerzeit brachte gegenständliche Kenntnis, aber sie entfesselte eine wahre Orgie an Gewinnsucht, Konkurrenzneid und Gewalttätigkeit. Daß diese von „Christen“ ausgeübt wurden, ist eine ewige Schande. Um so heller strahlt das Bild der heldenmütigen Missionäre, vor allem der Gesellschaft Jesu, die damals unter unsäglichen Leiden und Gefahren den fernen Ländern um des Christentums willen zustrebten und dort (auch in psychologisch genialer Einfühlung) die Saat des christlichen Glaubens ausstreuten und pflegten. Die Geschichte ihrer Heldentaten ist um nichts weniger „spannend“ als jene der Kriegszüge der Konquistadoren — der Kampf um die Gewinnung der „Seelen mit nicht geringeren Opfern verbunden als jene um die Gewinnung des „Pfeffers“. Man legt dieses Buch, dessen Lektüre zugleich fesselt und erhebt, mit der Genugtuung aus , der Hand, daß die katholische Kirche und ihre Orden sich hier ein Ruhmesblatt in einer an sich bezweifelbaren Epoche der Menschheitsgeschichte erworben haben.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!