Zufälle
Stummfilmstar Hector Mann verschwand 1929 von der Bildfläche. Sechzig Jahre später macht sich der Literaturprofessor David Zimmer auf die Suche nach ihm und den Filmen, die er nach seinem Verschwinden gedreht haben soll. Eine Geschichte, die von der Filmerfahrung des Autors Paul Auster geprägt ist, vor allem aber von der Hauptperson all seiner Romane: dem Zufall. Der Zufall löst einen schrecklichen Unfall aus, der Zufall bestimmt den neuen Namen, der Zufall führt zu Verlust und Gewinn der Biografie. Paul Austers umfangreicher, 2002 erschienener Roman "Das Buch der Illusionen" ist nun als Taschenbuch erhältlich.
Das Buch der Illusionen
Roman von Paul Auster. Dt. v. Werner Schmitz
Rowohlt Taschenbuchverlag, Reinbek b.H. 2003. 382 Seiten, kart., e 10,20
Europa
Europa und der Stier: war es Entführung, Raub oder eine Reise von Verliebten? Herodot, der Geschichtsschreiber, erklärte mit dem Mythos einst den Konflikt zwischen Griechen und Persern und stellte die zwei verschiedenen Lebens- und Kulturräume einander gegenüber. Entscheidend für die Rezeption des Mythos bis heute war einerseits der Text des griechischen Grammatikers Moschos und andererseits der des lateinischen Dichters Ovid, die den Raub der Europa breit schilderten. Die christlichen Autoren der Spätantike wie Tertullian oder Prudenz knüpften an jene Philosophen an, die schon Kritik an den Götterabenteuern geübt hatten, verwendeten den Mythos aber - wie etwa Laktanz -, um den Polytheismus der Heiden zu widerlegen. Die Sichtweise Europas als den anderen Kontinenten überlegener Erdteil, die sich im 16. Jahrhundert entwickelt und im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges ausgeprägt hatte, floss in auf den Mythos Bezug nehmende Texte dieser Zeit mit ein. Auch der Blick auf die Frau veränderte sich: vom geraubten Opfer zur schändlichen Dirne bis zur sehnsuchtvoll Liebenden finden sich alle Interpretationen. Die Anthologie "Mythos Europa" bietet Kostproben von der Antike bis zur Gegenwart.
Mythos Europa
Texte von Ovid bis Heiner Müller
Hg. von Almut-Barbara Renger
Reclam Verlag, Leipzig 2003
260 Seiten, 10 Abb., brosch., e 13,30
Cinquecento
Luther Blissett: das sind vier Autoren aus Bologna. Mit ihrem historischen Roman "Q", für den sie umfangreich recherchiert haben, erzielten sie einen großen Erfolg. Für Spannung sorgt schon die Zeit, die sie als Kulisse für die Geschehnisse gewählt haben: das 16. Jahrhundert mit all seinen Bewegungen und Aufständen, in die der Zeitgenosse Luthers Gert dal Pozzo, die Hauptfigur des Romans, gerät. Immer wieder gequält von Feind Q, dem Spitzel und Fanatiker. Die Autoren verstehen es dabei geschickt, Anspielungen auf die Gegenwart einzubauen. bsh
Q
Roman von Luther Blissett
Aus d. Italien. v. Ulrich Hartmann
Verlag Piper, München 2003
798 Seiten m. Abb., kart., e 13,30
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