Triumph der Diplomatie?

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Man kann natürlich darüber lamentieren, daß die Amerikaner in ihrer Nahost-Politik einseitig sind und die Araber verächtlich behandeln, während sie Israel bevorzugen; daß ein allfälliger Militärschlag wieder Tausende Unschuldige das Leben kosten würde; daß ein Angriff auf die irakischen Waffenarsenale den Haß der arabischen Massen auf den Westen nur noch anstacheln und Saddam Hussein erst recht zum Helden machen würde; daß die USA kein Konzept für die Zeit nach einem Blitzkrieg haben; daß man von den tödlichen Arsenalen des Irak sicher nur einenTeil treffen würde; daß die USA Saddam Hussein selbst sicher nicht von der Macht vertreiben würden.

Das alles ist richtig, und es sind gute Gründe gegen einen Militärschlag gegen den Irak. Sie wurden und werden immer wieder vor allem in Europa vorgebracht. Wenn die USA sich dennoch einmal für einen Militärschlag entscheiden, sollten sich die Europäer allerdings nicht beklagen. Sie selbst haben keine konstruktive Idee beigesteuert und nur wieder einmal ihre Uneinigkeit und Unfähigkeit zu einer gemeinsamen Außenpolitik bewiesen.

Ihr gebetsmühlenartig vorgetragenes Verlangen, "zunächst alle diplomatischen Mittel auszuschöpfen", ist nur lächerlich. Gerade die Europäer sollten wissen, daß man mit den Milosevic's, Karadzic's und Saddams keine Diplomatie betreiben kann. Diese denken nicht daran, Verträge zu halten.

Es ist auch jetzt kein Triumph der Diplomatie, wenn der Militärschlag gegen den Irak nicht stattfinden muß. Weder die großspurigen Russen, die den Erfolg für sich beanspruchen, noch die superklugen Franzosen haben Saddam zum Einlenken bewogen. Auch der erfahrene Kofi Annan hat lange gezögert nach Bagdad zu fahren: er kennt Leute vom Schlag Husseins vom jugoslawischen Kriegsschauplatz.

Es war nur der äußerste militärische Druck der USA, der Saddam keinen Ausweg ließ und die Wende bewirkt hat.

Jetzt hat man dem Diktator am Tigris das Gesicht zu wahren geholfen, aber eine endgültige Entwarnung im Irak darf es deshalb noch nicht geben.

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