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Über Länder und Meere

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MIDI. Vom Reisen in Südfrankreich. Von Margot Schwarz. Origo-Verlag, Zürich. 226 Seiten, 27 Abbildungen. Preis 13.80 DM.

Man kann verdrossen einen Tag vorher in den Expreßzug gestiegen sein und sich nördlich des Gotthard vergewissert haben, daß es dort ebenso ergiebig regnen kann wie im Salzkammergut: der Süden wischt alle Falten im Gesicht fort. Wo bleibt zwischen Vallauris, wo Picasso gewohnt hat, und der Montagne Noire das Gefühl des Eingeschlossenseins, die beschränkte Sicht, der bedrückte Atem? In diesem Buche, dessen Unmittelbarkeit der Anschauung jeder bestätigen kann, der den Süden Frankreichs aus eigenem Erleben kennt, entfaltet sich neben einer behutsam die Formenwelt zergliedernden Hand eine besondere Kraft, die Geschehnisse aus der Geschichte und die Denkmäler der Kunst in diese Landschaft einzublenden. Die Sprache liegt weitab der üblichen, schildernden Berichte. Sie ist von einem poetischen Realismus getränkt.

CÖTE D'AZUR. Von Otto Pfeifer. Text zu den Bildern: Gaston C a u v i n. Verlag Fretz & Was-muth AG., Zürich. 44 Seiten, 138 Photos in Kupfertiefdruck und 5 Farbtafeln. Preis 38 sfr.

Dieser Band steht mit dem vorhin besprochenen in sinnfälligem Zusammenhang: es ist die „Meeresküste der gegensatzreichsten aller französischen Landschaften: der Provence“, wie Cauvin in seiner weit über die Grenzen einer Bildbeschreibung gehenden beschwingten Worteinleitung sagt. Er ist es, der aufmerksam macht auf Dinge, die dem flüchtigen Reisenden von heute zumeist verborgen bleiben; er hat auch immer die Dichtung des Landes bereit (Mistral vor allem). Obwohl Cauvin zuweilen sich nicht scheut, feuilletonistisch, aphoristisch und anekdotenhaft zu werden, bleibt er — vor allem in den Teilen, wo er das Volk selbst anspricht und es reden läßt — nirgends in Randbezirken der Beobachtung stecken. So nebenbei ist übrigens zu erkennen, daß er nicht bloß mit dem Volkscharakter wohlvertraut ist, sondern die Sprache (und die Dialektformen) studiert hat. Die Bilder (meistens ganzseitig, zuweilen bei ausklappbarer Anordnung fast zweiseitig, was das ausdrucksvolle Format bis 38 X 28 cm ergibt) sind von überwältigender Schönheit.

PARIS. Ein Skizzenbuch. Von Suzanne Oswald und Ernst Morgenthaler. Origo-Verlag, Zürich. 94 Seiten. Preis 7.80 DM.

Weder aus geschwätzigen Reisehandbüchern mit Kilometerangaben und Übersetzungen der Speisenkarten noch durch das Medium der Glasscheiben der Rundfahrtautobusse wird man die Stadt, welche eine Welt in sich birgt, kennenlernen können. Es gehören Jahre deä Aufenthaltes dazu, um alle diese oft miniaturhaften Züge aufzuspüren und die Mosaik-steinchen zusammenzusetzen. Diese Jahre, die uns leider nicht vergönnt sind, ersetzt dieses Skizzenbuch, in dem alles Atmosphäre ist. Etwas von der französischen Sprache muß man freilich wissen, sonst entgehen einem manche Pointen, und ein Couplet läßt sich eben nicht übersetzen (deshalb ist „Les Places de Paris“ im Original abgedruckt), ebenso wie manche Redewendung so viel unmittelbarer wirkt. Eine amüsante Lektüre!

BASEL. Von Helen V i s c h e r und Irene Z u r-k i n d e n. Origo-Verlag, Zürich. 99 Seiten. Preis 9.50 DM.

Damit die Reisenden, die schlaftrunken um Mitternacht auf der Fahrt nach Paris zum Fenster hinausschauen und resigniert drei Stunden nach Buchs neuerlich nach dem Paß fingern, wissen, daß Basel mehr ist als eine Grenzstation wie irgendeine andere, ist dieses Buch geschrieben worden. Man erkennt, daß diese Stadt am Rheinknie und an der Dreiländerecke Schweiz-Frankreich-Deutschland ein kultureller Ausstrahlungspunkt, ein industrieller Faktor von großer Bedeutung ist. Wie der Band über Paris ist auch das vorliegende Werk mit duftigen Federzeichnungen geschmückt. — Hoffentlich war nur unser Exemplar auf den Seiten 18/19, 22/23, 26/27 und 30/31 doppelt bedruckt.

WESERLAND. Photographien von Harry Evers. Mit einer Einleitung von Werner Steinberg. Sachsenverlag, Dresden. 24 Seiten und 123 Bildseiten. Preis 13.50 DM.

Das ist die Landschaft der Besinnung, der Einkehr zu sich selbst. Wenn man von besonderen Akzenten (wie Bremen und Bremerhaven) absieht, die mehr nach auswärts weisen (auch der Mittellandkanal mag dazugehören), offenbart sich hier, in den Dörfern und Städten eine große Geschichte, deren Wegsteine msn in jedem Fachwerk nachlesen mag. Das Heute wird von der Texteinleitung damit konfrontiert, zuweilen nicht ohne bittere Wahrheit. Im Bildteil hat man sowohl die charakteristischen Landisohafts- und Siedlungsformen, wie auch die namhaftesten Kunstdenkmäler vereinigt.

WATTEN UND HALLIGEN. Von Hein Wenzel. Sachsenverlag, Dresden. 190 Seiten, 183 Abbildungen. Preis 17.50 DM.

Mehr noch als die Weserlandschaft ist uns Österreichern die Nordsee entrückt. Gerade deshalb aber glauben wir, daß Bildbände wie dieser, der übrigens lehrreiche Erläuterungen zu den geographischen und zoologischen Bildern bringt, Aufmerksamkeit verdient. Anders nämlich als in den Schullehrbüchern oder in den geographischen Spezialwerken malt sich hier die Welt unter einem unbeschreiblich hohen, von Wasser-spiegelungen aufgenommenen Himmel. Allein schon die beträchtlichen Gezeitenunterschiede sind ein Erlebnis von dramatischer Wucht. Daau kommen der starke Wellenschlag, das Ringen zwischen Wasser und Land, das harte Wetter, welche die Gesichter gerbt, und die Verlorenheit der kleinen Inseln, der Halligen, welche Nordfriesland und Dithmarsehen vorgelagert sind. Hooge ist die größte der Halligen (594 Hektar, 176 Einwohner), Habel die kleinste (3,5 Hektar, zeitweilig ein bis zwei Einwohner). Die

Watten — man muß sie freilich nicht vom Rande des hohen Landes übersehen, sondern sich bei Ebbe hinauswagen — laufen bei einem Gezeitenunterschied von drei bis vier Metern in einer durchschnittlichen Fläche von 3400 Quadratkilometern auf weite Strek-ken hin trocken. Die hier gezeigten Abbildungen vermitteln davon einen ausgezeichneten Eindruck; daneben (geradezu von der Wirkkraft moderner Malerei) fesseln die Sand- und Schlickformen sowie die Darstellungen aus dem Tierleben.

MUSEEN UND BIBLIOTHEKEN. Von Georg Mielke. - MENSCHEN BEI DER ARBEIT. Von Reinhard Höhne. Beide Sachsenverlag, Dresden. Preis je 2.40 DM.

In der Reihe „Unsere schöne Heimat“ — ein Beginnen, das auch bei uns schätzenswert wäre — werden die Galerien und Büchereien in ihrer ständigen Wirksamkeit gezeigt und in der mit dem Gesamtbild einer Stadt und mit dem Leben ihrer Bewohner verknüpften Wesensart. Instruktiv wirken die Ansichten der Kinder- und Freihandbibliotheken (Dresden), der Deutschen Bücherei (Leipzig), der Katalograum der Sächsischen Landesbibliothek (Dresden) sowie der Deutschen Zentralbücherei für Blinde (Leipzig).

„Menschen an der Arbeit“ gibt, vom Kumpel ausgehend, eine bildhafte Rundschau über die, durch die Technik stark geprägte Tätigkeit des Menschen, wobei auch entlegene Beschäftigungen, die man gewöhnlich nicht zu Gesicht bekommt, ihren Platz gefunden haben (Tierklinik, Glasschleifer und -bläser, Betriebsküche, Fischer, Druckmaschine, Atomkraftverwertung).

AMERIKAFAHRT. Von Wolfgang Koeppen. Henry-Goverts-Verlag, Stuttgart. 285 Seiten. Preis 15.80 DM.

Der Autor, der bereits mit dem Reisebuch „Nach Rußland und anderswohin“ eine Frische der Beobachtung bewiesen hat, führt uns durch die Vereinigten Staaten vom Westen nach dem Osten, vom Süden nach dem Norden. Die Impressionen lieben eine unbekümmerte Sprache, sie halten sich an keine vorfabrizierten Bestandteile, ob New Orleans behandelt wird, von wo der Jazz ausgewandert ist, ob im Pentagon, ob in einem der vielen Hotelzimmer, ob in der mit feiner Satire hingestrichelten Salzseestadt (Salt Lake City). Hinter den scheinbar zufällig hingeworfenen Sätzen werden wichtige Zusammenhänge deutlich.

HINTER MANHATTAN BEGINNT AMERIKA.

Von Walter P o 11 a k. Verlagsanstalt Lentia, Linz. 134 Seiten, 48 Abbildungen. Preis 76 S.

Ein Amerikabuch, das vorwiegend jene Leser interessieren wird, die Aufschluß über die weltpolitische Rolle, über das Bildungswesen, die Negerfrage, das Farmerproblem und über wirtschaftliche Themen suchen. Der Verfasser ist Chefredakteur einer westösterreichischen Zeitung und weiß daher um die journalistische Formulierung Bescheid. Die Bilder hätten auf besseres Papier gedruckt gehört.

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