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Aliza Olmerts Roman über ihre Ankunft in Israel.

Aliza Olmert ist die Frau des amtierenden israelischen Ministerpräsidenten und gehört zu den bekanntesten bildenden Künstlerinnen und Künstlern in Israel. Sie hat Dramen und Drehbücher verfasst, jetzt hat Aliza Olmert, 1946 in Eschwege in Deutschland geboren, in ihrem ersten Roman "Ein Stück vom Meer", ihre Erinnerungen an die Ankunft im Gelobten Land verarbeitet, an Jahre, geprägt von den Verlusten und der Orientierungslosigkeit der Eltern.

Alusia ist fünf Jahre alt, als sie mit ihren Eltern Anuschka und Olek, die den Holocaust überlebt und die Nachkriegszeit in Deutschland überstanden haben, in Manschija ihre Umzugskisten vor einem nicht gerade einladenden Haus abladen. Im Gepäck haben sie Tausende von Schnallen aus Wehrmachtsbeständen, die der Vater aus den Trümmern in München geborgen hat. Die Schachteln, in denen sie verstaut sind, ersetzen das fehlende Mobiliar, dienen als Tisch, Stühle und Betten. Von ihrem Verkauf erwartet sich der Vater in der neuen Heimat den beruflichen Neuanfang - allerdings vergeblich.

Während sich die Träume des Vaters nicht erfüllen, werden die Schnallen für Alusia und ihre Freunde zu begehrten Spielmaterialien. Die Mutter, die sich vergeblich gegen den Weg nach Israel gewehrt hat, hält ohnehin das Leben für "eine andauernde Katastrophe" und ist lediglich dankbar für "Verschnaufpausen". Dagegen steht für Alusia fest: "Wer ein Stück vom Meer sehen kann, muß glücklich sein."

Schließlich wird der Vater als Experte für subtropische Pflanzen Beamter im Landwirtschaftsministerium. Die Mutter eröffnet in einer neuen Umgebung mit ersteigerten Büchern eine polnische Bücherei, die sehr schnell zur gesellschaftlichen Drehscheibe der polnischen Emigranten wird und in der sie endlich eine lohnenswerte Lebensaufgabe sieht, die es ihr erlaubt, mit ihren Erinnerungen zu leben.

Sehr lakonisch erzählt Aliza Olmert von den Sehnsüchten und Enttäuschungen, die Einwanderer Ende der vierziger und Anfang der fünfziger Jahre in Eretz Israel erleben mussten. Auch für Olek scheint es am Ende klar zu sein, "daß die Dinge nie so sein werden, wie ich es mir vorgestellt habe." Und Alusia kann schließlich aus den Schnallen Panzerhemden für das Schultheater herstellen, die am Ende auf der Bühne liegen bleiben.

Die Vergangenheit können die Eingewanderten nicht so leicht abstreifen. Das macht Aliza Olmerts Roman schmerzlich bewusst. Die Perspektive des Kindes verschwimmt mit den Erinnerungen der erwachsenen, erzählenden Aliza Olmert, was die literarische Qualität des Buches ein wenig schmälert.

Dennoch macht der Roman auf tragikomische Weise die Brüche eines Staates deutlich, der auf Hoffnungen gegründet wurde. Nach der Lektüre des Buches möchte man gerne wissen, wie fremd oder beheimatet sich Aliza Olmert heute in Israel fühlt.

Ein Stück vom Meer

Roman von Aliza Olmert

Aus dem Hebräischen von Mirjam Pressler und Eldad Stobezki

Aufbau Verlag, Berlin 2007

368 Seiten, geb., € 20,60

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