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Vom Erdenrund

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Zum Schutz des keimenden Lebens erhebt „angesichts ernster Vorkommnisse“ Kardinal Erzbischöf Doktor I n n i t z e r eindringlich seine Stimme in einer Verlautbarung, die das „Wiener Diö-zesanblatt“ Nr. veröffentlicht. Er erinnert an die kirchlichen Grundsazte, die von Pius XI. bei der Enzyklika „Casti connubii“ zusammengefaßt hat, wonach „das keimende Leben auch unter den schwersten Umständen heilig zu halten und zu schützen“ sei.

„Bei dieser Einstellung“, sagt das oberhirt-liche Mahnwort, „darf aber niemand glaube, daß es der Kirche an Verständnis und tiefstem Mitgefühl für die mit diesem Grundsatz so oft verbundenen schweren seelischen, leiblichen und sozialen Nöte fehlte. Aber um solche Nöte zu beseitigen, wäre die Tötung des keimenden Lebens das denkbar schlechteste Mittel; dieses würde auf weitere Sicht unter allen Umständen gerade die Frauen am meisten schädigen und benachteiligen. Es gibt andre und bessere Mittel, den Notständen abzuhelfen. Die Kirche : war immer und ist heute mehr denn je entschlossen, mit allen Kräften mitzuhelfen, um die seelischen und materiellen Bedrängnisse zu überwinden. Vor allem müssen die besten Möglichkeiten für die Erziehung der künftigen Kinder gesichert werden, die nicht innerhalb einer Familie aufwachsen können. Wir wünschen alle ehrlich aus ganzem Herzen, daß nie mehr ein Krieg das geborene Leben in so furchtbarer und massenhafter Weise vernichte, wie wir davon Zeugen sein mußten. Am meisten werden sicher die Frauen diesen Wunsch haben. Wenn man nun das Leben heilighalten und s c h ü t z e n w i 11, m u ß m a n mit dem unbedingtenSch u, t z des keimenden Lebens anfangen. Denn sonst ist damit wieder das Abgleiten auf eine schiefe Ebene unvermeidbar. Die letzten Jahrzhnte haben uns in der Hinsicht Erschütterndes gezeigt. Mit dem Mißbrauch der Ehe wurde begonnen, mit Sterilisierung und Fruchttötung wurde fortgesetzt; schließlich übte man leider nicht selten die sogenannte „Euthanasie“, man rottete das angeblich „lebensunwerte“ Leben in Irrenanstalten' und Konzentrationslagern durch systematische Morde aus und krönte alle diese furchtbaren Verbrechen durch den blutigsten aller Kriege, wie in der ganzen Menschheitsgeschichte keiner noch verzeichnet ist.“

Wien begeht den 7 0. Geburtstag des Oberhirten seiner Diözese, des Kardinal-Erz-bischofs Dr. Theodor Innitzer, am 21. Dezember, mit einer stilvollen Feier im Größen Musikvereinssaale. Die Veranstaltung ist in das Zeichen des Wahlspruches des Kardinals „In caritate servire'' gestellt.

Diesem Thema ist eine Kantate von Professor Dr. Ernst Tittel gewidmet, die unter Professor Dr. Andreas Weißenbäck als Dirigenten zur Uraufführung gelangt. Univ.-Doz. Dr. August Knoll hält die Feierrede. Das Präludium und die Fuge C-dur von Bach (an der Orgel Domorganist Professor Walter), ein Prolog von Dr. Rudolf Henz, gesprochen von Burgtheaterdirektor Raoul Aslan, und das BrucknerSfche Te Deum (Mitwirkende: Erika Rokyta, Rosette Anday, Anton Dermota, Adolf Vogl, der Domchor, der Kirchendior von der Hochschule für Musik und darstellende Kunst, das Niederösterreichische Latidcssymphonieorche-ster. Dirigent: Domkapellmeister Hofrat Professor Ferdinand Habel) ergänzen das Programm. — Karten im Generalsckretariat der „Katholischen Akademie“, Freyung 6, und bei Herder,

München sah letzten Sonntag eine Feier von ergreifender Schönheit. Ein großer Teil der Stadt ist zerstört, die berühmten Kunststätten und Museen liegen in Trümmern, kaum sind die Züge in dem Antlitz der einstigen schönen bayrischen Hauptstadt mehr zu erkennen. Zwischen den Ruinen auf dem alten historischen Marienplatze, über dem als Wahrzeichen der Stadt die Türme des Marienmünsters schatten, waren Zehntausende .zusammengeströmt zu dem Weiheakt der neuen Marienstatue, den Kardinal Faulhaber vollzog, als Danksagung und zugleich als Bitte an die große Patronin dieser Stadt, die in ihrem Glaubensmut nach schwerster Heimsuchung ihre Stärke wiederfindet! — Es ist kein Zufall, und bezeichnend für die kirchenpolitische Lage in Bayern, daß in einer Ausspradie mit Kardinal-Faulhaber, der sozialistische Ministerpräsident Bayerns, Dr. H ö g n e r, erklärte: „Ich halte es für sehr wichtig, daß Kirche und Staat eng zusammenarbeiten, um das Land und die öffentliche Moral wieder aufzubauen.“ Der Kardinal könnte als Ergebnis dieser Unterredung feststellen: „Ich bin

frbh und dankbar, daß Ministerpräsident Doktor Högner die Zusammenarbeit mit der Kirch* anbot. Nach diesem persönlidien Gedankenaustausdi verstehen, Kirche und Staat einander.““

Die Stabilisierung der Regierungsmadu,. die nunmehr eingetreten ist, wirkt auch auf den kirchlichen Raum hinüber.7 Uns aus Belgrad zugekommene Berichte objektiver Beobachter lassen erkennen, daß d i e h e f t i g e n Erscheinungen einer turbulenten Nachkriegszeit s i c h -■ m ä ß i g e n. Man könne zwar nicht erwarten, betonen diese. Beurteiler, daß die allgemeine Richtung der Regierungspolitik eine Wiederherstellung der früheren Rechtslage der Kirche in bezug auf Schule, kirchlichem Grundbesitz usw. zulassen werde, aber die persönlichen Verfolgungen, unter denen vor kurzem noch der Klerus großer Gebietsteile des Staates litt, würden aufhören, soweit sie nicht schon eingestellt sind.- Gewisse Fälle würden dem ordentlichen Gerichtsverfahren zugewiesen. Man könne auf die Herstellung eines Modus vivendi hoffen. -

Über die Stellung der französl sehen Katholiken im öffentlichen Leben und die Bindungen, die manche dabei auch der Kirche in 'ihrem Verhältnis zu Staat und Politik zuschreiben möchten, veröffentlicht „L a C r o ix“'(15. XI.) einen Artikel ihres Direktors Abbe Leon Merkten, der darauf aufmerksam macht, wie falsch es sei,' den Begriff „katholische Partei“ mit einer „Partei der Katholiken“ zu verwechseln. Merklen gelangt zu der klaren Feststellung: „Tatsächlich haben die Katholiken das Recht und im weitesten Sinne auch die Pflicht, sich, wie alle anderen Bürger, an der günstigen Entwicklung der öffentlichen Angelegenheiten zu interessieren. Sie müssen dies aber in ihrem Namen durchführen und nicht im Namen der Kirche, die ihnen in keiner Weist einen Auftrag für diese Aufgabe gibt, außer es handelt sich darum, religiöse Rechte, die verletzt oder bedroht werden, zu verte.idigeni Sie kann nicht in einer nur zeitgeburidenen Ordnung ihnen den Auftrag, geben,, da sie selbst.ja von Christus nur die direkte Autorität in übernatürlichen Dingen erhalten hat. Die Französische Republikanische Volkspartei (MRP.) ist eine rechtmäßige politische Partei, die sich in Mehrzahl aus Katholiken zusammensetzt, die V von ausübenden und überzeugten Katholiken geführt wird, sorgsam darauf bedacht, daß der materielle und geistige Wohlstand in Frankreich verwirklicht wird, indem sie ihre sozialen . Inspirationen aus den Evangelien und päpstlichen Enzyklikas schöpft. Die MRP. will trotzdem aber keine katholische, politische Partei, keine konfessionelle Partei sein. Nur durch einen Mißbrauch der ausländischen Journalisten, die eine .Partei der Katholiken' und eine ,katho-lische Partei' verwechseln, wird sie mit dieser zweiten Auffassung gestempelt?'

Die französicht Liga „Pro P 6 n t i f i c e t-t E c c 1 e s i a“, verdient durch die großzügige Fürsorge für die finanziellen Bedürfnisse der weltweiten kirchlichen Verwaltung, hat als Nach folger des verstorbenen Direktors des Werkes P. Chardavoine den bisherigen Sekretär der „Croix“ P. le B a r t z erhalten.

„Der Krieg ist vorüber. Aber noch ist fler Friede in der Welt nicht eingekehrt.“ So lautet der Beginn einer feierlichen Mahnung der katholischen Bischöfe Amerika im Anschluß an ihre Jahrestagung in Washington. Die Worte gelten den Großmächten. Der Friede, für den die Welt gekämpft hatte, war in. der, Atlantik-Charta niedergelegt, und die kleinen, unterdrückten Völker sahen in den Großmächten die Treuhänder ihrer Freiheit. Sollten aber die Verantwortlichen — so führt die Kundgebung der Bischöfe weiter aus —' von diesem Friedehs-ideal abgehen, so leite - die größte Krise' der Menschheitsgeschichte unfehlbar zur schrecklichen Katastrophe des Atomkrieges. Die Vereinigten Staaten hätten die Madit, das Recht, und sie trügen auch die Verantvorung dafür, daß der Friede .auf dem Grundsatz des Redns-und der Gereditigkeit aufgebaut werde. ,Der' Episkopat rät in ernstester Vorstellung der Behandlung Deutschlands, Österreichs und Ungarns, diesen Staaten zu verhelfen, ihren rechtmäßigen Platz in der Völkerfamilie wieder einzunehmen. „Massenumsiedlungen ganzer Völker und Sklavenarbeit sollten in der heutigen Zeit unmöglich sein und müßten unter allen Umständen ausgeschaltet werden.“

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