6655071-1959_24_12.jpg
Digital In Arbeit

Vom Lebensweg und Schaffen der Dichter

Werbung
Werbung
Werbung

DICHTER AUS ÖSTERREICH. Von Norbert Langer. 1. und 2. Folge. Oesterreichischer Bundesverlag, Wien. 141 und 128 Seiten. Preis je 52.50 S.

Diese Sammlungen von klar geschriebenen Dichtercharakteristiken haben den Zweck, den Literatur- freund zu orientieren. Auch der Lehrer und Volksbildner sowie Bibliothekare in öffentlichen Leihbüchereien und Werksbibliotheken werden aus den Darstellungen, die fortgesetzt werden, Gewinn ziehen. Die erste Folge enthält 25, die zweite 23 Würdigungen. Bilder der Dichter und die faksimilierten Unterschriften schmücken die Bände (die Unterschriften fehlen bei Paula von Preradovič und Werfel).

RAIMUND-ALMANACH. Herausgegeben von der Raimund-Gesellschaft. Rohrer-Verlag, Wien. 95 Seiten, 4 Abbildungen. Preis 20 S.

Nach zwanzig Jahren ist es wieder möglich gewesen, einen Raimund-Almanach erscheinen zu lassen — erst den zweiten! Das gefällig angeordnete Buch, das der Präsident der Raimund-Gesellschaft, Dr. Gustav Pichler, mit einem Geleitwort und einem interessanten Beitrag über den vergessenen Raimund- Komponisten Riotte bereichert hat, ist der freudigen Begrüßung aller sicher.

WACHSTUM UND WANDEL. Lebenserinnerungen von Oskar W a 1 z e 1. Aus dem Nachlaß herausgegeben von Carl E n d e r s. Erich-Schmidt-Verlag, Berlin. XIII/364 Seiten. Preis 19.60 DM.

Der Literaturhistoriker Walzel, einer der letzten großen Zusammenschauer unserer Zeit, am 28. Oktober 1864 in Wien geboren, in den letzten Tagen des Dezembers 1944 in Bonn bei einem Bombenangriff ums Leben gekommen, legt hier in seinen ungemein kraftvoll geschriebenen Erinnerungen Rechenschaft ab über Werdegang und wissenschaftliche Tätigkeit, darüber hinaus aber in ergreifender Weise über seinen Weg zu Gott und zur katholischen Kirche, die zuletzt seine einzige- Zuflucht war. Walzels Frau, eine Tochter des Bankiers Karo in Berlin, war getaufte Jüdin. Die 74jährige Frau wurde nach Theresienstadt deportiert, wo sie starb, einen Monat vor ihrem Gatten, der April 1933 in den Ruhestand versetzt worden war. Die Erinnerungen Walzels geben ein Kulturbild, wie wir nur wenige dieser Art besitzen. Von der Kindheit und dem Studium angefangen (Gymnasium bei den Piaristen), über Universität, Hauslehrerschaft bei Leopold von Andrian-Werburg (der später zum Kreise Bahrs und Hofmannsthals gehörte), Professur in Bern, Dresden, Bonn: eine Fülle scharfer Beobachtungen, wenn auch mitunter überaus persönlich, eine große Zahl interessanter Begegnungen. Welche Namen tauchen da auf: Erich Schmidt, Jacob Minor, Kainz . .. Mitunter ist die Tragik des fern seiner Heimat Lebenden unverkennbar: „Seit mehr als vier Jahrzehnten lebe ich fern von Oesterreich. Und wenn ich auf dem Boden des Deutschen Reiches mir wachsenden Heimatgefühls bewußt wurde, bekam ich zu hören, ich sei nur Oesterreicher, nur Wiener. .

NOTEN ZUR LITERATUR. Von Theodor W. Adorno. Suhrkamp-Verlag, Berlin. 195 Seiten. Preis 32.65 S.

Der 1903 gebürtige Philosoph, Soziologe und Kunstkritiker, bekannt durch seine Stellungnahme zu Schönberg 1949 und die „Minima Moriala“ von 1951, widmet sich im vorliegenden, neun Aufsätze enthaltenden Buche hauptsächlich Fragen der Interpretation (merkwürdig, nicht immer zutreffend bei Eichendorff). Mit Ausnahme des einleitenden Artikels „Der Essay als Form“ und der Abhandlung „Ueber epische Naivität", die ungedruckt waren, sind die Aufsätze, zumeist auf Vorträgen beruhend, bereits bekannt. Schade, daß der bedeutsame Gehalt der Erörterung über den Essay durch allzu viele Fremdworte erschwert wird.

LEBENSWEGE DER DICHTER. Von Bernt von Heiselerj C. - Bertelsmann - Verlag, Gütersloh. 257 Seiten. Preis 80.25 S.

Vier Dichter: Kleist, Grillparzer, George und der Vater Bernts, Henry von Heiseier — das ist die leuchtende Spur eines Kreises, der eine Welt des unvergänglich Schönen hätte umschließen sollen; von dem geplanten Dichter-Plutarch, einem Panorama schöpferischen Wesens, sind diese vier Beiträge übriggeblieben, ein seltsames Beispiel, wie man dichterisches Wesen erzählen kann, „wie man eine Sage erzählt".

BILDNISSE. Von Carl J. Burckhardt. S.-Fischer- Verlag, Frankfuit am Main. 328 Seiten. Preis 114.25 S.

Von dieser Sammlung längerer und kürzerer Essays sind die „Gedanken über Karl V.", über „Voltaires Geschichte Karls XII.“, sind „Goethes Gerechtigkeit", „Friedrich Schiller“, die Einleitung zu Toque- villes „Erinnerungen", die Nachworte zu Claudels Beziehungen zum Fernen Osten und „Der Sammler" bereits in Buchform erschienen. Der Artikel Grillparzer steht in dem Sammelwerk „Die großen Deutschen“ (Auflage 1956). Wehmütig stimmt die Lektüre des nur fünf Druckseiten umfassenden Aufsatzes über Rudolf Kassner — nunmehr ein Nachruf —, welche Durchdringung des Themas und stilistische Konzentration! Wichtig sind die zwei Aufsätze über Schröder, besonders der auf Seite 202 ff., wohl eine der besten Physiognomiken, die wir über Rudolf Alexander Schröder besitzen.

.

LITERARISCHE STREIFZÜGE. Von F. C. Weiskopf. Aufbau-Verlag, Berlin. 270 Seiten. Preis 7.20 DM.

44 Aufsätze, Kritiken, Porträts, Glossen, Vorworte und Reden des 1900 in Prag geborenen und vor vier Jahren in Berlin verstorbenen Publizisten zeigen die ganze Schärfe seiner im dialektischen und historischen Materialismus geschulten Weltansicht. Die hier vorgetragenen Formulierungen müssen indes gut studiert und diskutiert werden. Beachtenswert ist die Kraft, Zucht und Form der Sprache.

ETWAS ÜBER STRINDBERG. Von Knut Hamsun. Albert Langen-Georg Müller, München. 64 Seiten. Preis 25.85 S.

„Ein ungewöhnliches Exemplar, ein rotes Tuch" nennt Hamsun den großen Schweden, der bei ihm eine verständnisvolle, durchaus aber nicht unkritische Beurteilung findet. Als zeitgenössische Beleuchtung (der erste Abschnitt beispielsweise beruht auf einem Artikel im „Dagbladet“ vom 11. Dezember 1889) wichtig!

.. .

BÜRGERTUM UND BAROCK IM DEUTSCHEN ROMAN. Von Arnold Hirsch. Böhlau-Verlag, Köln-Graz. XII/163 Seiten. Preis 87.05 S.

Auf dem Titelblatt steht: „2. Auflage, besorgt von Herbert Singer.“ Die 1. Auflage (Frankfurt 1934) dürfte freilich nur noch wenige deutsche Leser erreicht haben. Das Buch, an und für sich nur in einer kleinen Auflage erschienen, wurde bis auf wenige Exemplare vernichtet, der Verfasser mußte nach Frankreich flüchten, und ehe er den Themenkreis des vorliegenden Werkes nach Ueberprüfung und Erweiterung erneut vorlegen konnte, starb er 1954. „Ein Beitrag zur Entstehungsgeschichte des bürgerlichen Weltbildes", heißt es im Untertitel. Merkwürdig, daß seit 1945 — mit Ausnahme der Münchner Dissertation von Max Götz (1957) — über dieses so wichtige Gebiet nicht mehr gearbeitet wurde. Die Texte, welche Hirsch vor sich hatte, sind allerdings entlegen, und die Autorennamen nur Fachleuten bekannt (zum Beispiel Bärholz, Brehme, Ettner, de la Grise).

ZWISCHEN KLASSIK UND MODERNE. Von Walter Hollerer. Ernst-Klett-Verlag, Stuttgart. 503 Seiten. Preis 24.80 DM.

Hier werden Dichtungen, die zwischen Goethes Tod und Heines Dahingang entstanden sind, in sorgfältiger, von zahlreichen Textproben unterstützter Art interpretiert. In drei großen Abschnitten, die „Entschleiern und Anfängen", „Neuklang im Nachklang", „Versuchte Gründung“ überschrieben sind, treten das Werk Grabbes, Heines, Büchners, Gutzkows, Raimunds, Nestroys, Niebergalls, Immermanns, Grillparzers, die Welt der Droste, Mörike und Stifters auf. Anmerkungsteil und Literaturverzeichnis machen allein 118 Seiten aus. Man sieht schon daraus die profunden Studien des Verfassers, der mit dem in sieben Jahren geschriebenen Werk die Philologie wirklich bereichert hat. Auf Seite 363, letzte Zeile, fiel uns ein Druckfehler auf: Stifters Novelle „Brigitta“ ist 1844 im Erstdruck erschienen, nicht 1884.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung