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Von Musik und Musikern

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Seine Musik — sein Leben. Glocken-Verlag, Wien-London. 272 Seiten.

Dieses Buch liest sich wie ein Roman, obwohl es sich durchaus an die Wirklichkeit hält, soweit sie die Verfasserin selbst erlebte oder aus Lehars persönlichen Schilderungen wußte. Man staunt allerdings, wie schnell man die 272 Seiten durch hat — und wie wenig Wirkliches man darin aufnimmt. Denn so flüssig und elegant der Stil, so temperamentvoll geplaudert der Inhalt ist und sosehr es der Autorin, besonders im ersten Teil des Buches, gelingt, eine vergangene Zeitepoche (und wie gründlich sie uns vergangen ist!) in plastischer Anschaulichkeit darzustellen und damit vor allem unserer älteren Generation ein elegisches Schmunzeln der Erinnerung zu entlocken; im Grunde ist mehr herumgeredet als gesagt, man erfährt über Lehars Leben einiges, über seine Musik nichts, das man nicht schon weiß. Stilkritisch und musiksubstantiell ist das Buch ohne Bedeutung, macht kaum den ernsthaften Versuch einer solchen. Dies aber wäre der Weg, auf dem über Franz Lehar noch Ungesagtes zu sagen ist. über allem Für und Wider der Meinungen steht seine Persönlichkeit nämlich unbestreitbar als eine markante, für die Entwicklung der Operette entscheidende Erscheinung, die nicht mit den sentimentalen Mitteln seiner tönenden Romantik, vielmehr mit der vollkommen ungerührten Sachlichkeit des gerüsteten Kritikers in analytischer Sektion gemessen und erforscht werden kann. Das vermochte die Verfasserin nicht, und so bleibt das himmelblaue Buch eine Fülle neben der Lücke, eine scharmante Plauderei über Leben und Schicksale des letzten Großmeisters der Operette, der viel bedeutender war, als be-digungslose Gefolgschaft aussagen kann.

Johnn Sebastian. Roman. Von Walter Kramer. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart. 567 Seiten.

Zum Bach-Jahr legt das altangesehene Stuttgarter Verlagshaus einen gültigen Roman zum Preis des großen Barockmeisters vor. Sein Verfasser Walter Kramer, einer der Wertvoll-Stillen der älteren Dichtergeneration, selber in Eisenach geboren, ist schon vom Atmosphärischen her zur Niederschrift dieser poetisieren-den Biographie berufen gewesen. Sein Werk, von Lebenswärme, Gottesandacht und Musik durchflutet, ist denn auch ein Kind des Herzens und nicht des Verstandes. Hier ist Musikwissen, zum Unterschied etwa von Thomas Manns „Doktor Faustus“, aus dem Begrifflichen ins Empfindungsmäßige, Antianalytischen in liebend umhüllte Symbole transponiert. Vom Kinde Johann Sebastian bis zum schöpferisch ringenden Thomaskantor und erblindeten Zelebranten Gottes geleitet uns Kramer mit der Fähigkeit, die kleinsten häuslichen und beruflichen Eindrücke seines Helden genau so wie dessen großes inneres Können auf die wachsende Gesetzlichkeit seiner Musik zu beziehen. Dieser fromme Musikerromaji schließt ohne zeitliches Werturtei, indem der Dichter die Stimme des Herrn zum Zeugen der Badischen Unsterblichkeit beschwört: Dein Dunkel wird sein wie der Mittag vor meinem Angesicht. Du wirst nicht sterben. Ernst Wurm

Königin Mab oder die Fee der Träume.

Von Hector B e r 1 i o z. Scherzo aus der dramatischen Symphonie „Romeo und Julia“, op. 17, Niccolo Paganini zugeeignet. Wissenschaftliche Herausgabe der Partitur von Friedrich Bayer im Austria-Music-Verlag, Eme-ridi Florian, Wien-New York. 52 Seiten.

Das Scherzo aus dem ersten Teil der dramatischen Symphonie „Romeo und Julia“, das die Traumfee „Königin Mab charakterisieren soll und als ausgesprochene Programmmusik angesprochen werden muß, zählt — was die Instrumentation betrifft — wohl zu den besten Einfällen Berlioz'. Die vom Austria-Music-Verlag herausgebrachte Studienpartitur ist von Friedrich Bayer sehr sorgfältig revidiert worden. Die in der Originalausgabe vonhandenen Druck- und Schreibfehler sind beseitigt. Die Stimmen der vier Hörner sind in F notiert — zum Unterschied von der Berliozschen Schreibweise —, wofür weniger geübte Partiturspieler dankbar sein werden. Druck und Stich von Waldheim-Eberle sind sorgfältig und einwandfrei. — Eine Frage muß jedoch bei dieser Gelegenheit aufgeworfen werden: Eine unbedingte Notwendigkeit des Neudruckes derartiger alter Orchesterwerke ist nicht vorhanden in einer Zeit, wo hunderte Kompositionen zeitgenössischer Künstler ungedruckt bleiben müssen. Wäre es da nicht am Platz, wenn ein Verlag, der die Möglichkeit zur Herausgabe neuer Werke besitzt, vorerst einmal anerkannt gute Kompositionen lebender Tonsetzer herausbringen würde?

8 Pieludps pour le Piano. Von Frank Mar-t i n. Universal-Edition, Wien. 32 Seiten.

Der Universal-Edition ist die sehr sorgfältige Ausgabe der ersten Klavierkompositionen eines der bedeutendsten Komponisten der Jetztzeit zu verdanken. Die 8 reludes, die Dinu Lipatti gewidmet sind, bergen eine Fülle von technischen Möglichkeiten und klanglichen Effekten in sich, deren Ausschöpfung für jeden fortschrittlichen Pianisten ein reines Vergnügen sein muß. Frank Martin, der auch bei der Verwendung der 12-Ton-Reihe seine eigenen Wege geht, zeigt sich hier als Meister des Klaviersatzes und einer heute leider bereits selten gewordenen thematischen Einfallsfreudigkeit. Es ist nur zu hoffen, daß diese Stücke recht bald Eingang in die Konzertprogramme finden. Die Wiedergabe der meisten Preludes erfordert allerdings virtuoses pianistisches Können. Herbert Häfner

Bezwinger des Hungers. Von Paul de K r u i f. Deutsch von Curt T h e s i n g. Verlag „Das Silberboot“, Salzburg.

Spannend geschriebene Stories über amerikanische Pflanzenzüchter und Ernährungswissenschaftler, die ertragreichere Pflanzensorten züchteten, an der Entdeckung der Vitamine beteiligt waren oder sich andere Verdienste um die Verbesserung der menschlichen Ernährung erwarben. Nicht die schlechteste Methode, das stille Wirken dieser Menschen breitesten Schichten nahezubringen und verständlich zu machen. Man vergißt vor lauter Spannung fast, daß es in anderen Himmelsstrichen, so zum Beispiel hierzulande, auch solche „Prachtkerle“ der Wissenschaft gab und gibt. Aber von diesen erzählt kein Dichter und kein Journalist, das ist der Unterschied. Rupnert v. Schumacher

Lexikon päpstlicher Weisungen. I. Band:

„Katholische Soziallehre“, 330 Seiten. — II. Band: „Kirche und modernes Leben“, 445 Seiten. — Roma-Verlag, Eichstätt.

Schon Dr. Anton Klotz gab in Innsbruck 1932 zwei Bände heraus: „Dokumente und Materialsammlung zu sozialen und kulturellen Problemen der Zeit“ aus dem Geist der päpstlichen Enzykliken wie der neueren Literatur katholischer Wissenschaftler. Ähnliches wird hier geboten. Nur werden ausschließlich päpstliche Enzykliken und Enuntiationen, ihre Antworten auf die wichtigsten Fragen, vorzüglich auf die sozialen im 1. Band, auf die übrigen im 2. Band, exzerpiert. Hiebei erscheinen im 1. Band 76 Weisungen von sechs Päpsten (ab Pius IX.) und im 2. Band 132 Weisungen von neuen Päpsten (ab Benedikt XIV.) lexikalisch verarbeitet. Das Werk hält sich frei von üblichen Erläuterungen und Auslegungen. Ein Päpstespiegel ist es; und das will es in jedem Artikel und Stichwort sein. Das macht es auch geeignet für jeden Soziologen, für jeden Sozial- und Kulturpolitiker, der sich rasch und sicher über die Gedanken der Kirche auf seinem Fachgebiet orientieren möchte. Dieses „Lexikon“ ist auch eine wert-

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