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VON NEUEN BUCHERN

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Theologie ohne Gott. Versuch über die menschliche Existenz in der modernen französischen Philosophie. Von Egon V i e 11 a. Artemis-Verlag, Zürich.

Die wesentliche Problematik des heutigen Denkens wird hier nicht nur klar aufgezeigt, sondern auch deren Hintergründe finden eine eingehende Beleuchtung. Zweifelsohne ist die Philosophie des Existenzialismus -mehr als eine Zeiterscheinung. Sie offenbart die Abgründe, über welche die Menschheit hinüberzuschreiten versucht und die sie doch willkommen heißt. Der französische Philosoph Sartre ist zum Symbol dieses neuen Glaubens geworden und seine Philosophie kennzeichnet Vietta als „Theologie ohne Gott“. Es ist der Mensch, der sich selbständig gemacht hat und doch gerade durch diese Haltung den Menschen offenbart, ' der zu seinem eigenen Schicksal wird, weil er zu den letzten Gründen des Daseins und des Seins überhaupt vorzudringen versucht, indessen er sich damit den wirklichen Weg versperrt. Die eingehende Analyse des ersten Werkes von Sartre „La nausee — Der Ekel“ kennzeichnet treffend den geistigen Ursprung dieses Existenzialismus und die wesentlichen Züge, welche eine ', gewisse Weiterentwicklung in dessen großem Werk „Das Sein und das Nichts“ erfahren haben. Vielleicht müßten die Folgerungen, wie sie Sartre selbst in seinen letzten Arbeiten erkennen läßt, zu einer Konklusion nodi mehr herangezogen werden. Vietta überläßt die radikale Konsequenz demjenigen, der sich mit dem ganzen Fragenkomplex eingehend beschäftigt hat. Auf den 61 Seiten des Buches ist sehr viel gesagt und noch mehr angedeutet von dem, was das geistige Schicksal unserer Zeit bestimmen wird.

Chronik des Wiener Goethe-Vereins. 48.. 49.und 50 Band. Herausgegeben von Eduard Castle, österr Bunde-verlag, Wien.

Die vorliegende, reich illustrierte Schrift des Wiener Goethe-Vereins zeichnet sich durch eine seltene Fülle und Mannigfaltigkeit des Stoffes aus. Der breiteste Raum ist dem bereits verstorbenen Schriftsteller Alfred W a I h e i m, der sich durch seine „Burgenländischen Balladen“ auch als Dichter einen Namen gemacht hat, gewidmet. Er kommt mit seinen tiefschürfenden „Studien zum Urfaust“, denen drei seltene Kupferstiche von mittelalterlichen Gelehrtentypen beigegeben sind, mit zwei Miszellen darunter „Faust bei Hans Sachs“, und drei Findlingen sowie mit seinen eigenen, schönen Sonetten ..Goethe in Karlsbad“ zu Worte. Der Herausgeber Eduard Castle versieht „Zwölf Bildnisse von Bekannten aus Goethes Lavaters physiognomischem Kabinett“ mit einem ausführlichen literarhistorischen Kommentar, wobei besonders auf die interessantesten Köpfe, den Freiherrn Friedrich Karl Ludwig von Moser, den Dichter Friedrich Grat zu Stolbeg und den Reichsfreiherrn von Dalberg, hingewiesen sei. Ferner steuert Castle noch einen interessanten Aufsatz „Aus Goethes mineralogischer Korrespondenz“ mit Karl Ludwig Metzler von Giesecke, einem ehemaligen Schauspieler und Mitarbeiter Schikaneders, bei und wird anläßlich seines 70. Geburtstages als hochverdienter Literarhistoriker, Desonders durch seine Ausgaben österreichischer Klassiker (Lenau. Raimund, Grillparzer, Anastasius Grün, Anzen-gruber), von Alfred Z o h n e r gewürdigt. Von den übrigen Aufsätzen seien noch hervorgehoben „Goethes .Faust' im Wiener Burgtheater“ von Max v. Millenkovich-Morold (f) und Otto Weisseis Abhandlung über den besonders durch das Drama Gutzkows bekanntgewordenen „Königsleutnant Goethes“. Professor Dr. Jakob Basi

William Shakespeare: „Hamlet, Prinz von Dänemark“. Englischer Text mit deutscher Übersetzung nach August Wilhelm Schlegel. Textrevision, Einleitung und Anmerkungen von Universitätsprofessor. Dr Karl Brunner. Linz, österreichischer Verlag für Belletristik und Wissenschaft. 1946. 314 Seiten. Britisch-amerikanische Bibliothek. 1. Abteilung. Englisch-deutsche Studienausgaben.

Shakespeares Trauerspiel „Hamlet“ liegt als der erste Band der englisch-deutschen Studienausgaben der obengenannten Reihe vor, die noch eine große Zahl Meisterwerke englischer und amerikanischer Autoren in Übersetzung, und zwar in der Gegenüberstellung des Original-und Ubersetzungstextes auf einander zugeordneten Buchseiten, zu bringen verspricht. Die vom Herausgeber, Universitätsprofessor Dr. Karl Brunner, besorgte Einleitung erschöpft die Stofrgeschichte des Dramas bis zum literar-geschichtlich erschlossenen „Urhamlet“ Weiterhin wird versucht, den Charakterproblemen, insbesondere dem des Tr'eihelden, gerecht zu werden, wobei es dem Heiausgeber mehr darauf ankommt, Interpret der verschiedenartigen Erklärungsarten zu sein, denn sich selbst als Verfechter einer einzigen ins Kreuzteuer der literarischen Diskussion zu stellen.

Eine zum Studium des „Hamlet“ bestimmte, in Auswahl vorgelegte Literaturangabe steht noch vor dem Abdruck des Originaltextes und des auf der Schlegelschen Ubersetz.ung basierenden, zum notwendigen Teil modernisierten und textkritisch verbesserten deutschen Textes. Zudem gibt eine Zusammenfassung von Anmerkungen, zum englischen Text gehörig, inhaltlich wie sprachgeschichtlich wertvolle Aufschlüsse.

Die Geschichte der Atombombe. Von Hans T h i r r i n g. Phönix-Büdierei. „Neues Österreich“, Wien.

Das geheimnisvolle Dunkel, die zahllosen Legenden und die phantastischen Vorstellungen rund um die Atombombe werden in Thirrings ausgezeichneter gemeinverständlicher Darstellung in ein ungemein klares wissenschaftliches Bild verwandelt. Die Atomphysik mußte sich über hundert Jahre lang entwickeln, bis am 6. August 1945 die erste Atombombe Hiroschima zerstörte. Der Verfasser zeigt, worin das eigentliche Geheimnis besteht und in welcher Art die neue Energiequelle friedlichen Zwecken dienstbar gemacht werden kann. Er meint, über kurz oder lang würden mehrere Mächte über Atombomben verfügen, gegen deren unvorstellbar verheerende Wirkungen es nur ein einziges wirksames Mittel gebe: eine neu aufgebaute Erziehung zum Frieden. Unter den angeführten bahnbrechenden Atomphysikern begegnen uns zehn Österreicher mit Losch mtdt, Schrö-dinger und Heß an der Spitze

Der Ruf der Heimaterde. Von Dozent Dr. P. E s s a b a 1. Mechitaristen-Verlag. Wien.

Aus armenischen Dichiern, Volksliedern und liegenden werden gut gelungene Bilder der armenischen Sitten, des Brauchtums unda Volkslebens entworfen. Lebendig entstehen vor uns Sagen, verwoben mit der eigenartigen Traumwelt des Orients. Unwirklich steigt die pittoreske armenische Landschaft im „Land der Reisen“, „Lebensspender des Landes“ und im „Land der harmonischen Gegensätze“ vor uns aut. Neben idyllischen Volkstänzen entsteht eine Welt der Helden („Das Land der tollen Helden“), und ein hartes Schicksal eines schwer geprüften Volkes spiegelt sich in alten Erinnerungen, die nicht verblassen wollen. Über diesem farbigen Mosaik vom Land und seinen Bewohnern wölbt sich das Gefühl der Liebe zur Heimatscholle. Die Geschichte des armenischen Volkes, heißt es da, ist eine kraftvolle Äußerung und ein eindeutiges Bekenntnis der Treue zu seinem Volke und seiner Kulturwelt. Dieses Bekenntnis inmitten einer orientalischen Welt mutet mehr als merkwürdig an, als ob hier aut unbekannten Wegen etwas Abendländisches- in diese Gefühlswelt eingeströmt wäre. Vielleicht wäre eine kurze geschichtliche Einleitung zweckdienlich gewesen um uns sehr Weitliegendes näherzubringen.

Univ.-Prof. W. Sa-.-Zaloziecky Sieben Jahrhunderte französische Wandteppiche. Einleitung von Jean C a s s o u. Kunstheft der Zeitschrift „Wort und Tat“. Wien. VI., Mariahilter Straße 47.

Dieses Bändchen, mit großer Sor^samkeit ausgestattet und eine bemerkenswerte österreichische drucktechnische Leistung, zeigt :,n 35 Tafeln Wandteppiche aus dem Besitz tran zösischer Kathedralen, Museen und Sdilösser; ein Fachmann vom Range Cassous, der ihre Originale voriges Jahr in einer Pariser Ausstellung vereinigt hatte, schrieb dazu die Einleitung. Ganz andere Kräfte haben die Entwicklung der iranzösischen Teppichweberei bestimmt als die ihrer Schwester, der orientalischen Teppicherzeugung. Hier wir dort empfängt die Teppichkunst ihre Inspiration zu den größten Schöpfungen ihrer Frühzeit vom Religiösen her; Webstühle in Memphis und Theben erzeugten vor viertausend Jahren die kostbaren Wunderwerke des geknüpften farbigen Wollfadens zum Schmuck der Tempel; Teppiche werden bald unentbehrliche Bestandteile im orientalischen Kultus. Auch die französische Teppichkunst, seit dem frühen Mittelalter ein Stolz ihrer Heimat, hat keinen größeren Schatz hervorgebracht als die heute im Museum von Angers aufbewahrten Meisterwerke des 14. Jahrhunderts, Darstellungen aus der Apokalypse, von einer wahrhaft blendenden, von keiner Malerei übertroffenen Pracht. Aber im 16. und 17. Jahrhundert wird Domäne des fianzösischen Wandteppichs doch vor allem das höfische Motiv, nahegelegt von dem Bedarf eines reichen kunstsinnigen Adels für seine Paläste. In einem aber berührt sich die mittelalterliche französische Schaffung wieder mit der orentaüschen: in der Vorliebe zur Symbolik. Erst bei dem späteren Versuch, mit der Teppichwebe das Bild des Malerpinsels nadiahmen zu wollen, wie Cassou sagt, mit der Verwendung von tausend Farbnuancen anstatt der früher verwendeten zwanzig Farbtöne, verschwindet dieser Zug. Ganz neue Wege sdilägt die Kunst der Meister des modernen französischen Wandteppichs ein, unter anderem eines Marcel Gromaire, Saint-Saens oder Jan Lurcats, dem Webstuhl entsprungene Dichtungen, von einer Kraft, die das Eigenleben dieser Tcxtilkunst besonders augenfällig macht. f-

Die Gewittertheophanie im Alten Testament. „Heiligenkreuzer Studien“ Nr. 3, von P. Dr. Severin Grill, 2. Auflage. Bei Mayer, Wien.

Der Wert dieser Studie liegt darin daß ie mit einem reichen vergleichenden religions-gesduchtlichen Material nachweist, daß die Gottesvorstellung des Alten Testaments viele gemeinsame Züge hat mit der Gottesvorstellung aller anderen Naturvölker, die sich aus dem Erlebnis der Macht des Gewitters ajine Vorstellung von der Größe Gottes machen. Dies beweist, daß das Wort Gottes wirklich „Fleisch“, konkrete Geschichte inmitten der anderen Völker geworden ist. Aber trotz dieser gemeinsamen Züge bekommt das Alte Testament durch seinen außergewöhnlichen Einbruch Gottes in diesen Äon sein eigenartiges Gepräge.

Der unsterbliche Tag. Gedichte von Hans Leb. Verlag Herd. v. Kleinmayr, Klagenfurt.

Ein ernster Denker spricht hier zu uns. Vielfach erdrückt die Fülle der Reflexionen den lyrischen Klang und der Symbolik fehlt die tiefere Magie des Wortes. Der DicHter ringt mit der rhythmischen Lösung, die er — nicht immer zum besten des Gedichtes — oftmals erzwingt. Die vielfach aphoristische Form des Gedichtes bestärkt die Ansicht, daß der Dichter mehr denkt, als hört; und in der Tat, die gebundene Form drängt sich kaum als Notwendigkeit auf und die Musikalität der Verse wird oft ein Opfer unlyrischer Inversionen, teils gedanklicher Breite, teils allzu eckiger Aphoristik. Man kann das Buch nicht ohne Ergiiffenheit über den Ernst des Ringens um die letzten Dinge, das aus jeder Zeile überzeugend spricht, aus der Hand legen. Sie wird vielen wertvoll werden, die Erbauung suchen — und in der tiefen Gedänk-lichkeit und dem hymnischen Ernst sie auch finden.

„Ewiges Wort — Meisterwerke der Weltliteratur“ nennt der Verlag Ullstein diese Buchreihe, die aus sechs Sprachgebieten urheberrechtsfreie Werke der Weltliteratur zu vereinigen beabsichtigt. Schlichte Ausstattung, ein fache Pappbände, gut gedruckt und billig: .5 Schilling das durchschnittlich 360 bis 400 Seiten umfassende Buch. Die Sammlung, die mit Hauffs romantischer Erzählung „Lichtenstein“ begonnen und mit Gogols „Die toten Seelen“ und Edgar Allan' Poes „Doppelmord in der Rue Morgue“ und einem 'Band Viktor Hugo fortgesetzt hat, gibt mit dieser Auswahl schon die Richtung an, die sie verfolgen will. Sie soll hundert Bände von rund 40 alten Autoren umfassen. Ein kaufmännisch-buchhändlerisches Unternehmen, dessen Planung den Traditionen des Hauses Ullstein entspricht.

Verschollenheit, Todeserklärung, Beweisführung des Todes. Von Dr. Hans S a b a-d.icsch. Verlag Manz, Wien, 1945. S 8.—.

Eine Sammlung der gesetzlichen Vorsdiriften, die durch Überkreuzung deutschen und österreichischen Rechtes einen Grad der Unübersichtlichkeit erreicht haben, der nach einer solchen Zusammenschau ruft. Der gesetzgeberischen Reform, die nicht mehr lange auf sich warten lassen sollte, ist hier eine gute Vorarbeit geleistet. . Dr. Ch. L e i t n e r

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