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VON NEUEN BÜCHERN

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„Das christliche Menschenbild und die Weltanschauungen der Neuzeit.“ Von Max Müller, Herder 1945, Freiburg/Breisgau.

Dem Bemühen, ein Bild vom christlichen Deutschland zu geben, verdanken die unter diesem Thema zusammengefaßten zwei Vorträge des Freiburger Studentenseelsorgers aus dem Jahre 1939 ihr Erscheinen. Über das historische Zeugnis hinaus sind sie von Bedeutung, weil die in jener Zeit aufgeworfenen Fragen noch lange nicht alle geklärt und restlos beantwortet sind. So viel ist klar, daß es um die Neuformung des christlichen Menschen geht und diese in bewußter Auseinandersetzung mit den geistigen Anliegen der Gegenwart vor sich gehen muß. Bei der Summe von Gedanken und Problemen, welche aufgeworfen und angedeutet werden, erhebt sich die Frage, ob nicht eine klarere Durchbildung der geistigen Linie von Vorteil gewesen wäre. Das Heft hätte auch einen aktuelleren Charakter erhalten. Denn gerade weil wir der Sichtung der grundlegenden Probleme so notwendig bedürfen, müßten die Ansätze zur Ausbildung und Wetterführung offener herausgestellt und gekennzeichnet werden. Dies mag wohl beim mündlichen Vortrag gesdiehen sein, aber hier vermißt man es mitunter. Der schlagwortartige Charakter an manchen Stellen könnte gelegentlich direkt zu Mißverständnissen führen. Der Verfasser setzt ein umfangreiches Wissen und eine große Vertrautheit mit der modernen Philosophie bei seinen Lesern voraus. Für einen kleinen Kreis wird vorliegendes Heft, das in der Sammlung der Dokumente und Zeugnisse: „Das christliche Deutschland 1933 bis 1945“ erschien, von hoher Bedeutung sein.

„Der Altdorfer Altar in St. Florian.“ Von Erich von Strohmer. Kunstverlag Wolfrum, Wien 1946, 32 Seiten Text und 36 Reproduktionen.

Das kleine Buch bietet unter den ziemlich zahlreichen Werken, die es über den Maler Alt-dorfer schon gibt, eine spezielle Behandlung in

Text und Reproduktionen des um 1518 vollendeten Altares, dessen Tafeln 1 bis 13 sich im Stift St. Florian befinden, 14 und 15 im Kunsthistorischen Museum in Wien. Altdorfer, der in der Leidenschaftlichkeit der Szenen und in der Glut der Farbgebung höchstens noch von Grünewald übertroffen wird, liegt uns, als bedeutendster Repräsentant der Donauschule besonders nahe. Inspiriert von der Donauknd-sduft macht er sie nicht nur zum Hintergrund seiner Heiligenlegenden und der Passionsgeschichte, sondern bannt auch in die Formen ebendieser Landschaft den elementaren Ausdruck der Mysterien und Geschehnisse. Felsen, Höhen, Täler und Schluchten sind mit liebevoller Inbrunst in die Dramatik der Ereignisse mit einbezogen.

„Das war der letzte Sommer.“ Roman von Paul Stefan. Luckmann-Verlag, Wien, 1946. Aus dem Nachlaß herausgegeben von Alfred Zohner.

Der bekannte Wiener Musikschriftsteller und Kritiker schildert in diesem Buch den letzten Salzburger Festspielsommer vor dem „Anschluß“. Er läßt uns aufschlußreiche Blicke tun hinter die Kulissen des Festspielhauses, der „Jedermann“-Aufführung, der Domkonzerte und der übrigen künstlerischen Veranstaltungen. Wir sehen in die Büros der Festspielleitung und des Landeshauptmannes und folgen dem fröhlichen Festspieltreiben in und um Salzburg. Das macht den Reiz und das besondere Interesse des Buches aus, Paul Stefan schrieb diesen Roman kurz vor seinem Tode' in Concord, Massachusetts. Er schrieb ihn also in Amerika und für Amerikaner und setzt daher nur die größten Namen als bekannt voraus. Über alles übrige wird der Leser in einer manchmal etwas pimitiven, aber immer amüsanten Form unterrichtet. Auch über Mozart und Bruckner. Der amerikanische Untertitel des Buche heißt: „A political noT i of the Salzburg festival days“. Und es ist in der Tat viel von Politik die Rede — im weiteren und engeren Sinn. Kluge, einsichtsvolle nd weitschauende Betrachtungen gelten der europäischen Lage, insbesondere Österreich, über dem sich von Norden und Westen her drohende Wolken zusammenballen. Die Randbemerkungen zur österreichischen Innenpolitik sind nicht frei von Tendenz. Wohl mehr um den Titel „Roman“ zu rechtfertigen, als aus einer inneren Nötigung ist eine Liebesgeschichte zwischen einer jungen amerikanischen Sängerin und einem Wiener Musikwissenschaftler und Journalisten in das Treiben der Festspiele verwoben. Geschmackvoll und zurückhaltend vorgetragen, läßt man sich auch diese kleinen Episoden gern gefallen.

Der b8e Räuber Ohnegnad. Von Robert Maria D o m e r. The Wicked Robber Mercilest. English version by Hermen von Klee b\o r n. Bilder von Berti Pilch. Amandus-Edition, Wien 1946.

Ein Kinderbuch, das sicher auch allen Erwachsenen Spaß machen wird. Im Stile der alten Bänkelsängermoritaten wird hier die Geschichte eines bösen Räubers erzählt, der sich schließlich sogar an einem braven, guten DorfschuHehrer zu vergreifen wagt. Das wird in hübschen deutschen und englischen Bänkelversen erzählt, und in einer neuen Ausgabe wird auch noch eine französische Version dazukommen. Wörterverzeichnisse machen aus dem Buch noch ein vergnügliches Unterrichtsbuch in zwei Sprachen.

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