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VON NEUEN BÜCHERN

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„Die Wahrheit unseres Denkens.“ Von Dr. Johann Fi sc hl. Band 2 der Reihe: Christliche Philosophie in Einzeldarstellungen. Verlag Anton Pustet, Graz.

Die Noetik scheint die „aufregendste“ Disziplin der Philosophie zu sein. Denn wenn Philosophie Erkenntnis der Wesenheiten bieten will, daaa. ist die Festlegung des Könnens und der Grenzen unserer Erkenntnis für alle weiteren Bemühungen grundlegend. Der Verfasser will wie bei seiner Logik eine Einführung geben, er zeigt daher weniger die Probleme auf, sondern wtE einfach die einzelnen Gebiete darstellen. Bei manchen Kapiteln wird man vielleicht den Ansichten des Verfassers nicht in allem folgen könne, so in denen, die von dem Bewußtseinsurteil als dam Fundament der Erkenntnislehre, von dam Wahrheitsbegriff, den Denkprinzipien, dem rattcelbaren Realismus und anderen handeln. Deswegen kam das Buch aber doch jedem philosophischen Anfänger als ausgezeichnete 0tersieht, den wissenschaftlich Interessierteren als wertvolle Anregung empfohlen werden.

P. Dr. L. S o u k u p

„Geheiligtes Frauentum.“ Von Dr. P. Otmar Scheiwiller OSB, Rex-Verlag, Luzern.

Da* Buch bringt in acht Bildern die Lebensgeschichten von Frauen, die in engerem oder loserem Zusammenhang mit der Schweizer Geschichte stehen. Es werden uns vier Frauengestalten ans rlerrsehergeschlechtern vorgeführt, und zwar die heilige Königin Chlotilde, die selige Herzogin Reginlinde, die heilige Kaiserin Adelheid und die selige Gräfn Ita von Neuenbürg. Ferner sind die Biographien der Klosterfrauen Sr. Euphemia Dorer, Sr. Maria Diomira Scherec und der Mutter Franziska von SaJes Chappuis und zum Schluß das Lebensbild Margrit Bavs', eines einfachen Mädchens vom Lande, gezeichnet.

Es kommt dem Verfasser reicht sosehr auf scharfe Profilierung der Einzelpersönlichkeit an, sondern er versucht aus Zeit und Umgebung die spezielle Lebensaufgabe herauszuheben, die der Geschilderten zukommt; er zeigt, wie sie sich mit Opfermut ihrer Aufgabe hingibt, ob diese mehr den äußerlich-sichtbaren oder den innerlich-geistigen Bereich umfaßt. Die geschichtlich-sachliche Art der Berichte mag dem in der Tradition seiner Heimat erzogenen Leser auch ein Stück vaterländische Geschichte bedeuten, zumal die ersten Biographien geschichtliche Zusammenhänge ausführlich, oft chronikartig, vorführen. Es dürften auf Kosten des einen oder anderen Lebensbildes die Verwandtschafts- und Familienverhältnisse zu breit behandelt sein und die eigentlich frauliche Sphäre ist vielleicht zu wenig berücksichtigt. Die nüchterne Darstellungsweise empfindet der Leser wohltuend bei den Berichten über oft außergewöhnliche, gnadenhafte Führungen. Jedes einzelne Lebensbild ist interessant. Im Zusammenhang gesehen, bedauert man, daß kein Bild einer Frau gezeichnet ist, die die großen Gegenwartsaufgaben zu meistern sich bemühte und dabei doch den Idealen der Frömmigkeit nahekam. Dadurch erst wäre der Verfasser dem weitgreifenden Titel „Geheiligtes Frauentum“ mehr gerecht geworden. A. E g g e r

„Chronik unserer Familie.“ Von Johannes T s c h u e r. Das Buch unserer Tage. Verlag Josef Stocker, Luzern. Schweizer Franken 13.—.

Der feinsinnige, durch zahlreiche religiöse Schriften von Rang bekannt gewordene Pfarrherr von Schaan (Fürstentum Liechtenstein) legt in seiner „Chronik“ ein Werk vor, das einen Ehrenplatz unter den Büchern jeder katholischen Familie erhalten sollte. Es ist vom Verlag mustergültig ausgestattet worden (Ganzleinen, Lettern gezeichnet von Werner Andermatt). Bie verfeindenden Texte sind von edler Sprache, dabei knapp gehalten und sagen das Wesentliche zu den Familienereignissen aus. Das Work erinnert uns an die Familienchronik, welche seinerzeit vom Volksliturgischen Apo-stolat in Klosterneuburg herausgegeben wurde. Es ist anzunehmen, daß die Chronik bald ach in Österreich zu haben sein wird.

Dr. Bacher

Der Wiener Verlag bringt unter dem Namen Kaleidoskop eine Reihe von Bändchen heraus, in deren jedem ein Schriftsteller in Novellen, Gedichten. Essays usw. zu Worte kommt: Friedrieh Wal lisch: Die Rosen-burse Kurze kulturhistorische Erzählungen vom Wiener und österreichischen Boden, prägnant und stimmungsvoll; Bruno Ertler: Novellen. Der Schauplatz dieser leidenschaftlich und recht

talentiert geschilderten Begebenheiten ist vor allem die dalmatinische Küste; Carl Julius Haid v o gel: Letzter Glaube. Briefe eines Vaters an seinen Sohn. Viele schöne Gedanken, aber doch nicht letzte Weisheit: Rudolf Josef P u f f 1 e r : Der Wiesenweg. Gedichte, die Talent und auch poetisches Empfinden verraten; Viktor Scherf: Der gläserne Weg. Sehr nette Milieuschilderungen, flüssig und unterhaltend. Es blinkt sogar manchmal vom zarten Gold der Romantik, aber auch stellenweise vom Katzensilber allzu billiger Weltdeutung. Die Bändchen sind trotz zeitgemäß bescheidener Ausstattung ansprechend, handlich und leicht erschwinglich. Konnte uns der Verlag in dieser Ausgabe nicht auch Werke von Schriftstellern bringen, die uns besonders am Herzen liegen?

Antonie F r e i s 1 e r

„Die schönen Künste.“ Agathon-Verlag, Wien, 3. Folge.

Diese hochwertige Kunstzeitschrift, die gegenwärtig auch die äußerlich am besten ausgestattete der einheimischen periodischen Veröffentlichungen ist. löst mit ihrer neuen Folge das Versprechen ein, auch die Dichtung und

die Musik in ihren Aufgabenkreis einzubeziehen. Neben Aufsätzen über Sdiweizer bildende Kunst und Architektur stehen ein Prosafragment von Hans Kafka mit einer Zeichnung von Hans Fronius und zwei gewichtige musikwissenschaftliche Beiträge: ein Originalbrief des auch in Wien mit großem Erfolg aufgeführten Schweizer Komponisten Frank Martin über seine Tristan-Kantate und ein Aufsatz des bekannten Dirigenten Hermann Scherchen Uber „Die Musik und die Sdhweiz“, welcher die eigentümliche Diskrepanz zwischen der künstlerischen Aufnahmefähigkeit und dem eigenschöpferischen Vermögen dieses Landes zu erklären versucht. „Die Schweizer Musik bedarf der Rückstrahlungsmöglichkeit in das einzige für sie er-schließbare Hinterland: die ganze Welt ... und sie besitzt heute schon eine Komponistengeneration, bereit und fähig, sich an der Welt zu messerf.“ Auf das Faksimile eines Gottfried-Keller-Liedes des Schweizer Komponisten Oth-mar Schoeck sei besonders hingewiesen.

Dr. H. A. Fiechtner

„Ninotschka,“ Roman von Valentin K a t a-j e w. Deutsch von Maurice Hirschmann. Andermann-Verlag, Wien 1946.

Die Geschichte der Nina Petrowna, die sie selbst erzählt, reicht nicht über das Maß der Zeit. In der Liebe zu dem Flieger Andrej findet die junge Studentin ihr Schicksal, in das der Krieg eingreift. Der Mann fällt, sie selbst arbeitet in einem Rüstungsbetrieb für die Freiheit ihres Vaterlandes und eilt, als es die Kriegs-ereignisse erlauben, an das Grab ihres Gatten. Wie aber Katajew daraus das typische Schicksal der Frau in diesem Kriege formt, bar jeder Sentimentalität, das stempelt den kleinen Roman zum Kunstwerk. Und da dies mit gekonntem Realismus geschieht, ohne chauvinistischen Haß, wenn auch manches harte Wort gegen den Feind gesagt wird, so erweist sich, daß die Menschen hier und dort im Innersten lange nicht so verschieden sind, wie es manchmal den Anschein hat. Und diese Erkenntnis macht das Buch liebenswert, weil sie die Hoffnung auf eine schönere und bessere Zukunft doch nicht ganz töricht erscheinen läßt.

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