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VON NEUEN BÜCHERN

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Geschichte der Philosophie. Altertum und Mittelalter. Von Dr. Johann Fischl. Verlag A. Pustet, Graz 1947.

In einer Zeit der Verwirrung der Geister und der Herzen haben Bücher, die bewährte Erkenntnisse aus der Fachliteratur und aus der Gelehrtenstube hinaus ins Volk bringen, eine große Mission. Dies läßt sich von Fischls philosophischen Kompendien sagen, von denen seit Kriegsende nun das dritte in dieser Reihe von Veröffentb'chungen vorliegt. Altertum und Mittelalter sind hier nicht bloß aus äußeren Gründen zusammengefaßt, denn es baut sich ja nicht nur die Philosophie der Kirchenväter, die hier bewußt sehr in den Vordergrund gerückt ist, in ständiger Antithese und Synthese zur griechischen Philosophie auf, sondern auf dem Gipfelpunkt des Mittelalters wurde der neu rezipierte Aristoteles durch Thomas von Aquin zur Grundlage kirchlicher Philosophie und systematischer Theologie. Fischls Handbuch ist ungemein klar und bei seiner schlichten Sprache ohne Mühe verständlich. Es zeigt, ohne erschöpfend sein zu können, die wesentlichsten Züge der großen Denker und Richtungen auf, die eine Ahnung von dem Reichtum der mittelalterlichen wie der antiken Geistigkeit geben. Nicht selten sind ,lehrreiche Ausblicke auf Urteile moderner Wissenschaft zu den gleichen Problemen geboten.

Philoktet. Von Oskar Maar. Zwei Szenen nach Sophokles. Amandus-Edition, Wien.

Die ewig junge Antike erlebt auch in unseren, gerade in unseren Tagen eine neue „Renaissance“. Ödipus, Antigone, Odysseus und manche andere Gestalten des hellenistischen Mythos feiern Auferstehung. Auch Oskar Maar fesselt der große „Dulder“ Odysseus, vor allem in der Gegenüberstellung mit dem anderen „Dulder“ der Heldensage, dem schwergeprüften Philoktetes, der, an einer durch einen Schlangenbiß hervorgerufenen schweren Verwundung leidend, neun schreckliche Jahre in Schmerz, Drangsal und Einsamkeit auf der Insel Lemnos verbringen mußte, wo die treulosen Atriden ihn ausgesetzt hatten. In seinem wunderbaren Altersdrama „Philoktetes“ hat der 85jährige Sophokles diese beiden Gestalten einander gegenübergestellt und zwischen sie die ergreifende des jungen, unverdorbenen Helden, des Achilleussohnes, treten lassen. Der zum Gott erhobene, gleichfalls „duldende“ Held Herakles bringt in der griechischen Tragödie die Lösung des Knotens, während sich bei Maar die Lösung im rein Menschlichen vollzieht: das „wahre Wollen“, die „reine Seele“ des Jünglings erringt den Sieg über das listige Machtstreben des Odysseus und das nur allzu begründete Mißtrauen des Philoktet. — Für Maar wie für Sophokles ist nicht mehr die Eroberung von Troja, die schicksalmäßig an die Waffen des Philoktet gebunden ist, die Hauptsache, sondern die Auseinandersetzung zwischen den beiden Männertypen einerseits und die des jungen Menschen mit ihnen andererseits. Es ist leicht begreiflich, daß sich in den beiden moder nen Szenen viel „Unhellenisches" findet, etwa die ein wenig feminine und schwärmerische Weichheit des Titelhelden, die von christlichem Gedankengut beeinflußte Diskussion über den Selbstmord oder die von Odysseus vertretene, aus der jüngsten Vergangenheit zur Genüge bekannte Lebens- und Machtphilosophie. Die jambischen Verse zeigen trotz gelegentlicher Flüchtigkeit und-Unklarheit starkes Gefühl für dichterische Schönheit.

Erlöste Menschlichkeit. Die Frucht aus dem Geiste. Von P. Dr. M. Vetter. Verlag Herder, Wien 1947. 130 Seiten.

Der Verfasser nimmt das Schriftwort Gal. 5, 23 zur Grundlage seiner Ausführungen und zeigt, wie in Liebe, Freude, Friede, Geduld sich die so notwendigen „Grundhaltungen des Lebens aus dem Geiste“ widerspiegeln. Die tiefen Schriftgedanken, die sich in den einzelnen Kapiteln zu den angeschlagenen Themen in reicher Fülle gesammelt finden, zeigen wieder einmal die ganze Fülle und reiche Verwendungsmöglichkeit des Gotteswortes. Für besinnliche tiefinnere Stunden eine überaus angemessene und begehrenswerte Lektüre.

Betrachtungen für alle Tage des Kirchenjahres. III. Heft: Fastenzeit. Von Rieh Schmitz. Verlag Herold, Wien 1948.

Richard Schmitz, der mit 'dem I. Heft seiner Betrachtungen für alle Tage des Kirchenjahres viele Freunde und Bewunderer gewonnen hat, wird den Kreis seiner Verehrer mit dem eben erschienenen III. Heft seiner „Betrachtungen“ — für die Vorfasten- und Fastenzeit — noch erweitern. Die Meditationen halten sich im allgemeinen an die Texte des Breviers und der heiligen Messe. Sie sind von eitler wohltuenden Kürze. litre Sprache ist schlich ungekünstelt und anschaulich. Die verwendete „Du-Form“ erinnert den Leser ständig, daß Betrachtung niemals bloße Lesung) sondern Gebet ist. Der erste Teil jeder Meditation bringt eine lebendige Darstellung des heiligen Textes, der zweite eine Anwendung auf das Leben des Beters, der dritte den Vorschlag zur Verwirklichung des Tages. Die „Betrachtungen für alle Tage des Kirchenjahres“ unterscheiden sich wohltuend von jeder „Laientheologie1 wie sie uns kürzlich von einer, allerdings nicht zuständigen Seite empfohlen wurde. Sie enthalten sich jeder belastenden Problematik, verraten aber ein gediegenes theologisches Fundament. Das Schönste an ihnen ist, daß sie das Ergebnis der wahren Frömmigkeit eines Laien sind, der in den schweren Jahren zwischen 1938 und 1945 einen hohen Grad der Innerlichkeit und christlichen Reife erlangt hat, der ihn befähigt, als Laie zu Laien, aber auch zu Priestern zu sprechen. Sie sind das Zeugnis eines wahren Christen, von dem man ohne Übertreibung sagen darf, daß er zuerst unter den härte-

sten Bedingungen seine Bekenntnis im Leben für Christus abgelegt hat bevor er sich entschloß, sein Bekenntnis im Worte anderen zum Heil und zum Nutzen niederzuschreiben. Das vorliegende Heft enthält, was zum Wesen aller Meditation gehört: erlebte heilige Geschichte.

Die Bronzestatuen am Grabmal Maximilians I.

Von Vinzenz Oberhammer. Tyrolia-Ver- lag, Innsbruck.

In einer Neuauflage legr, Dr. Oberhammer eine stattliche Reihe exquisiter Photographien der Bronzestandbilder des Innsbrucker Maximiliangrabes vor. Wissenschaftliche Interessenten werden ja zu der gleichnamigen grundlegenden Publikation desselben Verfassers greifen, die ebenfalls im Tyrolia-Verlag erschienen ist. Dieses Buch wendet sich an den Kunstfreund, der mit dem Betrachten der Bilder schöne Erinnerungen verknüpft oder dem sie von den herrlichen, nichtgeschauten Standbildern einen Eindruck ermöglichen. Man kann von Bild zu Bild die ehernen Kunstwerke plastiscHerleben und sich durch die feinen Einzelaufnahmen an dem schöngebildeten Detail erfreuen. Das Werk ist ein Bildband — als solches gedacht und aufgebaut, erreicht es auch hierin einen völlig befriedigenden Erfolg. Der begleitende Text und die historischen Anmerkungen dienen dem primären visuellen Erlebnis der Tafeln. So wird auch heute wieder das Buch allen, die sich am Schönen erquicken, bleibende Gücer vermitteln.

Das Lied an den Feind. Von Rudolf S o u c e k. Verlag S. Jörgl, Klagenfurt 1947. 246 Seiten.

Dieser Roman ist mit leichten Hand geschrieben, aber dennoch ein schweres Buch zu nennen, denn er handelt von der Liebe zum Feind, von der Ritterlichkeit für den Gegner, von Völkerversöhnung und Menschheitsfrieden. Wir haben es aber hier nicht mit widerlich verschwommener Beglückungsphraseologie zu tun, nein: die saubere, anständige Gesinnung der Hauptperson, des im deutschen Heere dienenden Österreichers Robert von Straden, ist das eine Agens der Handlung, die ihn zur Verlobung mit einer reizvollen jungen Französin führt; das andere Agens aber ist der Krieg, der beim schleunigen Abzug der deutschen Truppen aus Frankreich wieder auflebt und Straden den Tod bringt. Aber das Werk, das er, der hoch- begabte Musiker, in Frankreich geschaffen hat, die Symphonie „Das Lied an den Feind“, zu der die Liebe zu Georgette ihn begeisterte und beflügelte, ist in ihren Händen bewahrt geblieben und erlebt nach Kriegsende in Paris eine ruhmvolle Aufführung. Es geht in diesem Roman nicht ohne Unwahrscheinlichkeiten ab, aber die Gesinnung und das Gefühl, aus denen et Gestalt bekam, sind hoher Achtung wert, und es gibt in unserem Schrifttum so wenig leichte Bücher, denen man solches nachsagen kann, daß auch aus diesem Grunde die Lektüre empfohlen sei.

Gedichte aus acht Ländern. Von Edward Jame. Amandus-Edition, Wien 1947.

Aus fünf Sprachen und acht Ländern stammen die Gedichte, die Edward Jame meisterhaft ins Deutsche übertragen hat. Von Horaz über Longfellow, Byron, Baudelaire, Verlaine, Valery, Ungaretti und Soedergran — um nur einige Namen zu nennen —- wölbt sich der bunte Bogen bis zum Chinesen Li-tai-pe. Bei der Auswahl dürfte die Vorliebe des Übersetzers für die einzelnen Dichtungen maßgebend gewesen sein. Jedenfalls hat er einen guten Geschmack bewiesen und deshalb wird jedem, der für formvollendete Lyrik Sinn hat, das schmale Bändchen Freude bereiten.

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