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Wale und Delphine: Bedrohte Wunderwerke der Natur

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Jonas schaffte es, der prähistorische Andrew-Archus nicht. Aber aus seinem Stamm gingen sowohl die Huftiere wie Wale hervor. Letztere sind 50mal so alt wie der Mensch. Aber trotz unserer „Kindlichkeit”, oder deswegen, bringen wir es womöglich fertig, sie auszurotten: mit Wasserverschmutzung, Treibnetzfischerei, Giftmüll, aus Tradition, Gedankenlosigkeit, Feinschmeckerei. Dabei sind diese größten Tiere der Welt so interessant wie die Saurier, viel intelligenter und noch am Leben!

Niemand weiß, wie ein 30-Meter-Koloß in Torpedoform mit dem Gewicht von 5000 Kindern, zur selben Intelligenz wie ein Schimpanse kommt. Ebenso rätselhaft ist, was die hunde- bis pferdegroßen Fleischfressenden Krallenhufer von Hyänengestalt bewog, vor 60 Millionen Jahren aus den Sümpfen der Urmongolei ins Wasser zurückzukehren und sich neuerlich perfekte Meeresanpassung zuzulegen: Ihre Hinterbeine zu einer Schwanzflosse umzubilden, ihr Fell in eine Speckschicht und die Vorderextremitäten in Flipper. Aber ihre Zahnstruktur und Blutzusammensetzung verraten es, ebenso ihre Schwimmbewegung, die nicht schlängelnd wie die der Ichthio-saurier und Fische ist, sondern dem ausgreifenden Lauf der Landsäuger ähnelt. Ihre Jungen, die sie unter Wasser stillen, müßten mit ihrer Lungenatmung von Bechts wegen daran ersticken, würde ihnen die Milch

nicht unter Druck eingespritzt, beim Blauwal 600 Liter am Tag! Sie besteht fast zur Hälfte aus Fett, läßt die ele-phantengroßen „Kleinen” jeden Tag 100 Kilo zunehmen und in vier Wochen ihr Gewicht verdoppeln.

Das muß so schnell gehen, damit sie schon nach einem halben Jahr mit ihren Eltern die Beise aus den nahrungsarmen tropischen Gewässern in die arktischen Jagdgründe mitmachen können. Das EJternglück zwingt oft zum halbjährigen Fasten!

Es gibt 80 Walarten, von denen einige sehr gefährdet sind; von den kleinen „Braunfischen” oder Tümmlern der Nord- und Ostsee über alle Delphine der Flüsse und Meere bis zu den riesigen Pottwalen, die fast ausgestorben sind. Sie haben differenzierte Ernährungsstrategien, Familien- und Gruppenbeziehungen entwickelt, Barten (vom Gaumen gebildete Platten zum Ausseien bei der Nahrungsaufnahme) und Zähne für Schwarm-krebse oder Polypen und eigene Ul-traschall-Sonarortungssysteme.

Die Wale haben differenzierte Familien-und Gruppenbeziehungen entwickelt

Delphine haben Menschen vor dem Ertrinken gerettet und betreiben in 1000 Delphinarien der Welt ihre Kunststücke, die sie zwar weit unterfordern, aber an ihren Spieltrieb appellieren, den sie mit uns teilen. Neuerdings werden auch schon freilebende Tiere in Meeresbuchten gezeigt, die einmal am Tag zu Spielen angeschwommen kommen und uns mit diesen Spontankontaktaufnahmen ihre nur scheinbar fremde Lebensweise kennen und lieben lehren.

Wir haben sie noch lange nicht ausgelotet, aber wir finden nichts dabei, sie achtlos in zehn Kilometer langen verbotenen Schleppnetzen sich verfangen zu lassen. Jährlich werden 8000 von ihnen gefangen. Im letzten Moment wurde zwar ein Moratorium für Großwalfang zustandegebracht, aber es wurde bis heute nicht auf Delphine und Tümmler ausgedehnt. Selbst dieser Fangstopp wird oft durchbrochen für „wissenschaftliche” Zwecke, die Übertreter-Nationen nie etwas nachweisen konnten. Dabei tun sich Japaner und Norweger hervor, von den skandalösen überdimensionierten Treibnetzflotten der Italiener zu schweigen.

Auf all dies lenkt eine informative Ausstellung im Wiener Messepalast (Die Welt der Wale) unsere Aufmerksamkeit. Sie bietet nicht nur Kindern bewegliche Großmodelle und Walgesänge, sondern auch Erwachsenen Anregung zum Nachdenken und Protestieren.

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