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Weihnachtsboten

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WEIHNACHTSGESCHICHTE. Von A. J. Cronln. Mit Zeichnungen von Hans Fronlus. Paul-Zsolnay-Verlag, Wien-Hamburg, 1963. 117 Selten. Preis 59 S. — LÄNDLICHE WEIHNACHT. Von Anton Coolen. Zeichnungen von Robert Wyss. Verlag Die Arche, Zürich. 1963. 216 Seiten. Preis 12.80 sFr. — WEIHNACHTSLEGENDE. Von Lorenz Mack. Mit Holzschnitten von Herbert Lentz. Benziger-Verlag, Einsledeln-Zürich, 1963. 112 Seiten. Preis 9.80 sFr. — WEIHNACHTSBOTEN. Von Charles Tazewell. Illustrationen von Robert Wyss. Verlag Die Arche, Zürich, 1963. 203 Seiten. Preis 12.80 sFr. — DIE WEIHNACHTSPUPPE. Von Rumer G o d 1 e n Illustrationen von Robert Wyss. Verlag Die Arche, Zürich, 1963. 56 Seiten. Preis 3.80 sFr. — IMMER NACH HAUSE. Von Lutz Besch. Verlag Die Arche, Zürich, 1963. 88 Selten. Preis 3.80 sFr.

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WEIHNACHTSGESCHICHTE. Von A. J. Cronln. Mit Zeichnungen von Hans Fronlus. Paul-Zsolnay-Verlag, Wien-Hamburg, 1963. 117 Selten. Preis 59 S. — LÄNDLICHE WEIHNACHT. Von Anton Coolen. Zeichnungen von Robert Wyss. Verlag Die Arche, Zürich. 1963. 216 Seiten. Preis 12.80 sFr. — WEIHNACHTSLEGENDE. Von Lorenz Mack. Mit Holzschnitten von Herbert Lentz. Benziger-Verlag, Einsledeln-Zürich, 1963. 112 Seiten. Preis 9.80 sFr. — WEIHNACHTSBOTEN. Von Charles Tazewell. Illustrationen von Robert Wyss. Verlag Die Arche, Zürich, 1963. 203 Seiten. Preis 12.80 sFr. — DIE WEIHNACHTSPUPPE. Von Rumer G o d 1 e n Illustrationen von Robert Wyss. Verlag Die Arche, Zürich, 1963. 56 Seiten. Preis 3.80 sFr. — IMMER NACH HAUSE. Von Lutz Besch. Verlag Die Arche, Zürich, 1963. 88 Selten. Preis 3.80 sFr.

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„Ihr werdet ein Kind finden, das in Windeln gewickelt ist und in einer Krippe liegt.“ (Lk. 2.)

Weihnacht — heilige Nacht, Nacht des Friedens, der Freude und der Versöhnung, Nacht der Anbetung; Weihnacht 1963 — wird sie dies alles sein? Sicherlich nicht für den, der sich vom heute üblichen vorweihnachtlichen Trubel und der täglichen Hast an das Fest heranspülen läßt, ängstlich auf Grüße und Geschenke solcher Leute wartet, an die er nicht gedacht hat, und der dann mit einem „Endlich!“ auf den Lippen am festlichen Tisch den Grundstein zu tagelang währender Mißstimmung legt. Ohne die Besinnung auf den Advent, das sehnsüchtige Warten auf das Kommen des Herrn, wird die echte Weihnachtsfreude nicht einkehren, selbst wenn die Zahl der Geschenke wieder größer geworden ist.

Geschenkt wird ja heutzutage viel zuviel, und doch vielleicht zu wenig. Ein kleines Geschenk zur Adventzeit — ein Weihnachtsbuch —, könnte das nicht ein neuer Stern sein, der wieder den Weg zur wahren Weihnacht weist?

A. J. Cronin versucht in seiner „Weihnachtsgeschichte“ das Wunder von Bethlehem dichterisch neu zu gestalten: die Herbergsuche, die Geburt Christi, die Anbetung und den Aufbruch nach Ägypten — dies gesehen von der Warte der Frau jenes Wirtes, der Maria und Josef auf ihrer Suche nach einer Unterkunft abgewiesen hat. Diese Frau — die Erfüllung ihres Wunsches nach einem eigenen Kind ist ihr versagt geblieben — erbarmt sich der Gottesmutter, deren schwere Stunde kommt. Ohne Wissen ihres Mannes bereitet sie Maria im Stall ein einfaches Lager und erlebt so das Wunder der Weihnacht mit.

Die tiefe Ehrfurcht vor dem heiligen Ereignis zeichnet diese Erzählung aus. Anspruch auf eine historisch treue Darstellung kann sie nicht erheben. Könnte sie aber nicht bei jemanden, der schon lange in keiner Bibel mehr gelesen hat, den Wunsch wecken, sie wieder zur Hand zu nehmen, zunächst nur, um nachzusehen, was der Evangelist über die Geburt Christi berichtet?

Die holländische Landschaft gibt den äußeren Rahmen für Coolens Weihnachtserzählungen. Die Menschen aber, die darin vorkommen, junge wie alte, könnten überall leben, auch bei uns, mit ihrer Freude auf das Weihnachtsfest und mit ihren großen und kleinen Sorgen.

Einer Geschichte wegen allein verdient dieses Buch gekauft und geschenkt zu werden. Ein kleines jüdisches Mädchen, dessen Eltern verschleppt wurden, findet Unterschlupf bei dem Pastor eines Dorfes. Weihnachten naht; von diesem Fest weiß das Mädchen nur, daß da Kerzen an Bäumen angezündet werden. Und nun erfährt es von der Geburt des Erlösers, von dem Kindlein, das in einem Stall zur Welt kam, aber auch von der bösen Tat des Herodes und von der Flucht nach Ägypten. Das Mädchen darf auch zusehen, wie die Krippe in der kleinen Dorfkirche hergerichtet wird. Das Christuskind ist doch in großer Gefahr, glaubt das Mädchen und kehrt unbeobachtet zur Kirche zurück. Dort nimmt es das Kindlein aus der Krippe und stapft mit ihm durch den Schnee davon, „auf dem Weg nach Ägypten“. Die Geschichte greift ans Herz, und sie stimmt nachdenklich. Wer diese Innigkeit des Erlebnisses verloren hat, der sollte sie wieder suchen.

Drei alte Taugenichtse beschließen in der „Weihnachtslegende“ von Lorenz Mack, als Heilige Drei Könige durch das Land zu ziehen, um mit dem Erlös ihrer Tätigkeit die mageren Wintertage angenehmer zu gestalten. Sie wandern von Hof zu Hof; ihre Stimmen klingen heiser und rauh; doch überall werden sie bewirtet, und auch Geld kommt in die Taschen. Eines Abends gelangen sie durch Sturm und Nebel zu einem einsamen Bauernhaus und stehen plötzlich vor einer Frau, die ein neugeborenes Kind in den Armen hält. Dieses lebendige Bild der Weihnachtsgeschichte bewirkt ein Wunder: All ihr Geld schenken sie dem kleinen Kind und kehren in ihr Dorf zurück zu ihrem gewohnten Leben — doch nicht mehr als die alten.

Manches mag in dieser Geschichte an das „Apostelspiel“ von Mell erinnern. Die Gestaltung des Stoffes sichert dieser Erzählung jedoch ihr Eigenleben; die Eindringlichkeit der Handlung macht sie lesenswert.

Der amerikanische Autor Charles Tazewell, bekannt durch seine Geschichte vom „Kleinsten Engel“, versteht es, das moderne Leben in das Märchenreich einzubeziehen und neuartige Märchengestalten neben altbekannten auftreten zu lassen. Dies gilt auch für seine Sammlung von Weihnachtsmärchen, „Weihnachtsboten“. Der kleinste Baum, der ein unbedeutendes Pflänzchen ist, bis ihn Tränen und Küsse eines Kindes zum schönsten Weihnachtsbaum der Welt machen, das kleinste Waisenkind in Bethlehem, das stumm ist und im Augenblick der größten Verzweiflung seine Stimme findet — sie werden unvergessen bleiben. Geschichten für Kinder? Ja, für sie, aber auch für die „Großen“, denn echte Märchen sind für kein bestimmtes Alter geschrieben; ihrem Zauber wird sich niemand entziehen können. Die „Weihnachtsboten“ sind solche Märchen.

„Diese Geschichte handelt vom Wünschen. Sie handelt auch von einer Puppe und einem kleinen Mädchen.“ So beginnt die Erzählung „Die Weihnachtspuppe“ von Rumer Godden, deren Inhalt der sehnliche Weihnachtswunsch eines Waisenmädchens nach Eltern ist. Eine Weihnachtsgeschichte — also erfüllt sich dieser Wunsch. Doch das ist nicht das Wesentliche. Wie er in Erfüllung geht, das erweckt die Geschichte zum Leben. Das tiefe Vertrauen des Mädchens klingt noch lange in den Gedanken des Lesers nach.

Zum Abschluß sei noch auf eine skandinavische Weihnachtsgeschichte hingewiesen: „Immer nach Hause“ von Lutz Besch. Sie ist die Nacherzählung der Chronik Vet- köpings, eines kleinen schwedischen Ortes, und handelt von den Wünschen und Freuden der Menschen, ihren Sorgen und ihrem Streit, von ihrer Ohnmacht und von der Gnade Gottes. Und welches Fest bietet bessere Gelegenheit, an diese Gnade

— das größte und schönste Geschenk

— ganz eindringlich zu denken und ihr wieder aus ganzem Herzen zu vertrauen — Weihnacht!

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