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Widerstand und Mache

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DaB die Thematik des Widerstandes gegen das Hitler-Regime zur Idee der Freiheit im Drama gehort, wird niemand bestreiten. Aber, dafi das blofi gegen- standliche Aufgreifen der Thematik nicht geniigt, um sie dramatisch zu bewaltigen, beweisen die Festwochenbeitrage zweier Wiener ■Kleinbuhneni.;LDas:si„T1h e.alt«.F der Courage" hat -elaimThenMU-des osterreichischen Widerstandes in den Mit- telpunkt eines Dramenwettbewerbes ge- stellt und zeigt jetzt das Stuck, dem eine sachkundige Jury den Preis zuerkannte, Sein Verfasser, Arthur West, diirfte Wildgans und Horvath nicht nur sehr eifrig gelesen haben, er besitzt auch selbst etwas von der eher lyrischen Substanz, die fiir die gefuhlsreiche Atmosphare der Wiener dreifiiger Jahre charakteristisch war. Zumindest in ihren Untugenden hat er die beiden Dichter erreicht. Und doch iibt sein Dramolett „F r u h I i n g“ einen eigen- artigen, poetischen Reiz aus. Den in ver- zweifelter Einsamkeit Handelnden ist der Chorus gegeniibergestellt, fiir den alles in Stimmungswallungen zerflieBt. Die spon- tane Rettung eines verfolgten Juden (Julius Kovary spielte ihn so, dafi man plotzlich die Rampe vergaB und dem Leben gegeniiberstand) durch das Arbeiter- madchen Erni (eine neue Talentprobe Uli Philipps, die freilich jetzt erst mit der grofien Arbeit an sich selbst beginnen muB) scheitert an der Allgegenwart des Regimes (durch Rudolf Rosner mit bedroh- licher Bonhomie verkorpert). Aber es bleibt, anders als das strahlende Beispiel des aktiven Freiheitshelden Egmont „dro- ben in der Burg", das „kleine Beispiel" einer unpathetischen Johanna aus dem Keller iibrig. Georg L h o t z k y war der richtige, dezent pointierende Regisseur. Von den ubrigen Schauspielern sei neben dem sehr sicher charaktxriaerende'n Kurt RatUeokeribbsonders'die in inrer Gbhemmt- heit ruhrende Soldatenfigur des begabten Hans Joachim Schmiedel erwahnt.

In all seiner dramaturgischen Unbe- holfenheit war uns dieses Stuck noch wesentlich lieber als das flink zusammen- gezimmerte Machwerk der Herren Com- pa n e e z und Noe, mit dem diese flink schon 1945 der tragisch-groBen Resistance ihres Vaterlandes ein Gipsmonument setzen wollten. Vollends unertraglich wird dieses mit GruSeleffekten arbeitende Boulevard- stiick, das als solches vielleicht seinen Dienst tat, durch die Bearbeitung und Regie von Peter Loos. Er uberladt die Sache mit Requisiten und Tonen vom Horst-Wessel-Lied bis zum Eichmann* Prozefi und spielt die vom Stuck her schon undelikate Handlung vom deutschen Ge- heimagenten und der heroisch sich opfern- den, unerkannten Judin bis zur patheti- schen Geschmacklosigkeit aus. Die Dar- steller dieses Stuckes, „E i n Freund kommt heute Abend" (Theater im Z e n t r u m), taten ihr Bestes, aber es war eben kaum etwas zu retten.

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