Friede-Springer-Biografie: Wie ein Wirtschaftskrimi

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Inge Kloepfers Biografie über die Frau an der Spitze des Springer-Konzerns, Friede Springer.<br /> &nbsp;

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Inge Kloepfers Biografie über die Frau an der Spitze des Springer-Konzerns, Friede Springer.<br /> &nbsp;

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Friede Springer ist heute als Mehrheitsaktionärin der Axel Springer AG - zuletzt durch den Griff nach ProSiebenSat.1 heftig im Gespräch - eine der einflussreichsten Frauen Deutschlands. Mit dem Boulevardblatt Bild und der Qualitätszeitung Die Welt befinden sich jetzt schon zwei der wichtigsten Zeitungen in ihrem Mehrheitseigentum.

1965 begann für die 23-Jährige, zunächst als Kindermädchen im Haushalt von Axel Springer, der Aufstieg an der Seite des Verlegers - später wurde sie dessen fünfte Ehefrau. Nach Springers Tod 1985 setzte der Kampf um die Vorherrschaft im Konzern ein. Im Spannungsfeld als Testamentsvollstreckerin und Mehrheitserbin einerseits, zwischen den konkurrierenden Interessen von Miterben, Vorständen und Aufsichtsräten und der Einflussnahme von Banken, Minderheitsaktionären wie Burda und Kirch auf der anderen Seite, gelingt es der jungen Erbin mit Zähigkeit und Ausdauer, das Haus Springer vor dem Zerfall zu bewahren. Heute steht sie an der Spitze eines wieder florierenden Konzerns. Friede Springer ist es gelungen, den Medienkonzern, der durch den unüberlegten Börsegang von Axel Springer knapp vor seinem Tod für Übernahmen und Einflussnahme angreifbar geworden war, wieder in einer, ihrer, Hand zusammenzuführen.

Am spannendsten liest sich das Buch in den Passagen, in denen der wirtschaftliche Kampf um Einfluss, Macht und Eigeninteressen sehr gut verständlich, fast als Wirtschaftskrimi dargestellt wird; Inge Kloepfer, die Autorin der Biografie, ist studierte Volkswirtin und mit dieser Materie vertraut.

Ausgespart bleiben dabei aber die Erwähnung der Einflussnahme auf die Meinungsbildung in den Redaktionen der Zeitungen, durch Auswahl und Besetzung der Chefredaktion und durch ein bei Antreten der Tätigkeit zu unterfertigendes Redakteursstatut, welches die Ausrichtung und Wertehaltung der Verlagsprodukte schriftlich vorgibt.

Mit vielen Wiederholungen und nicht ganz frei von Pathos wird die persönliche Seite - einer unzweifelhaft faszinierenden Frau - dargestellt, ohne jedoch beispielsweise Auskunft über persönliche Vorlieben, private Beziehungen vor und nach dem Tod von Axel Springer zu geben. Auch das Verhältnis zu Eltern, Geschwistern und Bekannten aus der friesischen Heimat bleibt sehr vage, unbestimmt, zumeist an der Oberfläche und damit dem Leser unklar. Das dem Buch in zwei Teilen beigefügte Bildmaterial zeigt die Begegnung Friede Springers mit der großen weiten Welt, ihr mondänes, unstetes Leben für und an der Seite des Verlegers Axel Springer, gibt aber auch nur wenig wirklich Privates preis.

Das Buch hebt sich positiv von der Darstellung der Familie Mohn und dem Wirken von Liz Mohn im Bertelsmannkonzern ab. Diese ist im Vorjahr erschienen und kommt kaum über eine Hagiografie hinaus.

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