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Digital In Arbeit

Abschied

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Berufliche Gründe, vor allem meine ständige Abwesenheit von Wien während der Vorlesungszeit, haben mir es in den letzten Monaten so gut wie unmöglich gemacht, meine Funktion als Herausgeber auszuüben. Ich habe daher im Juli die Generaldirektion gebeten, der Zurücklegung dieses meines Amtes am 31. Dezember 1966 zuzustimmen. Das Kuratorium des Vereines „Herold" hat dem Rechnung getragen.

Wenn auch die Zeit meiner Herausgeberschaft eine Episode ist, deren Beginn durch eine von außeh produzierte sogenannte „Furche- Krise" gesetzt wurde, waren für mich selbst die zwei Jahre Tätigkeit im Blatt eine Gelegenheit, reiche Erkenntnisse zu gewinnen, erstens von der vorbildlichen Teamarbeit in der Redaktion, die oft Übermenschliches leisten mußte; zweitens konnte ich erfahren, daß die Breite des Angebotes an Meinungen, die von der „Furche" ihren Lesern je Woche vorgelegt werden, mit einer erstaunlichen Annahmebereitschaft seitens der Leser konfrontiert worden ist. Die wenigen, die wegen eines einzelnen Artikels das Blatt abbestellten und damit ahzeigten, wie sie die von der „Furche" geforderte Toleranz interpretierten, waren in ihrem Verhalten atypisch; drittens: Palaverei von einer „linken Furche“ wurde kompensiert durch eine ebenso starke und in Leserbriefen geäußerte Meinung, daß das Blatt zu konservativ, wenn nicht sogar zu sehr nach „rechts“ abgewichen sei. In keinem einzigen Fall wurde versucht, festzuhalten, was unter „links“ und „rechts“ zu verstehen sei. „Die Furche“ aber hat ohne Bedacht- nahme auf das „Geschäft“ oder den Beifall Offizieller nur eines darzustellen versucht — auch in den zwei Jahren meiner Herausgeberschaft: das Insgesamt dessen, was gläubigen Katholiken zu Fragen in ihrer Kirche, vor allem in ihrer kulturpolitischen Ausformung, und zur Präsenz des Christlichen im profanen Bereich zu sagen haben. Wer eine Meinung hatte und sie formulieren konnte, kam zu Wort.

Wenn „Die Furche“ nicht wäre, müßte das katholische Österreich sie gründen. Es gibt angesichts der Aufgaben einer Kirche, die nun endgültig über die Schwelle strenger Klausurbereiche getreten ist, keine Alternative. Entweder das sogenannte katholische Österreich ist mit einem Organ wie „Die Furche“ in jener Region präsent, in der sie sich seit ihrer Gründung etabliert hat, oder es werden Feld und Vorfeld für jene geräumt, die mit großem Einsatzkapital auf raffinierte Weise auch die katholische Intelligenz für sich, für ihre zumindest profanen A tsichten zu gewinnen suchen.

Ich wünsche nun den Mitgliedern der Redaktion Gottes Segen für ihre Arbeit und aufgeschlossene Leser. Univ.-Prof. Dr. A. BURGHARDT

Zwei Jahre ist es genau her, daß Sie, sehr geehrter und lieber Herr Professor, zu uns kamen. Was schreibe ich da? Sie kamen ja gar nicht, Sie waren ja seit langem schon bei uns. Davon geben viele Aufsätze in zwanzig Jahren der „Furche“ beredtes Zeugnis. Aber vor zwei Jahren entschlossen Sie sich, die Würde und wohl auch die Bürde eines Herausgebers des Blattes zu übernehmen. Dafür wußten wir Ihnen schon damals aufrichtigen Dank.

Jetzt, da Sie sich, dem Ruf des akademischen Lehramts folgend, von der Herausgeberschaft „entlasten", ist es der Redaktion ein aufrichtiges Bedürfnis, Ihnen für Ihr allzeit bewiesenes Verständnis für das eigene Gesetz, unter dem journalistische Arbeit steht, genauso wie für Ihre Wohlgesinnung für die besonderen Anliegen der „Furche“, Stimme eines offenen Katholizismus und eines der Vergangenheit wie der Zukunft ebenso verpflichteten Patriotismus zu sein, vor allem aber auch für Ihr Engagement gegenüber Freunden und „Freunden“ dieses Kurses zu danken.

Sie schreiben vom Abschied. Das gilt nicht. So wie Sie vor zwei Jahren nicht kamen, so gehen Sie, dessen sind wir sicher, jetzt nicht fort. Der Mitarbeiter, der Freund und Ratgeber bleibt mit uns auch in Zukunft verbunden. Das hofft sehr DR. KURT SKALNIK

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