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Bericht des Augenzeugen

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SO SAH ICH die Sowjetunion, Afrika, Südamerika. Von Hugo Portisch. Verlar Kre-mayr und Scherlau, Wien. 485 Seiten mit 98 Bildselten. Preis 128 S.

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SO SAH ICH die Sowjetunion, Afrika, Südamerika. Von Hugo Portisch. Verlar Kre-mayr und Scherlau, Wien. 485 Seiten mit 98 Bildselten. Preis 128 S.

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Früher gab es den John Gunther. Die wenigsten Menschen wußten, wie er es erreichte. Wie ein Heu-schreckenschwarm in einer Person, brachte er die Länder der Welt um ihre teuersten Wirtschaftsstatistiken, und es behaupteten sogar einige Eingeweihte, die sowjetrussische Geheimpolizei habe eine Abwehrsonderabteilung für Gunther-Sachen gegründet. Er aber schrieb in rascher Folge seine Wälzer, die Titeln wie „Inside Russia“, „Inside Europe“ und „Inside Afrika“ trugen. Enthielten sie nicht die ganze Wahrheit, waren sie doch gigantische journalistische Leistungen, und angesichts ihrer herausfordernder Fülle verspürten wenige genügend Vitalität, ihnen zu widersprechen.

Wir aber haben Hugo Portisch. Seit dem Erscheinen des „So sah ich...“ hat das Buch eine für hiesige Verhältnisse geradezu verblüffende Auflage erreicht. An sich überrascht die Popularität des Buches nicht: durch Radio und Fernsehen fast noch mehr als durch seine Leitartikel ist Portisch jedem Menschen bekannt, und sein lebhafter, harter aber fairer Stil im Debattieren muß von vornherein Interesse für seine Berichte über ferne Länder und fremde Menschen erwecken. Der Leser wird auch nicht enttäuscht. (Mittlerweile erschien auch Portischs neues Buch „So sah ich China“.) Aber Portisch hat nicht „So ist die Sowjetunion, Afrika, Südamerika“ gesagt, sondern „So sah ich sie“; damit gewinnt er gleich am Anfang das Vertrauen des Lesers. Und sein dauerndes Bestreben, die Dinge klar und unvoreingenommen zu sehen, dafür aber nie ohne die moralischen Werte entgleiten zu lassen, ist auf jeder Seite feststellbar. Das Kapitel über Südafrika beispielsweise läßt einiges ungesagt, gibt trotzdem durch Interviews mit Reprä-sentaten der verschiedenen Meinungsrichtungen und durch seine eigene Beobachtungsgabe einen abgewogenen Bericht, der es vor allem dem Leser ein wenig leichter macht, seine eigene Meinung zu bilden.

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