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Bucher Uber Kunst

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Grundlagen der Ardtltekturtheorie. Von Karl F. W i e n i n g e r. Springer-Verlag, Wien. 269 Seiten, 64 Abbildungen. Preis S 80.—.

Architekturtheorie ist früheren Epochen ein eminentes Anliegen gewesen, doch ist sie seit Vignola (gestorben 1573) und dem Ende der Römischen Akademie an keiner hohen Schule mehr gelehrt worden. Die Ursache hievon liegt darin, daß sie einerseits vielfach als Geheimwissen gepflögen worden ist, andererseits, einer modernen wissenschaftlichen Grundlage entbehrend, zu sehr an die jeweiligen Stile und Bauattfgaben gebunden war, o deren Wechsel nicht ohne Schaden überstehen konnte. Die un6 voraufgegangenfen Generationen haben zum großen Teil diesen Zustand resignierend ertragen, welcher den Zusammenbruch der Baukunst gegen Ende des vorigen Jahrhunderts mit verschuldet hat — Anläufe, den Mangel zu beheben, haben nicht gefehlt, doch nur einige Beobachtungen ohne jede grundsätzliche Lösung der Probleme gebrächt.

Hier wird nun zum erstenmal versucht, mit erkenntnistheoretischen Überlegungen, optischen und psychologischen Untersuchungen die Grundgedanken zu entwickeln und diese auch historisch zu stützen. Somit greift der Autor auf diese Nachbarv/issenschaften über, was eine Uberprüfung des ganzen Werkes von einzelnem Fachgebiete aus nicht mehr gestattet. Das aber ist auch für den Augenblick gar nicht erforderlich. Wesentlich ist, daß, nachdem das Werk Vitruvs durch zwei Jahrtausende immer wieder verlegt worden ist, nun endlich eine echte wissenschaftliche Fassung des Gebietes eingeleitet, und zumindest in Teilen auch erreicht worden ist.

Hiemit ist in unserem, seit Generationen vernachlässigten Gebiete ein Wendepunkt geschehen, der dauernd sichtbar bleiben wird.

Dieser Umstand, und die Wahrscheinlich-keit, daß der Autor noch weiteres wissenschaftlich zu leisten vermag, würden eine Beachtung der öffentlichen Stellen rechtfertigen! um so mehr, als gerade in Osterreich der Privatgelehrte nicht gilt und auf viele kleine Hindernisse stößt, deren Vorhandensein Hoch-sdiullehrern und Unterrichtsverwaltung oft nicht merkbar ist.

Schließlich sei betont, daß auch der praktisch tätige Architekt, so er in einer ab und zu anzustellenden Tiefenforschung einen Rückhalt in seinem Schaffen sucht, dieses Buch gern zur Hand nimmt.

Italienische Maler und Bildhauer. Von Robert Grabski ausgewählt und herausgegeben. Verlag Wilhelm Herzog, Wien. 240 Seiten, kartoniert. Ein- und Mehrfarbendruck.

Ein mit beträchtlicher Mühe und Liebe zusammengestellter Bilderkatalog, der in unzähligen und meist recht gut gelungenen Abbildungen bemüht ist, aus dem Schaffen eines jeden auch nur halbwegs namhaften italienischen Malers und Bildhauers wenigstens eine, oft aber auch mehrere Kostproben zu bieten. Ein Künstlerlexikon in Bildern also, ein Nach-sdilagwerk, in dem man sich mit einem Blick orientieren kann. Die Auswahl erfolgte — wenn man von einer spürbaren Abneigung gegen die Moderne absieht — im allgemeinen unparteiisch und So steht viel Gutes neben viel Mittelmäßigem. Immerhin bedauert man, daß Zum Beispiel De Pisis oder Carrä sich mit je einen kleinen Bildchen begnügen mußten und etwas zuviel Gesellschaftsmalerei vertreten ist. Gleichwohl wiegen diese Einwände neben den unleugbaren Vorteilen und der angesichts des schwierigen Themas bemerkenswerten Sachlichkeit des Autors nicht allzu schwer; man wird ihnen in einer etwaigen Neuauflage dieses Bilderlexikons zuvorkommen können.

Die Kunst der Volker. Von Heinrich Lützeler. Dritte, neu bearbeitete Auflage. Mit viet farbigen Tafeln, vier Schwarztafeln und 353 Bildern im Text. Kunstdruckpapier,Gtoßoktav. 438 Seiten. Verlag Herder, Freiburg 1950.

Eine Geschichte der europäischen Kunst von der minoischen Zeit bis zur Gegenwart, aber abgesehen von der chronologischen Abfolge weitab von den ausgetretenen Bahnen dei üblichen Kunstgeschichtsschreibung. Das kunstgeschichtliche Material ist nur der Ansatzpunkt für eine kulturelle Tiefenschau, die stellenweise bis in die Kernzone des Metaphysischen fühlt. Der Mensch in seiner Selbstbespiegelung, in seinem Verhältnis zu Gott, zur Mitmenschheit, zur Natur, zum Kosmos ist Gegenstand dei Betrachtung. Wie im Universalbild des Isenheimer Altares verfließen die Grenzen aus der Mitte klar erkennbarer Einsichten, die der gestalteten Sinnenwelt entnommen sind, in den geheimnisvollen Bereich göttlicher Weltregierung und ihres dämonischen Widerspieles. Schon die Beschriftung der Bildbeigabe ist oft sehr vielsagend. Dabei beweist sich die Kunst der europäischen Völker als eine Aussage einer geistigen Schicksalsgemeinschaft, in der jedes Volk auf Grund seiner besonderen geschichtlichen und völkiadten Voraussetzungen den nur ihm möglichen Beitrag zu leisten hat. Und alle diese Erkenntnisse sind vorgetragen in einer Sprachweise, die klar verständlich ist und doch dabei beschwingt und stellenweise geradezu mitreißend sein kann.

Die dritte Auflage hatte vor allem die Vorgänge auf dem Gebiete des Kunstschaffens innerhalb der letzten zehn Jahre zu berücksichtigen, die letzterschienenen Forschungsergebnisse zu verarbeiten und auch in der Bildauswahl und Wiedergabe den neuesten Ansprüchen zu genügen. All dies ist mit größter Soigfalt und vollem Erfolg geschehen. Das Buch hat dem Forseher manchen ungewöhnlichen Gesichtspunkt zu erschließen und weiß der großen Gemeinde der Kunstfreunde einen lichtvollen, ungemein anregenden Einblick in das Wesen der Kunst und des künstlerischen Schaffens zu geben. Der Titel läßt den Umfang des Gebotenen nicht klar erkennen. Und ist die Kunst von Kreta, die doch auch noch heute eine vorgeschichtliche ist, da wir ihre Schrift nicht entziffern können, miteinbezogen, wäre auch ein Hinweis auf die sonstige vor-geschiditliche Kunst Europas dankenswert gewesen.

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