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Das Aufbegehren von unten

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Das Kirchenvolks-Begehren, aufgebauscht durch allerlei mediale Unterstützung, hat zusätzliche Nervosität ins Kirchenvolk gebracht. Aber angesagte Bevo-lutionen finden auch in der Kirche nur selten statt.

Erfreulich ist es freilich, daß sich jetzt von unten etwas regt, daß ein dichter Diskussionsprozeß begonnen hat, der sich quasi „auf freier Wildbahn” abspielt.

Die „große Entscheidungsschlacht”, die uns vorausgesagt wurde, dürfte freilich kaum stattfinden.

Und wer jetzt meint, mit der eigenen Unterschrift unter das Kirchenvolks-Begehren sei das wichtigste getan, um den gegenwärtigen Frust in der innerkirchlichen Krise Österreichs zu überwinden - der dürfte gewaltig irren.

Wer der umgekehrten Auffassung huldigt, nie und nimmer werde er das Kirchenvolks-Begehren unterzeichnen, und mit dieser Verweigerung sei der entscheidende Beitrag zur Überwindung der Kirchenkrise in Österreich getan - der irrt nicht minder gewaltig.

Denn die umstrittenen und komplexen Themen, die eine Erneuerung, eine Reform unserer Kirche an

Haupt und Gliedern überfällig machen, sind weder durch Unterschriften noch durch den Boykott der Unterschriften zu lösen.

Es muß vielmehr sehr intensiv und mit viel Phantasie angestrengt über den weiteren Weg unserer Kirche in die Zukunft nachgedacht werden. Es sind neue Formen der Mitberatung und Mitbestimmung in der Kirche zu entwerfen und auszuprobieren. Und nur auf diese Weise wird der gegenwärtige Unmut über die fehlenden Kommunikationsprozesse in der Kirche allmählich wieder beseitigt werden können.

Ein Verdienst des Kirchenvolks-Begehrens war es, daß es auf die Unhaltbarkeit des kirchlichen Status quo aufmerksam gemacht hat.

Dabei wurde die Idee geboren, daß nun schleunigst ein österreichweiter Gesprächsvorgang zwischen Laien, Priestern und Bischöfen in Gang kommen muß, der uns zur Zeit so fehlt.

Gut, wenn Bischöfe da mit dabei sind. Wenn nicht, dann werden Laienorganisationen die Sache in die Hand nehmen müssen.

Mit Entschiedenheit und mit Augenmaß.

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