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Der Roman in der Zeit
DIE ZWEITE BEGEGNUNG. Roman von Friedrich T o r b e r g. Verlag Albert Längen-Georg Müller, München-Wien, 1963. 35s Seiten. Preis 18.50 DM. — STRAND. Roman von Hermann Stahl. Verlag J. P. Bachem, Köln, 1963. 335 Seiten. Preis 19.80 DM.
In dem Titel „Die zweite Begegnung“ liegt bereits die reizvolle Parallele des Menschlichen und des Politisch-Historischen in Torbergs bemerkenswertem neuen Roman. Diese Parallele ist, wenn man so sagen darf, eine zweifache. Nach acht Jahren der Trennung begegnet Martin wieder Wera, der geliebten Frau, und ebenso stehen sie zweimal dem Unerträglichen gegenüber, zuerst der Unterwerfung Prags unter die Hitlersche Diktatur und dann der Aufrichtung der kommunistischen Diktatur. Torberg versucht, dieses seltsam Doppelte bis zu gewissen Grenzen auseinanderzuhalten: Eingefügte Aufzeichnungen in einem geheimen Tagebuch befassen sich rein sachlich mit den politischen Theorien und ihren unmittelbaren Auswirkungen, während die Romanhandlung selbst die persönlichen Folgerungen zieht. Daraus entsteht allerdings auch eine Kerbe zwischen der von Torberg höchst lebensvoll gestalteten Geschichte zweier Liebender (mit sehr plastischen Kontrast- und Nebenfiguren) und der politischen Theorie auf der anderen Seite. Das Buch ist gewissermaßen
ein Symptom der neuen Epik: Eine im Intellektuellen vereiste Landschaft, darin Oasen mit schönen, aber verängstigt geduckten Herzblumen.
Sie sind beide gleich alt, Torberg und Stahl, beide 1908 geboren. Für beide ist es künstlerische Pflicht oder innerer Zwang, den Druck der Vergangenheit zu überwinden. So entstehen gewisse Ähnlichkeiten in der Aussage dieser Dichter. Stahls Roman „Strand“ betont die zeitliche Scheidung schon im Äußeren des Aufbaues. Das Buch ist nach Art eines Triptychons gegliedert. Der mittlere Teil spielt 1943, der erste 1960, der letzte 1961. Ein durch die Ereignisse aus der bürgerlichen Laufbahn Geworfener hat sich als Zauberkünstler einen guten Namen gemacht. Im Mittelteil tritt uns der Schrecken der Kriegszeit mit Luftangriff, Judenverfolgung und Verhaftung entgegen. Während der erste Teil vorwiegend dem Wiedersehen mit einer lebensklugen Greisin gilt, bringt der letzte Teil die wehmütige Begegnung mit der Geliebten aus den Tagen des Krieges.
Beide Dichter stellen sich Auf-
gaben, die zu bewältigen sie ihre ganze Kraft einsetzen müssen. Beiden Autoren dient es zum Lobe, daß sie von sich selbst den vollen Einsatz fordern. Und das gibt ihnen auch das Recht, vom Leser viel zu verlangen.
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