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Die Wunde vernarbt

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Die Wunde Heine beginnt zu vernarben, schief", meint Heiner Müller einmal und umreißt damit treffend die Ambivalenz, mit der man diesem außergewöhnlichen Schriftsteller lange Zeit begeg nete. Bissiger Spott, freche Bonmots und pamphletische Töne gehörten zu den Ingredienzen seines Werkes; er war Provokateur, rotes Tuch für die Zensur, vieles konnte zunächst überhaupt nur in „verstümmelter Gestalt" veröffentlicht werden.

„Geboren zu Ende des skeptischen achtzehnten Jahrhunderts" in Düs seldorf- am 13. Dezember 1797, vor genau 200 Jahren- als Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie betätigte er sich nach abgeschlossenem Jus-Stu-dium als engagierter Literat, Journalist und Sozialkritiker. Seine Anfänge lagen bei Goethe und der Bomantik, trotz „Sinns für das Phantastische" folgte bald kritische Distanz. Heine entwickelte seinen eigenen markanten Stil. Ein erster Erfolg gelang ihm mit der frühen Lyriksammlung „Buch der Lieder". Es folgten „Reisebilder", die unter seiner Feder zum gänzlich neuen Genre und brillanten Fundus für scharfe Zeitkritik wurden. Unvergessen bis heute ist sein Versepos „Deutschland. Ein Wintermärchen".

Heines Interesse für politische Veränderungen und Sozialutopien, sein Kampf gegen die Restauration durchziehen Leben und Werk wie ein roter Faden. Der „moderne furor francese", gestand er, sei neben schönen Frauen seine zweite Passion. 1830 zogen die revolutionären Ereignisse den sinnenfreudigen Heine ins „Vaterland des Champagners". In der Pariser Emigration hatte er Zugang zu den Salons der Pariser Gesellschaft und beschäftigte sich neben seiner Tätigkeit als Korrespondent für die Augsburger Allgemeine mit Philosophie, Mythologie und Religion. In den letzten Lebensjahren litt er an einer heimtückischen Krankheit; verbittert und zurückgezogen starb er am 17. Februar 1856 in Paris.

Die Zeit des Umbruchs zog Heine in ihren Sog. Daß er auf literarischem Gebiet die Moderne einläutete, war ihm sehrwohl bewußt: „Mit mir ist die alte lyrische Schule der Deutschen geschlossen, während zugleich die neue ... von mir eröffnet ward."

Das nebenstehende Bild stammt aus dem Katalog der Düsseldorfer Heine-Ausstellung 1997.

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