Hans Weigel hat zwar immer wieder Bücher geschrieben, oft aber auch zu einem Buch gesammelt, was da und dort verstreut erschienen war. Elfriede Ott, Lebens- und Arbeitsgefährtin der letzten drei Jahrzehnte, stets auch seine erste Leserin, hat nun im dritten Jahr nach seinem Tod aus der Erinnerung und nach vielem Stöbern in seinen Büchern und anderer schriftlicher Hinterlassenschaft eine gültige kleine Anthologie herausgebracht, die sich sehen lassen kann.
Der Band präsentiert den Vielseitigen, wie er war: spöttisch, schwermütig, den theaterkritischen Theaterliebhaber, rechthaberisch grollend, wenn er mit gutem Grund gut gelaunt war, ein unverbrüchlich treuer Freund und ein ebenso treuer Gegner, der nicht leicht umzustimmen war. Den Bruch kitten, na ja, unter besonderen Umständen; die Erinnerung blieb brüchig.
In den Titeln seiner Bücher formulierte er gerne den im Text vertretenen Standpunkt: „Ad Absurdum" führt er satirisch das von ihm Attackierte, „Der exakte Schwindel" meinte die modische
Beweisführung mittels Statistiken, sein Antiwörterbuch „Die Leiden der jungen Wörter" war eine Bravourleistung über die grassierenden Fehlleistungen in Wort und Schrift. Er besuchte und rezensierte viele Jahre hindurch „1.001 Premieren" und schrieb auch eine Monographie „Karl Kraus oder Die Macht der Ohnmacht".
Als Jude wpllte er weder diskriminiert noch privilegiert werden, hatte auch Einwände gegen die damalige Haltung Israels auf Lager und nannte das Ganze „Man kann nicht rahig darüber reden." Wie eilig er es auch - zu seinem Glück - 1938 hatte, sich aus dem nazifizierten Wien in die Schweiz zu retten, so eilig hatte er es 1945, die nicht ganz einfache Rückkehr durchzusetzen. Jubelnd kritisierte er die geliebte Stadt samt den Bundesländern unter dem versöhnlichen Motto „0 du mein Österreich" (1956). Im Quellenverzeichnis der Anthologie steht hinter diesem Titel „(vergr.)". O du mein Österreich!
HANS WEIGEL QUERGELESEN
Von Elfriede Ott Styria Verlag, Graz) Wienj Köln 1994. 219 Seiten, öS 280,-.
