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Henri Cartier-Bresson

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Jetzt ist es endlich doch passiert. Henri Cartier-Bresson, der Unsterbliche im Olymp der Fotografie, der sich dem Ansinnen, an einer Biographie mitzuwirken, so lange erfolgreich widersetzte, wurde sozusagen am Vorabend 'seines neunzigsten Geburtstages (immerhin wird er am 22. August 89!) doch von so etwas Ähnlichem wie einer Biographie ereilt. Höchste Zeit!

Bei allem Respekt vor seinem bekannten Argument „Alles, was ich zu sagen habe, steckt in meinen Photos”: Auch ein Cartier-Bresson kann den Menschen nicht ändern und gerade er wollte dies auch nie, mußte sich also damit anfreunden, daß der Mensch neugierig ist und über Menschen, die er schätzt und verehrt, etwas wissen will. Und geschätzt und verehrt wird er, wie wenige andere, von fast jedem, der sich jemals ernsthaft mit der Fotografie beschäftigt hat.

Wer nicht sehen kann, wird in vielen Bildern gerade Cartier-Bressons nicht mehr sehen als Abbildung der Wirklichkeit mit der Kamera. Ihre Durchlässigkeit, ihre Tiefe, ihr Geheimnis ist ihm nicht erklärbar. Jean-Pierre'Montier kommt diesem nicht oder schwer Erklärbaren immerhin nahe. Vor allem aber hilft er dem, der keine Verständnishilfe braucht, mit einer Fülle von Informationen, den Menschen und Künstler Cartier-Bresson besser kennzulernen.

Dazu tragen Originalzitate bei, wie etwa das berühmte, es sei das Foto, das den Fotografen aufnimmt, und nicht umgekehrt, oder das weniger bekannte, Fotografie sei ein Mittel, im Einvernehmen mit der Welt und einer Harmonie mit sich selbst zu leben, dem nichts Mystisches anhaftet: „Sie entspricht keiner gleichgültigen Loslösung von der Welt, sondern ihrer Stilisierung”.

Das Wichtigste ist aber die Anschauung. Ihr dienen rund 300 Werke - nicht nur Fotografien, sondern auch Zeichnungen und Gemälde Cartier-Bressons. Auch sie zeugen von einer bemerkenswerten Begabung. Vielleicht wäre er auch als Maler zu Ruhm gelangt. Aber sie bestätigen auch, daß er die richtige Wahl getroffen hat, die Eimaligkeit konnte er wohl nur in der Fotografie erreichen.

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