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Hundert Maya-Tempel erkundet

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Eine vergessene, fast unglaubliche Riographie taucht auf, wird greifbar. Lange war Teobert Maler Legende, Geheimtip für Maya-Forscher, sein Nachlaß verschüttet in einem „undurchschaubaren Rerg von Mappen, Kästen und Stapeln” im Rerliner Ibero-Amerikanischen Institut.

Das nun in langjährigem Ringen mit diesem Chaos i vergilbter Aufzeichnungen und kaum sichtbarer, nur mit Computerhilfe druckfähig machbarer Zeichnungen von Hanns J. Prem 80 Jahre nach dem Tod des Autors herausgegebene Werk „Peninsula Yucatan” von Teobert Maler hat die Faszination des Rerichts über Feldforschung in statu nascendi.

Es beschert dem Leser auch die Re-gegnung mit dem Leben eines Unan-gepaßten, Schwierigen, oft gar nicht Umgänglichen, der in Yucatan seine Rerufung fand. Die mittelamerikanischen Kulturen faszinierten ihn aus der Ferne. Der Deutsche wurde Österreicher und trat als Offizier der Armee bei, die Kaiser Maximilian nach Mexiko begleitete.

Er und sein Konkurrent Alfred Maudslay kamen zur rechten Zeit. Die Amerika-Archäologie war noch keine Wissenschaft, eine Chance für Außenseiter, Mexiko und Guatemala waren soweit befriedet, daß man reisen konnte, und das umständliche und schwierige Fotografieren mit Naßplatten war Vergangenheit.

Warum sich Maler nach jahrelangen Reisen durch Mexiko in Yucatan niederließ, weiß man nicht. Jedenfalls nahm er dort zielstrebig sein Lebenswerk in Angriff: Die Erkundung, Re-schreibung, Vermessung und fotografische Dokumentation von schließlich über hundert Ruinen auf der Halbinsel Yucatan. Das lebendig geschriebene Werk ist auch heute noch eine wichtige Quelle, zumal ein Teil der Denkmäler nicht mehr existiert. Da Maler aber die wichtigsten Rilder vorab für Veröffentlichungen in Zeitschriften zur Verfügung stellte, fand wohl das gesamte gewaltige Konvolut keinen Verleger mehr.

Maler selbst hat sich, stolz auf das Geleistete, aber nach 20 Jahren rastloser Arbeit verbraucht und verarmt, wohl nicht mehr sonderlich um die Publikation bemüht. In den letzten Jahren seines Lebens verbrachte er, nach und nach seine Sammlungen verkaufend, die Vormittage bei einem Glas Bier, die Passanten beobachtend, in einer Kneipe in Merida. Er starb am 22. November 1917. Ein deutscher Diplomat brachte einen Teil des Nachlasses an sich und schickte ihn nach Deutschland. Hunderte Negative wurden „amtlich sichergestellt”, gelangten ins Anthropologische Nationalmuseum in Mexiko und gelten als verschollen.

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