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Verwirrung um Hitler

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DER TOD DES ADOLF HITLER. Unbekannte Dokumente aus Moskauer Archiven. Von Lew Besy-menski. Eingeleitet von Karl-Heinz Jaußen. Christian-Wagner-Verlag, Hamburg, 1968, 134 Seiten.

Um das Leben und Sterben Hitlers herrscht heillose Verwirrung, teilweise auf Grund der äußerst schwierigen Quellenlage, teilweise haben die modernen Märchenerzähler jede Klarheit restlos beseitigt. Die jeweils angekündigten Sensationen haben ein nur allzu berechtigtes Mißtrauen hervorgebracht. Aus diesem Grunde ist es verdienstvoll, die Auseinandersetzung wieder auf einen nüchternen, sachlichen Boden versetzt zu haben, wie es in dem vorliegenden Band von Lew Besymenski der Fall ist. Sicherlich, das Buch ist seinem wesentlichen Inhalt nach keine große Offenbarung, die Tatsache von Hitlers Tod ist seit 1945 in der westlichen Welt ziemlich unbestritten und auch die Meinung, Hitler habe nicht durch einen Schuß, sondern durch Gift Selbstmord begangen, findet sich bereits überzeugend bei Michael A. Musmanno („In zehn Tagen kommt der Tod“) im Jahre 1950. Dennoch stellt die vorliegende Publikation einen bedeutenden Fortschritt dar, sie ist die erste fundierte Bestätigung des Todes Hitlers von russischer Seite. War es doch Stalin selbst, der wider besseres Wissen 1945 die Meinung ausdrückte, Hitler sei noch am Leben und damit jahrelange Spekulationen auslöste. Mögen die Sowjets so manche Gründe für das Schweigen gehabt haben, die von Besymenski angegebenen sind wenig befriedigend, vielmehr scheint dieses Thema einfach als eine der zahlreichen Waffen in der unglückseligen Auseinandersetzung nach dem zweiten Weltkrieg verwendet worden zu sein. Tatsache ist jedenfalls, daß man nun beschloß, diese Waffe in die Rumpelkammer der Geschichte zu stellen, wobei vielleicht auch die neuerliche Verwirrung eine Rolle gespielt haben mag, die durch das in einer sowjetischen Lokalzeitung im Jahre 1960 erschienene angebliche Photo der unversehrten Leiche Hitlers entstanden ist.

Wenngleich man dem Autor einige Fehler vorwerfen muß — die zeitweiligen, nicht zum Thema gehörigen propagandistischen Abschweifungen wirken nur störend, die ungenaue Zitierung (nur als Beispiel etwa Seite 19, Anmerkung 6) und die fehlenden eindeutigen Quellenangaben machen eine wissenschaftliche Überprüfung fast unmöglich —, so soheint die Echtheit der abgedruckten Obduktionsbefunde von Hitler, Eva Braun, Goebbels sowie dessen Frau und Kindern außer Zweifel. Mit diesem Beitrag wurde ein erfreulicher Anfang gemacht.

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