Marschall Tito hat bei den amerikanischen Lesern seine Visitenkarte abgegeben. Er verfaßte einen Aufsatz unter dem Titel „Tito spricht“; und das Unternehmen ist verständlich, hat doch der Amerikaner Interesse daran, den Mann kennenzulernen, der sich von Moskau abwandte.
In dem Aufsatz finden wir auch seine „Rechtfertigung“ für seine Abkehr von der Kirche. Der kleine Josip Broz war seinerzeit zum Ministranten erkoren worden. Eines Tages half er dem geistlichen Herrn nicht rasch genug aus den Messegewändern heraus und erhielt dafür „einen Schlag über den Mund. Der Schlag tat weh; aber mein Stolz war härter getroffen worden, denn es war in der Kirche vor all meinen Kameraden geschehen. Ich ging nie wieder in die Kirche“.
In der Tat — es ist wahrscheinlicher, daß der Pfarrer ein Mann mit menschlichen Schwächen gewesen ist, als daß Josip Broz-Tito übertreibe… Zu lernen aber sind unter diesen Voraussetzungen mehrere Dinge: Erstens, die Dialektik ist eine Macht auf Erden. Zweitens, nie den Stolz der Kinder treffen! Es kann beim Erwachsenen später unabsehbare Folgen haben. Drittens, eilfertige Rückschlüsse vom Versagen des einzelnen aufs große Ganze entspringen der Unbesonnenheit, das heißt der Unreife. Viertens, auch Priester sind Menschen. Wer weiß übrigens, was Herrn Vjekoslav Homostarič, vor zirka fünfzig Jahren Pfarrer in Kumrovec (Zagorje), zu seinem spontanen Schritt getrieben hat?! — Also fünftens (übrigens auch keine Neuigkeit), wer urteilen will, muß beide Teile hören, Der zweite aber kann als tot gelten.
Denken wir bei der ganzen Sache an „Don Camillo und Peppone“, so kommt uns das Lachen an. Aber lassen wir das, folgern wir. Ist der Mensch „stolz“ um jeden Preis, so fehlt ihm die Gabe zu verzeihen. Wer im Laufe seines Lebens nicht Irr tümer berichtigen, nicht vergeben lernt, wird am Ende nicht mehr sein, als er zu Anfang war.