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Weisheit unter der Oberfläche

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Eine der Geschichte heißt „die Nützlichkeit des Unnützen“. Das könnte der Titel von Laubs Gesamtwerk sein.

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Eine der Geschichte heißt „die Nützlichkeit des Unnützen“. Das könnte der Titel von Laubs Gesamtwerk sein.

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Seit einem Viertel Jahrhundert schreibt Gabriel Laub eigentlich an einem einzigen Buch, dessen Teile mit verschiedenen Titeln Jahr für Jahr veröffentlicht werden. So ist er zu einem der beliebtesten Schriftsteller des deutschen Sprachraumes geworden. Seine neueste Publikation heißt „Gut siehtst du aus - Alltag satirisch“.

Das Geheimnis Laubs mag sein, daß er immer von neuem in die Witzkiste Mitteleuropas greift und das Gefundene auf neue Weise präsentiert. Aber was bedeutet Witz? Der Witz ist nicht nur eine kurze Geschichte, über die man lachen sollte, sondern, wie der Duden bemerkt, „veraltend“ Klugheit, Findigkeit, Esprit. Bei I^aub geht es nicht nur ums Lachen. Nach vielen Sätzen hält man nachdenklich ein. Was ist da unter der Oberfläche an Weisheit verborgen?

Laub hat die Sprache, mit der er berühmt geworden ist, richtig erst als 40jähriger sozusagen schreibend gelernt. Vielleicht steht gerade deshalb die scheinbar Leichtigkeit seiner Erzählung in keinem Widerspruch zur geschickten Wortwahl, zur genauen Ausdrucksweise, zum kürzesten Weg zur Pointe. Laub vermeidet jede Ausschweifung, braucht keine falsche Pracht, nennt, was er meint, beim Namen.

Obwohl witzig, ist Laub nicht lustig. Er verschweigt nicht, daß er eine schlechte Meinung über die Welt hat. Im „Liebesleben der Erdbewohner“ stellt er fest: „Die Ausrottung ihrer Artgenossen, einzeln und in größeren Mengen, ist, wie das Fernsehen bezeugt, die Hauptaufgabe der Menschen, was verständlich ist, weil es von ihnen auf dem Planeten zu viele gibt.“

Laub beschäftigt sich immer mit dem Alltag. Ob es um Geldverdienen, Sport, Technik, Liebesleben, Verdauung, Staat und Politiker, Feiertage und Jahreszeiten geht, er hat neue Einfälle zu jedem Thema. Sie kommen uns bekannt vor, weil wir wahrscheinlich ähnliches schon gedacht haben, aber nicht so ausdrücken konnten.

Da ich Gabriel Laub persönlich lange kenne, warte ich auf seinen großen Roman. Als Thema bietet sich sein eigenes Leben in Polen, Rußland, Usbekistan, Böhmen und Deutschland an, seine Wanderung zwischen Systemen und Sprachen. Zum Beispiel, wie es ihn als jungen Menschen aus dem Norden des Urals, aus 40 Grad Kälte nach Samarkand in 40 Grad Hitze verschlagen hat. Ich fürchte, ich warte vergeblich, weil er sich selbst nicht ernst fenug nimmt. Wir sollten diesen ehler nicht machen und Gabriel Laub als bdeutenden Autor schätzen.

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