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Wieviel halten „robuste Naturen“ aus?

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Unabhängig von der materiellen Situation, in der sich ein Mensch befindet, ist ihm ein Gut anvertraut, das wertvoller ist als jedes andere: seine Gesundheit. Wie er damit umgeht, ist allerdings seine Sache, denn er hat ja auch die Konsequenzen seines Handelns allein zu tragen.

Grundsätzlich gibt es in dieser Beziehung zwei Menschentypen: die Überängstlichen, die in der kleinsten Unpäßlichkeit eine lebensbedrohende Erkrankung sehen und bei jedem Schnupfen zum Arzt laufen, in der Hoffnung, er würde ihre rinnende Nase mit den neuesten, natürlich auch teuersten antibiotischen Mitteln behandeln. Und wenn er sich weigert, mit Kanonen auf Spatzen zu schießen, dann ist er in ihren Augen ein Doktor, der sein Fach nicht versteht. Die Hypochondrie ist im Grunde eine Krankheit für sich — aber nicht eine, die der praktische Arzt heilen kann. Solche Leute müßten eigentlich die Sprechstunde eines Psychiaters aufsuchen. Sie tun es natürlich nicht und bleiben — zum Leidwesen von Ärzten und Krankenkassen — bei ihren eingebildeten Krankheiten. Mit ihnen braucht man sich über Gesundsein und

Gesundbleiben nicht zu unterhalten, sie tun ohnehin zuviel des „Guten“. Aber die anderen, die Unbekümmerten, Leichtsinnigen, die keine Mahnung ihres Körpers zur Kenntnis nehmen, die alles „über-tauchen“, mit Fieber ins Büro gehen, keinen Arzt und keinen Krankenschein brauchen, weil sie sich blind auf ihre „robuste Natur“ verlassen — diese anderen benötigen hin und wieder eine Erinnerung daran, daß auch sie sterblich sind.

Diese Leute sind sozusagen das andere Extrem der Hypochonder. Sie machen strapaziöse Urlaubsreisen, verzichten auf jegliche Erholung, verbrauchen dauernd Kräfte, ohne sie jemals zu ersetzen — alles unter dem Motto: Es war doch gelacht, wenn meine gesunde Natur das nicht aushielte! Sie irren wie die anderen, nur ist ihr Irrtum weit gefährlicher als die mißverstandene Vorsicht der Angsthasen Raubbau ist, wo immer er betrieben wird, die Vorstufe zum Verfall, zur Zerstörung. Wer sämtliche Warnsignale seines Körpers wissentlich überhört, muß schließlich ernstlich krank werden, und je früher er diese latente Gefahr zur Kenntnis nimmt, desto eher kann er dem ausweichen, was ihm so unvorstellbar ist: einer ernsten Erkrankung.

Und damit sind wir bei der Kernfrage: soll man mit einer Auffrischung seiner Kräfte warten, bis die Warnsignale grell und unüber-hörbar geworden sind? Oder soll man einen Erholungsurlaub einschalten, vielleicht sogar eine leichte Regenerationskur machen, wenn die ersten Zeichen einer wirklichen Erschöpfung auftreten?

Auf diese Frage gibt es nur eine Antwort: Rechtzeitig! Dann genügt zum Beispiel ein vierzehntägiger Winterurlaub mit sportlicher Betätigung oder — wenn man sich ehrlicherweise gewisse Symptome für schwindende

Spannkraft eingestehen muß — ein kurzer, aber konzentrierter Aufenthalt in einer Kuranstalt. Bäder, Massagen, viel Ruhe, reine Luft und völliges Abschalten können Wunder wirken.

Wir sprachen vom Winterurlaub. Nicht nur deswegen, weil wieder einmal ein Winter näherrückt, sondern weil die kalte Jahreszeit erfahrungsgemäß weit größere Erholungschancen bietet als der Sommer, der noch dazu von vielen in südlichen Regionen verbracht wird. Hitze und Staub, die Turbulenz der Fremdenverkehrsspitze und lange Autofahrten belasten Nerven und Kreislauf mindestens ebenso wie der Alltag.

Österreichs Kuranstalten liegen in den schönsten Gegenden des Landes. Wer sich dazu entschließt, seine Gesundheit ein wenig aufzumöbeln, ehe es zu spät ist, wird ohne Schwierigkeiten den Ort finden, der ihm zusagt. Jedes Reisebüro gibt darüber Auskunft. Fast überall findet man auch Gelegenheit zum Wintersport. Ein bißchen Sport, ein bißchen Kur — vielleicht gehen dabei auch ein paar Kilo herunter? — einen besseren Rat kann man den angestrengt lebenden Menschen unserer Zeit kaum geben.

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