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In "Nichts an mir ist freundlich" schreibt sich eine Frau die eigene Idylle herbei.

In diesem kurzen Roman geht es um die Geschichte einer jungen Frau, die von Wut erfüllt ist, von einem Zorn, der ihre Haut fast zum Platzen bringt. Daher entwickelt sie schmerzliche Strategien: Ich habe Angst, dass jemand weggeht. Deswegen gehe ich immer zuerst.

Es erinnert, natürlich, an die zelebrierte Innenschau der 70-er Jahre, man schwankt zwischen Ärger, Belustigung, Verständnis und manchmal Wiedererkennung. Das versöhnt durchaus mit den endlosen Spiralen, in denen die Autorin in die Tiefen ihres vehementen Ärgers, ihrer Trauer führt. Das Alter Ego gesteht im Rückblick als 30-Jährige, dass Schreiben nichts anderes bewirkt als sich von Schuld reinzuwaschen - und gleichzeitig widerlegt die Schriftstellerin Breidenstein diesen Ansatz.

Beeindruckendes Debüt

Nur Mayröcker kühlt meine Brust. Das glaubt man sofort, denn der Einfluss der Meisterin ist in diesem Roman "Und nichts an mir ist freundlich" auf jeder Seite nachzulesen. Auch ein Echo auf die genialen Wortlisten der Mayröcker findet sich wieder. Darunter leidet ein wenig die eigene Originalität. Dabei ist die große Stärke dieses Textes über einen verlorenen Kindheitsgarten und die wieder herbeigeschriebene grüne und tröstende Idylle eine beeindruckende Sinnlichkeit.

Ariane Breidenstein, 1974 in Bergisch Gladbach geboren, lebt jetzt in Berlin. Dieser sperrige Text ist ihr beeindruckendes Debüt. Es ist ein Buch, das sich zum Lautlesen, zum langsam Lesen anbietet, weil jedes Satzzeichen so bewusst als hörbare Textmarke gesetzt ist.

Wie bei Heidi in Frankfurt läuft es in dieser Eltern-Kind-Auseinandersetzung nicht, es wird kein erfreuliches Ende angeboten, aber das Lamentieren über das Unvermögen so vieler, vor allem der direkten Familienmitglieder, sich auf den Schmerz der Dinge, der Pflanzen, der Tiere einzustellen, ist stilistisch bestechend. Und Ariane Breidensteins Idee, die Sensibilität für alles Nichtmenschliche einzufordern, weil dadurch vielleicht mehr Offenheit für Menschen entsteht, wird nachvollziehbar ausgedrückt.

Und nichts an mir ist freundlich

Von Ariane Breidenstein

Suhrkamp Verlag, Frankfurt 2007

140 Seiten, geb., € 15,30

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