"Zuerst war ich geschockt"

19451960198020002020

Seit 55 Jahren, seit Dezember 1945 bricht die furche auf. Kein rundes Jubiläum, dennoch ein Anlass, zwei Leser der Zeitung nach ihrer Meinung zum Blatt zu befragen. Stellvertretend für die große Bandbreite antworten die jüngste Abonnentin und der treueste Leser.

19451960198020002020

Seit 55 Jahren, seit Dezember 1945 bricht die furche auf. Kein rundes Jubiläum, dennoch ein Anlass, zwei Leser der Zeitung nach ihrer Meinung zum Blatt zu befragen. Stellvertretend für die große Bandbreite antworten die jüngste Abonnentin und der treueste Leser.

Werbung
Werbung
Werbung

die furche: Was war Ihr erster Eindruck von der furche?

Sara Pührerfellner: Am Anfang war ich skeptisch, eigentlich richtig geschockt, wegen dem Namen: Die furche, das ist für mich ein Einschnitt, eine Kerbe, etwas Eingeritztes, jedenfalls etwas, das irgendwie aufgerissen ist. Dieses Wort löst bei mir eher negative Assoziationen aus. Es hört sich so sektenmäßig an. Irgendwie religiös auf jeden Fall. Ich habe dann erwartet, dass mehr religiöse Themen abgehandelt werden, aber es ist nicht so tragisch. Mit diesem Begriff jedenfalls kann ich mich bis heute nicht anfreunden, und es würde mich interessieren, wie man bloß auf so einem Namen kommt?

die furche: Warum haben Sie trotz diesem für Sie abschreckenden Namen doch nach der Zeitung gegriffen?

Pührerfellner: Wir haben ein paar Probeausgaben zuhause gehabt. Aufgefallen ist sie mir ja auch deswegen, weil ich sie vorher noch nie gesehen oder darüber gehört habe, und auf der Titelseite wurde auf die Jugendserie "generation. www" verwiesen. Das hat mich interessiert und dann hab ich hineingeschaut, und die furche gar nicht so schlecht empfunden.

die furche: Sie haben jetzt einige Nummern gelesen. Wie würden Sie die furche beschreiben?

Pührerfellner: Mein Eindruck ist, dass die furche keine polarisierende Zeitung sein will, in der vor allem Provokation betrieben wird. Ich finde, sie ist eher objektiv gehalten, keine Revoluzzerzeitung jedenfalls. Diesbezüglich unterscheidet sich die furche doch sehr von anderen Zeitungen, die andauernd mit irgendwelchen ausgefallenen Schlagzeilen daherkommen müssen, und die vor allem Meinungsmache betreiben. Solche Blätter sprechen mich überhaupt nicht an. Dabei würde ich die furche nicht konservativ nennen, aber es bleibt doch alles in einem gewissen Rahmen.

die furche: In einem gewissen Rahmen zu bleiben, können gerade junge Menschen als langweilig und fad interpretieren. Sehen Sie diese Gefahr bei der furche gegeben?

Pührerfellner: Eigentlich nicht, denn wenn ich andere Zeitungen anschaue, überblättere ich meist die Politikseiten. Aber in der furche spricht mich auch dieses Thema an, etwas also, was mich von Haus aus nicht sehr interessiert.

Mir kommt vor, in der furche kriegt man einen Weitblick, eine Übersicht über das Ganze geboten. Und ich habe nicht das Gefühl, dass ich in eine Richtung gedrängt werde, politisch oder religiös. Wenn ich einen Beitrag gelesen habe, ist das ein Anstoß für mich, mir meine eigene Meinung zu bilden. Da wird mir nichts weggenommen, oder das Denken abgenommen, sondern, ganz im Gegenteil, ich werde dazu ermuntert, selbst über wichtige Themen nachzudenken.

die furche: Was muss Ihrer Meinung nach eine furche-Leserin, ein furche-Leser an Voraussetzungen beziehungsweise Bereitschaft mitbringen?

Pührerfellner: Eigentlich nur die Bereitschaft zum Lesen, die muss da sein. Doch wenn man einmal angefangen hat, dann zieht es einen sowieso irgendwie hinein. Da kann man dann nicht mehr aufhören, wenn man Bescheid wissen will, wie dieses und jenes wirklich ist. Daher könnte ich mir auch vorstellen, dass noch jüngere Menschen als ich, an der furche Gefallen finden.

die furche: Haben Sie schon einen Nutzen aus Ihrer furche-Lektüre ziehen können?

Pührerfellner: Ich gehe jetzt in die achte Klasse und stehe kurz vor der Matura. Da kann ich einige furche-Dossiers - so wie letztens das zur Gentechnik - sehr gut für meine Themensammlung gebrauchen. Da wird auf ein paar Seiten kompakt und trotzdem ausführlich ein Thema abgehandelt. Für mich eine große Hilfe und ein wichtiger Grund, die furche zu abonnieren.

Die Gespräche führte Wolfgang Machreich.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung