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Zur Meditation

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Meditationen über Lukas Von Richard G u t z-willer. Benziger Verlag, Einsiedeln 1954, zwei kleine Bändchen von 208 und 256 Seiten. Preis je 8.60 DM.

Das antike Christentum konnte noch meditieren. Die Mönche wählten die ungestörte Wüste, um sich in die Mysterien Gottes zu vertiefen. Der indische und buddhistische Osten kann es auch heute noch. Sind wir Christen heute noch fähig, stille zu sein und zu meditieren im Bewußtsein, daß die Meditation die höchste Aktion darstellt, der ein Mensch fähig ist. — Ausgangspunkt christlichen Meditierens wird immer wieder die Heilige Schrift sein. Doch vielen geht es dabei wie dem Kämmerer der Kandake, der las und doch nicht verstand, bis ihm Philippus in das rechte Verständnis einführte. — Gutzwiller hat uns bereits mit seinen Meditationen über das Matthäusevangelium (2 Bändchen) beschenkt, nun folgen in der gleichen Art und Ausführung die Betrachtungen über das Lukasevangelium Der Verfasser schließt sich der Abfolge des heiligen Textes an, gibt eine neue Uebersetzung, die sich sehr fließend liest und die Härte des Urtextes etwas poliert, ganz anders als Dillersberger, der bewußt einen harten, manchmal barbarischen Stil liefert, der aber aufhorchen läßt. — Die anschließenden Meditationen sind prägnant, nüchtern, ohne frommen Ueberschwang, greifen aber nach dem Herzen des Lesers, der in die Entscheidung für oder wider Christus hineingedrängt wird. Gott sei Dank, wieder neue Betrachtungsbücher, die für manche Gemeinschaften wie ein frischer Tau wirken werden.

Der Geist des Alten Testaments. Von Paul Maria von Kreuz. Benziger Verlag, Einsiedeln. 286 Seiten, Preis 8.60 DM.

Das vorliegende Bändchen in der Art und Ausstattung der Meditationen Gutzwillers ist eine Ueber-tragung aus dem Französischen Was das Buch will, kommt im französischen Titel besser als im Deutschen zum Ausdruck: „Ancien Testament, source de vie spirituelle.“ Der Verfasser geht an das alte Testament nicht als Wissenschaftler heran, er betreibt keine archäologischen und philologischen Forschungen, er nimmt es als elementare Wirklichkeit des Heiligen Geistes. Weil dieses Buch vom Geist Gottes durchwirkt ist, kann es auch Quelle eines Lebens im Heiligen Geiste werden. Der Ausdruck „geistliches Leben“ ist im deutschen verblaßt. Welche Dynamik liegt aber darin, wenn einer sein Leben auf diese Heilig-Geist-Wirklichkeit hin wagt. — Das Werk ist auf drei Bändchen angelegt: I. Gott und die Seele, II. Die Liebe Gottes, III. Die Wege Gottes.

Im vorliegenden Bändchen handelt der Verfasser über den Einbruch der Gottesorschung in diese Weltzeit (15—133), über den Anruf an die Seele (133—162) und über die gnadenhafte Vereinigung in der Liebe (163—276). — Es ist gut, daß auch solche Bücher über das Alte Testament erscheinen, wo der kritische Mensch einmal alle Bedenken hinter sich läßt und einfach im Gnadenstrom der göttlichen Schriften untertaucht, „deren Rauschen ist wie das Rauschen großer Wasser“.

Erbe des hl. Klemens Maria Hofbauer. Erlösermissionäre (Redemptoristen) in Oesterreich 1820 bis 1951. Von Eduard H o s p. Verlag: Prokuratur der Redemptoristen, Wien 620 Seiten. Preis 90 S.

Dieses stattliche Werk stellt die reife Frucht eines langen Gelehrtenlebens dar. Lange unr mühsame Archivstudien gingen der Niederschrift voran. Das Haus-, Hof- und Staatsarchiv, das Archiv des Unterrichtsministeriums (Kultusarchiv) und im Ministerium des Inneren (Polizeiakten), ferner das Landesarchiv der niederösterreichischen Regierung, die Landesarchive in Graz und Innsbruck, die Diözesanarchive in Wien, Graz, Linz, Brixen und Budweis wurden sorgfältig nach Quellenmaterial durchforscht. — Demnach ist das Ergebnis auch ein sehr reichhaltiges. Neue Aspekte eröffnen sich zur Beurteilung des josephinischen Staatskirchentums, zum Aufbruch der katholischen Reform, die sich, je mehr wir Abstand von der Zeit bekommen, immer stärker um die außergewöhnliche Persönlichkeit Klemens Maria Hofbauers konzentriert. Das Buch behandelt nun jene geistigen und religiösen Richtungen, die vom Grabe des großen Wiener Apostels ausgingen. Wenn auch hier Ordensgeschichte geboten wird, so ist es doch nicht bloß ein Stück Ordensgeschichte — wenn auch in einer sehr wichtigen und bedeutenden Zeit geistigen Umbruchs —, sondern geradezu eine Kirchengeschichte Oesterreichs im vergangenen Jahrhundert. Wenn wir unsere heutige, in vielen Dingen so unverständliche und komplexe Zeit verstehen wollen, müssen wir zur Geschichte, der großen Lehrmeisterin, greifen und gar manche Erscheinungen de' Jetztzeit werden deutbar. — Der Preis ist so niedrig als tragbar gehalten, um dem Werk unter Historikern, Seelsorgern und Freunden des Ordens eine möglichst große Verbreitung zu sichern.

Universitätsdozent DDr. Claus S c h e d 1, CSsR #

Augustinus: Der Gottesstaat. In deutscher Sprache von Carl Johann Perl. Dritter Band. Otto Müller Verlag, Salzburg.

Mit diesem Band ist die neue Uebersetzung der Civitas Dei an ihrem glücklichen' Ende angelangt. Die letzten Bücher (XVI—XXII) bilden nicht nur den Abschluß, sondern auch den Höhepunkt dieses großartigen geschichtsphilosophischen und theologischen Werkes, gipfelt es doch in den wunderbaren Betrachtungen über das höchste Gut und den Frieden, den ewigen Frieden und der „Sabbat“, dessen „Ende kein Abend sein wird, sondern der Herrentag als achter, ewiger Tag... Da werden wir feiern und schauen, schauen und lieben, lieben und preisen. Siehe, das wird das Endziel ohne Ende sein. Denn was ist anders unser Ziel, als zu dem Reiche hin zu gelangen, das kein Ende hat?“ Schon allein dieses Zitat zeigt die überaus glückliche Uebersetzungs-leistung, die um so beachtlicher ist, als sie von einem einzigen Mann in relativ kurzer Zeit bewältigt wurde. Man könnte gewiß über Einzelheiten der Uebertragung streiten, aber wer nur einigermaßen in den Schriften des Kirchenvaters bewandert ist, wird auch in dieser Verdeutschung noch den lateinischen Ductus und sogar den augustinischen „Flavor“ heraushören können. An Hand dieser Uebertragung liest man den Gottesstaat wie mit neuen geistigen Augen, denn über alle zeitbedingten naturwissenschaftlichen und historischen Ansichten hinaus steht die unglaublich klare, alles überschauende Sicht des christlichen Denkers, der das Wesentliche in einer einmaligen unnachahmlich sicheren und schönen Form füi alle christlichen Zeiten festgelegt hat, z. B.: „Denn das ist das Ziel unseres Gutes, um dessent-willen alle übrigen Güter zu begehren sind, während es um seiner selbst willen begehrt wird“ — oder die klassische Definition des Friedens: „Der Friede für alle Dinge ist die Ruhe der Ordnung. Ordnung ist die Verteilung der gleichen und ungleichen Dinge, die jedem seinen Platz zuweist“. Wer Augustinus so kongenial übertragen kann, verdient den Dank vieler Leser. Mit seiner Arbeit hat Professor Perl zum abgeschlossenen Augustinus-lahr eine der wertvollsten

Gaben beigesteuert. DDr. Nico Greitemann *

Angelus Silesius: „Dich auftun wie eine Rose“.

Aus dem „Cherubinischen Wandersmann“ ausgewählt und mit einem Nachwort versehen von Hans Urs von Balthasar. Johannesverlag, Einsiedeln. 104 Seiten. Sammlung „Sigillum“ 2. Preis 4.80 DM.

Für unsere Zeit, die nie „Zeit“ hat, ist Angelus Silesius eine Notwendigkeit geworden — vorausgesetzt, daß es noch Interessierte an „Mystik“ gibt. Diese kurzen, gereimten Sätze lassen sich leicht im Gedächtnis behalten, lassen sich leicht beim Beten und auf der Straße wie Gebete hinsagen — und sind doch nie ganz auszuschöpfen. Das liegt daran, daß dieser Mystiker des 17. lahrhunderts (sein eigentlicher Name ist Scheffler) im „Cherubinischen Wandersmann“ eine Summe echter mystischer Erkenntnisse zusammengefaßt und daß er sie in volkstümlicher Sprache gebunden hat.

Gregor von Nyssa: Der versiegelte Quell. Auslegung des Hohen Liedes. Uebertragen und eingeleitet von Hans Urs von Balthasar. Johannesverlag, Einsiedeln. 2. Auflage. 115 Seiten. Sammlung „Sigillum“. Preis 4.80 DM.

In 15 Fastenvorträgen hatte der „Vater der Väter“ des Konzils von Nikäa, Gregor von Nyssa, das „Hohe Lied“ erklärt. Deren Text hat — ohne die rhetorischen Abschweifungen und Wiederholungen — Hans Urs von Balthasar herausgegeben. Es ist dies eine zwar „allegorische“ Deutung des Schrifttextes, aber die Hintergründe dieses seltsamsten Bibeltextes, das Bleibende an ihm wird vielleicht nur so für den Prediger und Hörer fruchtbar gemacht werden können.

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