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Zweimal Mozart in der Oper

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Mozarts Jugendoper „Die Gärtnerin aus Liebe“ (La finta giardiniera), ;iuf Wunsch des Kurfürsten Maximilian III. von Bayern für den Münchner Fasching 1775 komponiert, hat nun, 190 Jahre später, in der Wiener Kammeroper, abermals ihre gute Laune losgelassen. Die deutsche Bearbeitung des Textes von Calzabigi ist von Siegfried Anheisser und Ruth von Mayenburg, die Kostüme schuf Lucia Listopad, Regie und Bild besorgte Heinz Lukas-Kindermann. Die Handlung, eine der üblichen Verkleidungskomödien des 18. Jahrhunderts, ist eine Mixtur von Humor und Intrige, die nur durch geschickte, faschingsmäßige Regiegags einige Spannung erhält; die Musik hingegen, in vier Mo-naten komponiert, ist-sprühender- Mozart, wenn, aweh“,natürlich,iweh. ejitfemt. Ton: der Meisterschaft des „Figaro“, so doch in ihrer Neigung zur Charakterisierung, ihrer Zügigkeit und ihren dramatischen Akzenten wie in ihrer melodischen Erfindung jenes Versprechen, das sich wenig später so genial erfüllte. Die Darsteller waren mit Lust und Liebe bei der Sache, und das gab den Ausschlag. Renate Lenhart als Sandrina, vulgo Marchesa Violante war stimmlich besser als je, Gertrud Matuschka bot als Serpetta eine gesanglich und darstellerisch einheitlich runde Leistung und Ingrid Mayr er-kämpfte sich als zart gebauter Ramiro mit bravourösem Schmachten und kultiviertem Singen seine riesenhafte Armida Ruth Berndorf, die allerdings wie eine Brunhilde sang und wirkte. Der Graf Bel-fiore Erich Kren hatte nicht viel mehr zu tun als schön zu singen — was ihm auch gelang, Ernst Scheureker als Nardo spielte den verschmitzten Diener überzeugend; weniger überzeugend (wenn auch nicht weniger komisch) als in früheren Rollen gab Kurt Strauß den Podestä. Das Wiener Rundfunkorchester, von Hans Gabor dirigiert, spielte mit Schwung und Eleganz, seiner Führung animiert folgend.

Das Publikum dankte mit fröhlichem Beifall.

In der letzten Aufführung von Mozarts „Zauberflöte“ sang Erika Mechera die Königin der Nacht mit schöner, leuchtender und in den Koloraturen exakt rhythmisierender und präzise intonierender Stimme; bedauerlich für sie und uns, daß sie in den Spitzentönen versagte. Elisabeth Schwarzenberg als Pamina beherrschte Rolle und Stimme sehr gut, lebte allerdings teilweise vom Temperament ihres Partners, des Tamino Murray Dickie, der die Szenen, in denen er auftrat, mühelos profilierte; ebenso der Papageno Heinz Holecek, dessen eigene Note, unbeschadet -großer Vorbilder, sich durchsetze. Ent-, Lzäekead in Stimma :und Erscheinung die, Papagena Monique Lobasä. Etwas im Schatten blieb der Monostatos William Appel. Ottokar Schäfer war ein würdiger, manchmal fast zu liebenswürdiger Sara-stro. Besonders schön sangen die beiden Geharnischten Heribert Ronge und Alois Pernerstorfer ihren fugierten Choral. Die oft sehr transparenten Bühnenbilder von lots Egg gestatten nicht nur einen raschen Szenenwechsel, sondern sind auch von der andeutenden und ungenauen Phantasie des Märchens getragen und wirken unmittelbar belebend. Die Inszene von Otto Fritz hält sich deutlich an das Zeremoniell und gibt damit in vielen Szenen der Musik den sichtbarsten Ausdruck. Von den Kostümen (Alice Maria Schlesinger) sind die märchenhaften glücklicher als die zeremoniellen. Das Orchester unter der Leitung von Franz Bauer-Theussl wußte den spielerischen, volkstümlichen wie den feierlichen Ton innerhalb der großen mozartischen Einheit richtig zu dosieren; der Hauptakzent lag diesmal in der Feierlichkeit. Gesamteindruck: Gutes Repertoireniveau mit einigen Unebenheiten.

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