Werbung
Werbung
Werbung

Mit der zweiten Auflage von Starmania geht die Ära der Casting-Shows zu Ende. In Sachen TV-Shows zeichnet sich eine grimmige Zukunft ab.

Ekel-TV ist der Fernseh-Trend der Stunde!" frohlockt tv-media. Nein, Starmania - Die neue Generation ist damit natürlich nicht gemeint. Denn die Ära der Casting-Shows in der schnelllebigen Fernsehshowbranche geht zu Ende. Am Freitag voriger Woche zog Arabella Kiesbauer wohl zum letzten Mal den Namen eines Kandidaten aus der - was für eine herrliche Wortschöpfung! - Entscheidungsröhre. Starmania - Die neue Generation wird höchstwahrscheinlich keine Fortsetzung erfahren. Sowohl ORF-Generalintendantin Monika Lindner als auch Hannes Eder, Starmania-Juror und Chef von Universal Austria haben angedeutet, dass keine dritte Staffel der Show mehr produziert werde.

Weniger Marktanteil

Wie auch bei der zweiten Staffel der RTL-Castingshow Deutschland sucht den Superstar lagen die Quoten von Starmania - Die neue Generation unter den Erwartungen. Ziemlich genau eine Million Österreicher verfolgte, wie die bodenständige Rock-Röhre Verena den sensiblen Schnulzenkönig Armin auf den zweiten Platz verwies; das entspricht einem Marktanteil von 45 Prozent. Nicht schlecht. Aber im Februar 2003, beim ersten Starmania-Finale, saßen noch über 1,5 Millionen Zuseher gebannt vor der Glotze (Marktanteil: 68 Prozent).

Wohl hat die siegreiche "Vokuhila-Gams" (Hannes Eder) ebenso wie der charmante Teenieschwarm Armin das Zeug, im Pop-Business zu reüssieren, doch auch ein erfolgreiches Konzept lässt sich nicht in alle Ewigkeit perpetuieren. Zweimal nach dem identischen Muster Popsternchen zu kreieren, reicht. Fließbandproduktion interessiert das Fernsehpublikum nicht. Immerhin - das Format hat die heimische Musikszene belebt und es wäre schön, wenn sich der ORF etwas Neues einfallen ließe, um heimischen Nachwuchspopmusikern die Chance zu geben, sich einem großen Publikum zu präsentieren.

Wie die nächste Zukunft der TV-Unterhaltung aussieht, war kürzlich auf RTL zu bestaunen: Ich bin ein Star - holt mich hier raus! hieß das Format, das mit Attributen wie "Ekelshow" und "Foltershow" bedacht wurde (siehe die nebenstehende TV-Kritik). Wie weiland bei Big Brother wurden sogar Rufe nach einem Verbot der Sendung laut. In dieser jedem guten Geschmack spottenden Show wurden Prominente der zweiten Liga - gegen gutes Geld - im australischen Dschungel bizarren und vor allem ekelerregenden Prüfungen ausgesetzt.

So musste die Kabarettistin Lisa Fitz Maden und Ameisen bei lebendigem Leibe verspeisen und der - äh - Sänger Daniel Küblböck wurde mit 30.000 Kakerlaken überschüttet. Ein in den Baumkronen thronendes Moderatorenduo überzog die derart Gedemütigten auch noch mit Spott und Hohn. "Dschungelkönig" wurde schließlich der abgehalfterte Schlagersänger Costa Cordalis, der unter anderem seinen Kopf in mit Spinnen, Schlangen und Eidechsen gefüllte Glaskästen tauchen musste. Acht Millionen Deutsche und 250.000 Österreicher verfolgten das Finale der "Ekelshow".

Die geballte "Reality", nicht zu verwechseln mit der Wirklichkeit, bleibt dem Fernsehkonsumenten also erhalten. Für die Teilnehmer einer Show muss es um etwas Echtes gehen: um echte Gefühle, um eine echte Karriere oder eben um echte Ängste. Der Misserfolg der umstrittenen Kuppelshow Der Bachelor ist weniger auf sein antiquiertes Mann-Frau-Rollenbild zurückzuführen als darauf, dass die Sendung den Eindruck einer Inszenierung, eines abgekarteten Spieles vermittelte.

Auch wenn bei Ich bin ein Star - holt mich hier raus! der angebliche Dschungel manchmal frappierend einer TV-Studiodekoration ähnelte - die Krabbeltiere und das Entsetzen der Kandidaten waren echt.

Eher unappetitlich

Schon wartet das nächste Format dieser Art. Voraussichtlich im Sommer 2004 will RTL II die an Quoten ungemein erfolgrei-che US-Show Fear Factor nach Deutschland und damit in die österreichischen Kabel- und Satellitenhaushalte holen. Hier stehen nicht nur lebende Insekten, sondern auch Kuhaugen, Blut oder Fäkalien am Speiseplan. Schwer vorstellbar, dass der ORF sich des Ekel-Genres annimmt. Doch angeblich zeigt ATV+ bereits Interesse an einem solchen Format. Mahlzeit.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung