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Die DVB-T-Umstellung im Wiener Raum ist vollzogen. Allerdings sind nicht alle Beteiligten damit zufrieden.

Im Großraum Wien und weiten Teilen Niederösterreichs ist seit Ende Oktober Schluss mit dem analogen Antennenfernsehen. DVB-T (Digital Video Broadcasting - Terrestrisch), also die digitale terrestrische Übertragung von Fernsehsignalen, ist hier ab jetzt die einzige Möglichkeit fernzusehen, sofern man nicht ohnehin schon via Kabel oder Sat zusieht. TV-Seher müssen zum Empfang der digitalen Signale eine DVB-T-Set-Top-Box kaufen - sonst bleibt der Bildschirm finster. Denn die bisherigen analogen Signale werden nicht mehr ausgestrahlt.

"Bisher wurden über 270.000 solcher Set-Top-Boxen gekauft", so Alfred Grinschgl, Geschäftsführer der für die DVB-T-Umstellung zuständigen Behörde RTR. "90.000 davon sind multitextfähig, das heißt, sie können auch den neuen, grafisch überarbeiteten und interaktiven Teletext nutzen". Damit die Anschaffung der entsprechenden Boxen nicht zu teuer kommt, werden einige Boxen finanziell gefördert. "Wir haben 65.000 Käufe unterstützt. Die Förderung wäre für alle da, aber nicht alle holen sich das Geld ab", so Grinschgl. "Die Digitalisierung ist ein absolutes Muss, es gibt dazu keine Alternative. Wir liegen EU-weit im vordersten Drittel, was die Geschwindigkeit der Umstellung betrifft."

Dieser Umstand ist dem privaten TV-Sender ATV ein Dorn im Auge. Die EU gibt den Mitgliedsstaaten bis 2012 für die Umstellung Zeit, und ATV-Boss Herbert Kloiber wetterte in einem Interview mit dem Branchenblatt Medianet unlängst gegen die eilige Vorgehensweise der RTR. "Vernünftiger wäre gewesen, den Digitalisierungsprozess zu verlangsamen. Es gab keinen Grund, den Menschen im Oktober den Saft abzudrehen und sie dazu zu zwingen, sich ein Kasterl mit überspitzt gesagt dreieinhalb Programm zu kaufen." Noch dazu kämen vier der sechs empfangbaren Programme vom ORF. Der Grund für den ATV-Unmut: Kloibers Sender müsse für die Einspeisung in einen Kabel-oder Sat-Haushalt lediglich 19 bis 24 Cent bezahlen. "Für die digitale Terrestrik sollen wir 15 Euro bezahlen", so Kloiber.

Kritik verhallt beim ORF

Die Kritik an der Umstellung versteht man bei der ORF-Tochter ORS, die für den technischen Betrieb des Terrestrik-Netzes zuständig ist, nicht. "Bei uns hat Antennenfernsehen - im Vergleich zu anderen europäischen Ländern - einen hohen Stellenwert. Jeder zehnte Haushalt empfängt nur über Antenne und diesen Anteil konnten wir auch mit DVB-T halten. Die Einführung von DVB-T in Österreich ist Teil einer gesamteuropäischen Initiative, deren Ziel es ist, das knappe Gut an Frequenzen besser nutzen zu können", sagt ORS-Sprecher Michael Weber. "Mit ATV haben wir übrigens einen bestehenden Vertrag, der Programmanbieter war auch immer in alle Entscheidungen mit eingebunden", so Weber. "Wir sind mit dem Roll-out deutlich schneller als andere, das ist richtig und auch sinnvoll. Wir haben 70 Prozent aller Antennen-Haushalte gleichzeitig das DVB-T Signal zur Verfügung gestellt. Ein Jahr nach Einführung sind 80 Prozent des Landes digital versorgt. Für die Kommunikation zu DVB-T war das sehr hilfreich, da es zu weniger Verwirrung bei den Menschen geführt hat." Laut Weber liegt die Beschwerderate der Kunden bei unter einem Prozent.

Als besonderen Vorteil preisen RTR und ORS die neue Programmvielfalt im DVB-T- Bereich an. Neben ORF 1, ORF 2 und ATV sind die Programme 3sat, ORF Sport Plus und - ab Februar 2008 - Puls 4 frei empfangbar. Letzterer Sender soll nach Angaben der dahinter agierenden ProSieben-Sat.1-Gruppe das "vierte Vollprogramm für Österreich" werden. Der Kanal wird nicht bloß Abspielstätte für Sendungen von ProSieben oder Sat.1 sein, sondern einen starken Österreichbezug aufweisen.

Die nächsten Herausforderungen für die Terrestrik warten indes schon: Ein heißes Eisen dürfte die Ausschreibung der Lizenz für DVB-H (Fernsehen am Handy) werden. Ein Thema, das spätestens zu Fußball-EM 2008 aktuell wird. Die Ausschreibung bei der RTR läuft noch bis 14. Dezember, Ende Februar fällt dann die Entscheidung, wer den Zuschlag erhält. ORS-Sprecher Michael Weber: "Wir beteiligen uns an der Ausschreibung und sind technisch gut vorbereitet, um rechtzeitig zur EURO 2008 alle Landeshauptstädte und Umgebung mit mobilem Fernsehen zu versorgen.

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