Afrikanische Wellen

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Hinter "Radio Afrika International" liegt ein Jahrzehnt von Journalismus für Integration und respektvolle Begegnung.

Dürrekatastrophen, grausame Diktatoren oder Hungersnöte sind die Themen, in deren Zusammenhang Afrika in der europäischen Öffentlichkeit auftaucht. Soziale, kulturelle oder demokratische Entwicklungen finden sich selten in den Headlines. Die mediale Repräsentation in Europa lebender Afrikaner ist ein Spiegelbild dieser Verzerrung: Drogendealer, Vergewaltiger, Hunger leidende Analphabeten.

"Man kann etwas gegen Rassismus tun, ohne ,Rassismus!' zu schreien", ist Alexis Neuberg überzeugt. "Die Leute müssen einfach besser informiert werden."

Seit der Gründung von Radio Afrika International vor zehn Jahren sind Neuberg und etwa 56 weitere freiwillige Mitarbeiter genau damit beschäftigt. 900 Stunden Radio-Programm jährlich widmen sich dem afrikanischen Leben nicht nur in der Diaspora.

Ein medialer weißer Fleck

"Afrika ist ein weißer Fleck auf der medialen Landkarte. Diese Lücke zu füllen, bedeutet nicht nur, ein klischeehaftes Bild des Kontinents zu korrigieren, sondern auch, auf die Ursachen afrikanischer Probleme hinzuweisen und auf die Interessen, die hier im Spiel sind", erklärt Vladislav Marjanovic, Redakteur bei Radio Afrika TV.

Seit nunmehr zehn Jahren ist man mit diesem Programm erfolgreich unterwegs. Zahlreiche Journalistenpreise und eine Reichweite von etwa 150.000 Personen weltweit dürften nicht zuletzt mit der Mehrsprachigkeit der Sendungen zusammenhängen. Deutsch, Französisch, Englisch, aber auch große afrikanische Sprachen wie Swahili, Kinyarwanda und Lingala werden verwendet, und sind über die ORF-Mittelwelle 1467 in ganz Europa und Teilen Nordafrikas zu hören.

Österreich ist dabei ein guter Ausgangspunkt. "Es ist hilfreich, dass wir aus einem Land senden, das nicht mit einer kolonialen Vergangenheit belastet ist", vermutet Marjanovich.

Nachrichten über Afrika - und zwar stets aus einem anderen, breiteren Blickwinkel - sind ein Kernstück des Programms. Was Radio Afrika dabei grundlegend von anderen Medien unterscheidet, ist die Unabhängigkeit von internationalen Nachrichtenagenturen. "Wir haben ein Netz von Korrespondenten in ganz Afrika aufgebaut", erzählt der Journalist Simon Inou. "Oft waren wir im deutschsprachigen Raum die Ersten, die jemanden in Krisenregionen hatten oder ein Interview bekommen haben."

APA-Außenpolitik-Chef Ambros Kindel ist von diesem authentischen Zugang "ohne Brille" begeistert. "Europäische Medien sollten Journalisten aus den Ländern rekrutieren, aus denen sie berichten wollen. Journalisten, die Sprache, Kultur und Identität nicht nur intellektuell, sondern auch emotional und existenziell verstehen. Native Reporting lautet das Zauberwort."

Aufgrund von Berichten über politische Entwicklungen aus Neubergs Heimat Ruanda geriet Radio Afrika 2003 in Schwierigkeiten mit der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit und erhielt vorübergehend keine Förderung mehr. Der Verdacht auf unseriöse Berichterstattung konnte jedoch ausgeräumt werden, die finanzielle Unterstützung wurde in diesem Jahr von 7.000 auf 10.000 Euro jährlich erhöht.

Beitrag zur Integration

Medienförderung bezieht Radio Afrika allerdings genauso wenig wie andere Migrantenmedien. Dass sie allerdings einen wichtigen Beitrag zu Integration und respektvoller Begegnung leisten, wird von vielen Seiten immer wieder betont. "In einer Kommunikationsgesellschaft sind die Medien entscheidend für die Fremd-und Selbstwahrnehmung von Minderheiten", erklärt Lakis Jordanopulus vom ORF (Heimat Fremde Heimat). Für die afrikanische Community in Österreich übernimmt Radio Afrika eine Orientierungs-, Sozialisations-und Informationsfunktion. Gleichzeitig gibt es den Einwanderern ein Sprachrohr, mit dem sie die "Mehrheitsgesellschaft" erreichen können. "Integration ist keine Einbahnstraße", betont Alexis Neuberg. "Wir fordern aber nicht nur mehr Respekt und Toleranz, sondern wollen echtes Verständnis schaffen."

www.radioafrika.net

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