Weniger das angekündigte TV-Programmschema bewegte letzte Woche die ORF-Auguren als das rigorose Sparprogramm bzw. die Strategien, die dabei verfolgt werden. Viele Einschnitte dabei sind schmerzlich und eigentlich unverantwortlich (so wird bei Eigenproduktionen rigoros auf den Österreichbezug geschaut, sprich: Themen ohne diesen haben kaum noch Chance, vom ORF produziert zu werden. Welch absurde Idee! Hätte solches Prinzip zu Mozarts Zeiten gegolten, wäre ein Don Giovanni - weil Sprache: italienisch, Stoff: aus Spanien - nie auf die Bühne gekommen). Doch auch andere Sparvorhaben lassen Alarmglocken schrillen. Namentlich sollen ORF-Aktivitäten, die dieser "über den gesetzlichen Auftrag hinaus" gesetzt habe, "überprüft" werden.
Schon vor Jahresfrist wurde mit ähnlichem Argument Radio Österreich International, dem radiophonen Aushängeschild Österreichs in der Welt weitgehend der Garaus gemacht: Die Bundesregierung bezahle nichts mehr dafür. Jetzt soll es in Kärnten mit dem slowenischen Radio dva, das in Kooperation mit dem ORF geführt wurde, ab Jahresende aus sein. Weiters könnte es das Radio Symphonie Orchester, das unter anderem der zeitgenössischen Musik verpflichtete musikalische Aushängeschild nicht nur des ORF, treffen oder das RadioKulturhaus in Wien, das sich in den letzten Jahren zu einer ersten Kulturadresse gemausert hat. Auch die Beteiligung an 3sat, dem beispielhaften Kulturprogramm der deutschsprachigen Öffentlich-Rechtlichen steht zur Disposition.
Diese "Aktivitäten" gehören - wenn schon nicht de iure, so doch de facto - zum öffentlich-rechtlichen Kernbereich, den der ORF wegen Quote usw. in seinen Massenprogrammen mehr und mehr hintanstellt. Würde die heimische Anstalt die genannten Institutionen und Beteiligungen tatsächlich aufgeben, so stellt sich einmal mehr die Frage, wozu der ORF noch Gebühren einhebt.
Wenn es sein muss, dann sollten ORF und Politik den Mut haben, die seit 1998 unveränderten Gebühren anzuheben. Es darf doch nicht wahr sein, dass Orchester, 3sat, der Rest von Radio Österreich International oder Ähnliches den kurzsichtigen Sparmeistern zum Opfer fällt. Otto Friedrich
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