"Alltag ist Skandal genug"

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Nikolaus Geyrhalter serviert in "Unser täglich Brot" Bilder, die schwer verdaulich sind.

Es gibt so viele Dokumentarfilme, die den Zuschauer bei der Hand nehmen", findet Nikolaus Geyrhalter. "Unser täglich Brot" kommt ohne Voice-over aus. Ohne Fakten, Daten, Orte. Ohne Synchronisation der wenigen Dialoge. "Wir leben in einer Zeit, in der man Informationen bekommt, wenn man sich für ein Thema interessiert", begründet er die unkommentierte Erzählweise. Deswegen sei es nicht mehr die Aufgabe des Dokumentarfilms, diese Informationen zu liefern. Eher, zum Denken anzuregen: "Das, was man in 90 Minuten bringen könnte, wäre nur oberflächlich. Das Thema ist wahnsinnig komplex, es gibt keine einfachen Lösungen; schon gar keine, die man plakativ darstellen könnte."(vgl. dazu Debatte in Furche Nr. 11.)

Von industrieller Produktion günstiger Nahrungsmittel in Europa ist die Rede. Piepsende Küken rattern per Förderband an der Kamera vorbei, Gedärme quillen aus toten Schweinen, Fische werden maschinell zerlegt. Surreale Bilder sind es: sterile, geometrische Räume, in denen Tiere den Zweck der Konzerne und der Konsumenten erfüllen; sterben oder gebären. Und Menschen nur noch dort sind, wo noch keine Maschinen sie ersetzen können. Seine Eindrücke gibt Geyrhalter 1:1 wieder, ohne erhobenen Zeigefinger (weil er auch keine Lösung anbieten könnte), ohne Skandallust ("Der Alltag ist Skandal genug"). Es ist ein Film über Moral und Respekt Tieren und Pflanzen gegenüber, der mit schauerlich-ästhetischen Bildern fragt, wie weit man gehen darf, mit der Ausrede im Gepäck, dass eben viele Menschen ernährt werden müssen ...

Nicole Albiez

UNSER TÄGLICH BROT

A 2006. Regie: Nikolaus Geyrhalter.

Verleih: Stadtkino. 92 Min.

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