Altes Katastrophen- und Horrormuster

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JURASSIC PARK 3. - Jurassic Park 3

Die Saurier für den "Jurassic Park" des zweiten Films waren auf einer Nachbarinsel gezüchtet worden, auf der sie sich nun - acht Jahre nach der damaligen Katastrophe - prächtig entwickelt haben. Mit einer falschen Legende ausgestattet, lockt ein Paar Professor Alan Grant und seinen Assistenten auf die Insel: Mr. und Mrs. Kirby fahnden zwischen den Sauriern nach ihrem 10-jährigen Sohn Eric, der dort mit einem Fallschirm landete. Die Handlung wurde auf ein Mindestmaß zurückgefahren: Durchgängig ein Katastrophenfilm, eingefroren im Augenblick der ersten Gefahr, orientiert sich die Inszenierung der Echsen am Horrorfilm, während die Erzählung eine Familie wieder zu vereinigen hat. Effekte, Schnitt und Ton wollen nur noch überwältigen und sind in ihrem massiven Einsatz nur von Jugendlichen zu verarbeiten. Ab 14.

Der Schriftzug war von Anbeginn ein Markenzeichen, die Spuren einer Pranke formen eine römische Drei, der Schatten eines fliegenden Ungeheuers gibt schon auf den Litfaßsäulen das noch nicht Gesehene preis. Was angekündigt wird, ist längst schon selbstverständlicher Bestandteil unseres Figurenrepertoires. Das Merchandising, das der Vorgängerfilm noch selbstreflexiv in seine Handlung einbaute, transportiert keine neue Botschaft mehr, sondern Erinnerung an Wegkumpanen. "Jurassic Park"-Filme sind zuallererst Filme, in denen Saurier mitspielen, Kinofiguren, auf die es so etwas wie ein Patent gibt, seit man es allerorten mit der Ausschöpfung von Ressourcen ernster als je zuvor meint. Wie einst King Kong, lebt der Saurier auf der Leinwand. Den Graben zwischen diesen Wesen hat "Jurassic Park 3" selbst ausgemessen, als die Macher sich entschlossen, analog zu King Kongs monströser, aber weicher Tatze ein Saurus-Bein zu bauen, das nichts anderes kann als einen Flugzeugrumpf hin und her zu schaukeln.

Ging es den ersten Filmen noch um die Verbürgung für ein Authentisches, das die Menschheitsgeschichte nicht ermessen kann, so lösen sich die Kreaturen dieses dritten Films allmählich von den prähistorischen Vorlagen. Die Logik der Fortsetzung wollte einen Saurier, größer als der T-Rex, gefährlicher und - buchstäblich - fantastischer. Die einzige Repräsentation des für diesen Film kreierten Spinosaurus wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, die fliegende Reptilie "Pteranodon", die das Plakat zum Film als Attraktion preist, ist sogar eine fiktive, an einen Ptenosaurus lediglich angelehnte Gestalt. Auch die Inszenierung geht traditioneller vor - das heißt in diesem Fall, dass sie die Urwesen den imaginierten Monstern angleicht. Es dominieren Ausschnitte und Größenunterschiede - und die eine Faszination, um die die Saurier in dieser dritten Folge reicher sind, liegt ebenfalls im Märchenland: Dr. Alan Grant (Sam Neill) findet in seiner neuen Begegnung mit den Sauriern seine These bestätigt, dass sie eine Sprache entwickelt haben, mit der sie sich weitaus strategischer verständigen und koordinieren können als die Primaten.

"Jurassic Park 3" ist über weite Strecken und von Anfang an ein Katastrophenfilm, mit Flugzeugabsturz im Regenwald, Regen, Sturm und sonstigen Wassern, großer Geräuschkulisse und wiederholter Dunkelheit. Die Gruppe der Menschen, die auf der saurierbevölkerten Insel landet, erleidet aber weitaus weniger eine Dezimierung als erwartet. Eine Familienzusammenführung ist der erklärte Inhalt des Familienfilms, Paul Kirby und Amanda Kirby (William B. Macy und Tèa Leoni) geben nur vor, abenteuerlustige Millionäre zu sein, die den besten Dinosaurier-Forscher und seinen Assistenten Billy Brennan (Alessandro Nivola) als Führer haben wollen, um ihren Rundflug mit Kommentaren anzureichern. Die beiden können keine Forschung sponsern sondern nur ein Badezimmer einbauen und haben einen zehnjährigen Sohn zu retten, der auf der Insel gestrandet ist. Eric Kirby (Trevor Morgan) hat es zwischen den Reptilien über eine Woche lang ganz gut alleine geschafft, eine vergruselte Mischung zwischen Robinson Crusoe und Peter Pan. Der Sohn will jetzt ernst genommen werden, der Vater will wieder fischen gehen, zu Hause, ob in Iowa oder Oklahoma, und die Mutter, nun, sie ist die eigentliche Gefahr. Sie ist die, die immer schreit, so dass die Echsen nahen.

Wollten die vorangegangenen "Jurassic Park"-Filme über das Thema der Verantwortung eine gewisse Dramatik erlangen, fällt die verhandelte Entgegensetzung dieses dritten Teils recht schematisch aus: Grant, der erfahrene Wissenschaftler, will sich nur vorstellen, wie das früher einmal war und mag nicht mehr in den Jurassic Park, sein Assistent aber will den Gegenstand seiner leidenschaftlichen Forschung "sehen" und "fühlen" - Eric, der Junge, versteht das, als Stellvertreter des idealen Zuschauers wirbt er für das Spektakel.

USA 2001 - Produktion: Amblin Entertainment - Produzent: Kathleen Kennedy, Larry Franco, Steven Spielberg - Verleih: UIP - Länge: 92 min. - Regie: Joe Johnston - Buch: Peter Buchman, Alexander Payne, Jim Taylor - Kamera: Shelly Johnson - Schnitt: Robert Dalva - Musik: John Williams - Darsteller: Sam Neill, William H. Macy, Téa Leoni, Alessandro Nivola, Trevor Morgan, Michael Jeter - BBWK: noch offen - Prädikat: noch offen

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