Anders seit 20 Jahren

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Der europäische Kultursender 3sat feiert seinen 20. Geburtstag - und blickt in eine ungewisse Zukunft.

Der Kultursender 3sat gehört zu den Programmen, auf denen man zu jeder Tages- und Nachtzeit interessante Sendungen mitverfolgen kann. Welcher andere deutschsprachige Sender - mit Ausnahme von Arte - kann das heute noch von sich behaupten?

Genau 20 Jahre ist es her, da wurde 3sat als Gemeinschaftsprogramm von ZDF, ORF und SRG gegründet. Gerd Bacher unterzeichnete damals für den ORF den Vertrag, was 3sat-Vorsitzender Gottfried Langenstein (ZDF) als "ökonomisch klugen Wurf" bezeichnet. 3sat wurde damals wie heute als "Fernsehbündnis der Kultur" (Langenstein) verstanden - eine Standhaftigkeit im Zeitalter der Dauerwerbesendungen, die ihresgleichen sucht. Heute kann 3sat von 86 Millionen Haushalten europaweit empfangen werden. Vor zehn Jahren trat auch die ARD dem Verbund bei.

Nachrichten, Kultur, Kino

Gespeist wird das 3sat-Programm vor allem mit Programmen, die auf dem Kanal als Zweitverwertung laufen, dennoch leistet sich der Sender auch eigene Produktionen. Die tägliche "Kultur-ZIB" namens "Kulturzeit", leider zeitgleich mit der ORF-ZIB 1 programmiert, hat seit Jahren eine treue Fangemeinde. Große Filmretrospektiven bedeutender Regisseure gehören ebenso zum Programm wie ausgedehnte Opernübertragungen, Sendungen über Literatur, Wissenschaft, Philosophie und Kunst.

Die Hauptnachrichtensendungen der vier Sender ORF (ZIB 2), ARD, ZDF und SRG werden ins Programm übernommen. Zu den Höhepunkten gehört seit Jahren etwa die jährliche, 30-stündige Übertragung der Lesungen des Ingeborg-Bachmann-Preises aus Klagenfurt, themenspezifische Abende oder Programmschwerpunkte zu den Kulturhauptstädten (zuletzt Graz 2003). "Anders fernsehen" lautet seit einigen Jahren das Motto von 3sat.

Doch zum 20. Geburtstag des Senders gibt es auch Gerüchte um eine Einschränkung des Angebots, die bis hin zur Einstellung des Programms reichen. Obwohl der bisherige Österreich-Leiter Peter Zurek, der mit Anfang Dezember in Pension geht, davon spricht, dass "der Jahresmarktanteil zuletzt mit 1,4 Prozent so hoch wie noch nie lag", ist das Kulturfernsehen in Gefahr. Zureks Nachfolger im ORF, Wolfgang Lorenz: "Durch den andauernden Gebührenstreit zwischen ARD und ZDF könnte sich rundfunkpolitisch alles recht schnell ändern." Das Problem sei nicht die Quote (in Österreich hat 3sat den größten Marktanteil), sondern die in Deutschland brennende Frage, ob es in Hinkunft nur mehr ein nationales öffentlich-rechtliches Programm, das ZDF, geben sollte, während die ARD sich auf die lokalen Sender konzentriert.

In Deutschland tobt schon seit längerem ein politischer Streit um die Rundfunkgebühren: Ursprünglich wollten ARD und ZDF ihre Gebühren (Gesamteinnahmen: rund 7 Milliarden Euro jährlich) um 2 Euro pro Monat anheben, eine Arbeitsgruppe aus der Politik sieht aber nur Bedarf von einer Erhöhung um 86 Cent. Gestrichene Stellen und ein eisernes Sparprogramm bei den Öffentlich-Rechtlichen könnte auch 3sat betreffen.

ORF-Beteiligung gefährdet?

Gerüchte, dass der ORF aus dem 3sat-Verbund aussteigen könnte, zerschlägt Lorenz: "Davon weiß ich nichts." Nachsatz: "Es könnte aber sein, dass 3sat sich aufgrund der deutschen Debatte neu formieren muss und auf den ORF dadurch eine nicht zu leistende Programmlast zukommt." Der ORF könne für einen eventuellen Ausstieg der ARD nicht als Kompensator einspringen.

Derzeit beträgt das Jahresbudget des ORF für 3sat gerade einmal vier Millionen Euro, damit füllt der ORF bereits rund 25 Prozent des Satellitenprogramms. "Es liegt uns sehr viel daran, die österreichische Kultur auf diese Weise europaweit platzieren zu können. Wir bekennen uns zu dieser Form der Imagepflege, aber wenn andere die Spielregeln ändern, dann müssen wir unsere Mitwirkung ebenfalls überdenken", meint Lorenz. "Einmischen werden wir uns in die deutsche Debatte mit Sicherheit nicht".

MEHR IM Internet: www.3sat.de

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