Anleitung zum Krieg

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In der neuesten Tom Clancy-Adaption steht der Weltfrieden auf wackligen Beinen.

In diesen Tagen ist es besser, schuldig zu wirken als ohnmächtig." Unter dem Motto nimmt der russische Präsident die Zerstörung Grosnys auf die Kappe der Regierung. Aber Tschetschenien war erst ein kleines Vorspiel ...

"Der Anschlag" ("The Sum of All Fears") entwirft unter der Regie von Phil Alden Robinson ein apokalyptisches Szenario, in dem eine Neonazigruppe den Dritten Weltkrieg provoziert: über Baltimore steigt ein Atompilz auf - und verdächtigt werden gleich einmal die Russen. Zumal man über deren neuen Präsidenten Nemerov (Ciaran Hinds) wenig weiß, er in der Tschetschenien-Frage nicht mit sich reden ließ und drei russische Atomforscher spurlos verschwunden sind.

Der von Bestsellerautor Tom Clancy erdachte und bereits bewährte (z.B.: Jagd auf roter Oktober, Das Kartell) CIA-Analyst Jack Ryan (diesmal: Ben Affleck) egagiert sich in Sachen Weltfrieden und Wahrheitsfindung, denn natürlich war alles eigentlich ganz anders: 1973 wurde ein israelischer Kampfjet samt Atomsprengkopf über den Golanhöhen abgeschossen. Unserer Tage wird die Bombe zufällig gefunden und gelangt auf den verschlungen Umwegen internationalen Waffenhandels in die Hände einer Neonazi-Organisation. Makaberes Kuriosum: die USA wurden mit ihrem eigenen Plutonium bombardiert ... Dies - und damit die Unschuld der Russen - gilt es nun zu beweisen, um ein weltweites Nuklearinferno zu verhindern.

Die brisante Thematik ließ ein paar Änderungen im Drehbuch ratsam erscheinen: In der Romanvorlage von 1991 zeichneten noch arabische Terroristen für den Anschlag verantwortlich - nach dem 11. September nicht gerade ein glückliches Motiv für eine Hollywood-Produktion. So wurden eben aus Arabern Neonazis, und die Bösen sitzen jetzt in Wien. Irgendwo müssen sie ja schließlich sitzen.

Ohne Stereotypen geht es leider nicht: Die Russen sind diesmal zwar lieb, aber ein bisserl unfähig.

Auch der unvermeidliche amerikanische Heldenmythos wird wieder einmal bemüht: Der CIA wirds schon richten. Ansonsten gibt man sich kritisch: so manche politische Entscheidung trifft der Zufall, und menschliches Versagen, Misstrauen, Angst und vorschnelles Handeln führen beinahe zum Atomkrieg. Fazit: Der Film wird wohl für Diskussionen sorgen, ist aber eigentlich nicht mehr als spannende Unterhaltung, gut gespielt und mit Sinn für Bildästhetik.

DER ANSCHLAG.

USA 2002. Regie: Phil Alden Robinson. Mit Ben Affleck, Morgan Freeman, James Cromwell, Ciaran Hinds. UIP. 120 Min.

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