Das Einzige, was berufliche Kritiker absolut nicht vertragen, ist Kritik an ihrer Arbeit. Das kennzeichnet Journalismus und daher auch den ORF. Jetzt tobt ein Konflikt um die Kritik am ORF-Programm, bei dem es um mehr geht als ein bisschen Programm.
Anlass ist ein noch nicht rechtskräftiger Bescheid der Medienbehörde KommAustria: Der ORF habe, so die Behörde, in seinem TV-Gesamtprogramm von Jänner 2010 bis August 2011 nicht dafür gesorgt, dass Information, Kultur, Unterhaltung und Sport "in einem angemessenen Verhältnis zueinander standen, wie es der im ORF-Gesetz formulierte, öffentlich-rechtliche Kernauftrag verlangt“. Der Anteil an Unterhaltung sei zu hoch und die Unterhaltung selbst sei nicht vielfältig genug. Die Konkurrenz sieht sich bestätigt. Dieser Bescheid würde die "fortwährende Kritik“ der privaten Rundfunk- und TV-Anbieter unterstreichen, sagte deren Verbandspräsident und Vorstand der Styria Media Group, Klaus Schweighofer: "Das Programm ist zu kommerziell ausgerichtet.“
Seitens des ORF wies dessen Generaldirektor Alexander Wrabetz dies samt und sonders zurück, sah in dem Behörden-Spruch vielmehr einen "Eingriff in die Unabhängigkeit“ des ORF und einen "klaren Verstoß“ gegen die Meinungsäußerungsfreiheit“.
Na ja. Da hat jemand zur Selbstverteidigung und in dieser zu hoch gegriffen. Grundrechte standen nicht zur Debatte. Zu prüfen war, ob der ORF das Gesetz einhält, welches ihm dafür das Recht auf die Gebühr - längst eine Apparatesteuer auf TV- und Radiogeräte - einräumt. Es geht ans Eingemachte. Die Gebühr zu kassieren und sich dann in der Programmierung am Publikumsgeschmack nach Unterhaltung zu orientieren - das geht nicht zusammen. Kritik muss daher möglich sein. Dieser hätte dann nicht ein Abwehrreflex zu folgen, sondern deren Überprüfung und gegebenenfalls Korrektur der Umstände. Das entspräche Medien-Qualität.
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