Auf der anderen Seite

Werbung
Werbung
Werbung

Clint Eastwood beeindruckt zum zweiten Mal - diesmal aus der Sicht der japanischen Soldaten - mit einem Epos über die Schlacht um Iwo Jima.

Die Schlacht um Iwo Jima hat sich in das kollektive Gedächtnis der USA und Japans eingebrannt. 21.000 japanische Soldaten leisteten 1945 auf der winzigen, aber strategisch bedeutenden Insel über einen Monat lang erbitterten Widerstand gegen eine erdrückende amerikanische Übermacht. Der Filmemacher Clint Eastwood hat sich dem historischen Stoff in einer Art cineastischem Diptychon aus zwei Richtungen angenähert: In Flags of Our Fathers (siehe Furche 3/2007) zeigte er die US-amerikanische Sicht, in Letters from Iwo Jima die japanische Perspektive, wobei sich der zweite Film auf die Kämpfe (und die Vorbereitung dazu) beschränkt.

Der in blassen Farben, fast schon schwarzweiß, gehaltene Streifen gewinnt seinen besonderen Reiz aus dem im damaligen Japan kulturell grundlegend verschiedenen Verständnis von Krieg. Für die Japaner hieß es: Sieg oder Tod, eine Kapitulation kam nicht in Frage. Entsprechend erbittert wurde die Insel verteidigt: Von den japanischen Soldaten überlebten nur etwas mehr als 1000.

Vom Befehlshaber bis hin zum einfachen Soldaten greift der amerikanische Regisseur einige Figuren heraus und zeichnet ein menschliches und differenziertes Bild des ehemaligen Feindes. Da sind humane, mit westlicher Lebensart vertraute Offiziere, die neue Wege gehen, etwa der brillante General Kuribayashi (Ken Watanabe), der körperliche Züchtigungen in seiner Einheit untersagt und mit seiner Verteidigungsstrategie Militärgeschichte schreibt, oder der noble Offizier Nishi (Tsuyoshi Ihara), ein ehemaliger Olympiasieger im Springreiten. Ihnen gegenüber stehen Betonköpfe, die gemäß der Tradition anstatt den militärisch sinnvollen Rückzug lieber den kollektiven Selbstmord befehlen. Diesem in einer beklemmenden Szene kulminierenden Wahnsinn können zwei Kämpfer (Kazunari Ninomiya und Ryo Kase) entkommen, die nur das wollen, was jeder einfache Soldat will: überleben und zurück nach Hause.

Ein blutiger, niederschmetternder Film, der - wie jeder gute Kriegsfilm - den Krieg als das zeigt, was er ist: als entmenschlichende Todesmaschinerie.

LETTERS FROM IWO JIMA

USA 2007. Regie: Clint Eastwood.

Mit Ken Watanabe, Kazunari

Ninomiya, Tsuyoshi Ihara, Ryo Kase.

Verleih: Warner. 141 Min.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung