Bankdirektor denkt privat

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Ein rein persönliches Anliegen sei es ihm gewesen, über den "tagespolitischen Tellerrand" hinauszublicken, schreibt Klaus Pekarek, Vorsitzender des ORF-Stiftungsrates, in einem Brief an seine Stiftungsräte. Das private Hobby, dem der Bankdirektor aus Kärnten gefrönt hatte, war - via Interview für die Tageszeitung Die Presse - einmal mehr die Teilprivatisierung des ORF anzudenken; und weiter: Man könne die Medienanstalt ja zur Hälfte ans Publikum verkaufen. (Wir erinnern uns: vor nicht allzu langer Zeit wollte schon Hans Dichand den "ORF in Bürgerhand" sehen.) Außerdem könnten - so Pekarek privat - die Fernsehgebühren, aus denen sich der ORF zu einem Gutteil finanziert, teilweise auch privaten Sendern zugute kommen.

Wir Schelme denken dabei Böses:

* Dass die unliebsamen und absolut entbehrlichen Zurufe auch diesmal aus Kärnten kamen, kann kaum Zufall sein. Natürlich ist Pekareks Wortspende nicht das Gleiche wie Jörg Haiders Philippika gegen den Verfassungsgerichtshof. Doch wie ein Landeshauptmann der Verfassung verpflichtet ist, so sollte der oberste Aufseher des ORF sich jedenfalls ans ORF-Gesetz halten - und nicht nach nur dreiwöchiger Geltungsdauer über dessen Abschaffung laut nachdenken. Beide Fälle fügen sich in ein zweifelhaftes politisches Sittenbild.

* Ebenso - und wider alle Dementis - kann es nicht zufällig sein, dass der ORF-Vorsitzende seine Ideen just eine Woche, bevor der Stiftungsrat die zweite Führungsebene im ORF bestellt, loswurde. Ob gewollt oder wirklich nicht: eine Rute im Fenster für ORF-Generalin Lindner, wie man (auch hier sind wir versucht zu sagen: in Kärnten) weiterdenken könnte, wenn die Zusammensetzung der neue ORF-Mannschaft als politisch nicht korrekt empfunden wird.

* Dritter Nicht-Zufall ist, dass dem Stiftungsratsvorsitzenden auch privat nichts einfällt, um den ORF aus den parteipolitischen Machenschaften herauszubringen. Selbst wenn klar ist, dass jede öffentlich-rechtliche Konstruktion der Rundfunksanstalt für Polit-Einflüsse anfällig ist, könnte ein kreativer Stiftungsrat doch manches versuchen, um Mauscheleien bei der Postenvergabe und immer dreistere Partei-Interventionen im Alltagsgeschäft der Berichterstattung eindämmen zu helfen.

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