Wenn Mitren, Soutanen und Priesterkrägen das TV-Hauptabendprogramm dominieren, ist meist Weihnachten oder Ostern nahe. Zur passenden Jahreszeit strahlten ORF und ZDF parallel die italienisch-deutsch-amerikanische Produktion "Ein Leben für den Frieden - Papst Johannes XXIII." aus, die längst fällige filmische Würdigung eines der bedeutendsten Menschen des 20. Jahrhunderts.
Er war vom Aussehen nicht das, was man foto- oder telegen nennt, dieser Landarbeitersohn Angelo Roncalli aus Sotto il Monte, aber er war so authentisch in seiner Liebe zu den Menschen, dass ihm die Herzen zuflogen, dass seine Bereitschaft zum Dialog der Kirche und den West-Ost-Beziehungen neue Chancen eröffnete. Diese Botschaft konnte Giorgio Capitanis Streifen dank eines ausgezeichneten Hauptdarstellers vermitteln. Edward Asner ging mit dem nötigen Ernst und der nötigen verschmitzten Herzlichkeit, die Johannes XXIII. eigen war, an diese schwierige Rolle heran.
Vermutlich bringt so ein Spielfilm vielen den "Übergangspapst", der mit der Einberufung des Zweiten Vatikanischen Konzils Kirchengeschichte und in der Zeit des Kalten Krieges (Bau der Berliner Mauer, Kuba-Krise) auch politische Geschichte machte, näher als eine strenge Dokumentation. Man konnte mit historischen Details etwas freier umgehen - hielt sich aber doch oft genau an die Biografie; auch der unbestreitbare Widerstand der Konservativen gegen die päpstlichen Reformen spiegelte sich in den beredten Schauspielermienen (wie jener von Claude Rich als Kardinal Ottaviani) wider. Neben den in solchen Filmen fast unvermeidlichen Szenen, die wie Geschichtsunterricht oder konstruiert wirken, gab es auch solche, die gefühlsmäßig berührten, etwa die Begegnung des Papstes mit dem ukrainischen Erzbischof Josif Slipyj. Alles in allem ein Film, der sich viele Zuseher verdient hätte.
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